Sandy & Tom

auf grosser Reise


 

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Bariloche - Buenos Aires

20. März 2004 - 6. Juni 2004

In Bariloche entdeckten wir schnell die riesigen Confiserie-Geschäfte. Pralinen und Schokoladenspezialitäten so weit das Auge reichte. Das lies natürlich mein Konditorenherz gleich viel höher schlagen. Nicht vergebens gilt Bariloche als das Schokoladenmekka Südamerikas. Für uns sind die Preise auch sehr erschwinglich. Kostet doch ein Kilo gerade mal 13 Fr.

2 Tage später starteten Fränzi, Richi und wir zu unserem Trekking in die Berge hinter Bariloche. Die Fahrzeuge konnten wir sicher auf dem Camping Pitunia lassen (leider ist Bariloche in den letzten Jahren auch wegen der vielen Autoeinbrüchen und Diebstählen zu unrühmlicher Bekanntheit gelangt). 4 Tage wanderten wir von Refugio zu Refugio. Über Pässe und Gebirgszüge führte der Weg und bot uns die tollsten Ausblicke auf den Cerro Tronador, Vulkan Osorno, Vulkan Lanin und den Lago Nahuel Huapi. Am letzten Tag stiegen wir über den Aussichtsberg Cerro Lopéz (2076m).

Da machten wir Mittagsrast. Schon wollten wir zusammenpacken als 4 Kondore anfingen uns zu umzirkeln. Die unglaublichen Flugkünste dieser schwarzen Riesengeier mit einer Flügelspannweite von 3m, hatten wir in Patagonien und Tierra del Fuego schon oft zu Gesicht bekommen. So nahe konnten wir sie jedoch noch nie sehen. Einer von ihnen landete ca. 80m vor uns auf einer Felsnase. Wir beobachteten ihn ein Weilchen, bis Tom beschloss, ihn vorsichtig anzuschleichen. Ich gab dem Unterfangen wenig Hoffnung. Als sich jedoch Tom dem Kondor bis auf 3m nähern konnte, war ich ganz sprachlos. Der Kondor reichte Tom gut bis zu der Taille. Nach einer Weile breitete er seine riesigen Flügel aus und lies sich wieder in die Lüfte gleiten. Leider konnte ich dieses Erlebnis nicht mal fotografisch festhalten. Wir hatten keinen Film mehr für die Kamera! Müde erreichten wir an diesem Abend den Camping. Fränzi und Richi erwarteten uns bereits mit einem erfrischenden Mate Terere. Die Zwei wanderten am 3. Tag das Tal hinaus, während Tom und ich die schwierigere, und einen Tag längere Route über den Cerro Lopez wählten. Während Tom und ich nun eine heisse Dusche genossen, grillierte Richi ein feines Stück Fleisch zum Znacht und Fränzi verwöhnte uns mit 3 verschiedenen Salaten.

Mit 1kg Praline im Gepäck (sie sind sehr fein, jedoch kommen sie an unsere Schweizerschoggi nicht ganz ran) verliessen wir Bariloche in Richtung Norden. Kurz nach Villa La Angostura trennten sich nach 5 Wochen die Wege von Fränzi und Richi und uns. Eine schöne Zeit hatten wir zusammen verbracht und viel gelacht. Nun aber fuhren die Zwei weiter nach Osorno und wir wollten nach San Martin de los Andes. Eigentlich planten wir den Vulkan Lanin (3700m) zu besteigen. Jedoch hat das Wetter umgeschlagen und nicht mehr Sonnenschein begleitete uns, sondern der Regen. So konnten wir unser Lanin-Projekt begraben, da half auch das Warten in der heissen Queni Quelle nichts. Um zu der zu gelangen musste man für 10km einer Erdpiste folgen. Die hat durch den Regen eine richtig schmierige Oberfläche bekommen. In einer steilen Passage half dann auch kein 4x4 und Sperre mehr. Erst als Tom die Luft in den Reifen bis auf fast 1 Bar runter lies, schaffte der Land Rover die Steigung ohne Problem. Nach 3 Regentagen flüchteten wir auf die Chilenische Seite nach Pucon. Aber wie uns schien war das mehr eine Flucht vom Regen in die Traufe. Zum Glück durften wir das Häuschen von unseren österreichischen Reisefreunden Lizi und Ruedi in der Nähe von Villarica benützen. So verbrachten wir 3 Sturm und Regentage in dem gemütlichen Holzhaus mit dem grossen warmen Holzofen in der Stube. Nach den 3 Regentagen folgten 3 Sonnentage und wir sahen den Vulkan Villarica doch noch ohne Nebelkleid. Auch beschlossen wir, wenn schon nicht der Lanin, dann besteigen wir halt den 600m kleineren Vulkan Llaima. Schon die Hinfahrt erwies sich als sehr spektakulär. Durch riesige Lavafelder und schöne Araukarienwälder näherten wir uns dem noch immer sehr aktiven Vulkan. Seine letzte Eruption liegt nur 10 Jahre zurück und immer wieder entweicht ein Räuchlein aus seinem Krater. Der erste Teil des Aufstieges erwies sich als einfach. Schwieriger wurde es erst als wir die ersten Schneefelder erreichten und es immer steiler wurde. Wir entdeckten 3 Chilenen vor uns. Einer hatte einen Pickel dabei und schlug Tritte in den eisigen Schnee. Schnell hatten wir sie ein und überholt. Wir konnten noch über eine schneefreie Kante ein paar Meter hochsteigen, aber schon bald war endgültig Schluss. Eine Eiskappe versperrte uns 30m vor dem Gipfel den Weg. Ein Weiterkommen ohne Steigeisen war aussichtslos. So mussten wir schweren Herzens so kurz vor dem Gipfel umdrehen. Beim Abstieg hörte ich auf einmal etwas poltern und rutschen hinter mir. Ich drehte mich um und mir gefror das Blut in den Adern. Einer der Chilenen war ausgerutscht und schoss neben seinen Kollegen den Hang hinunter. Eine Felsnase stoppte ihn hart und lies ihn 1,5m in den Fels- Schneespalt fallen. Lange blieb er liegen, konnte dann aber wieder aufstehen. Tom und ich stiegen schon mal voraus, da sich beim Runtergehen immer wieder grosse Lavabrocken lösten. Wir liessen uns aber viel Zeit für den restlichen Abstieg und genossen die tollen Aussichten. Nach 9.5h erreichten wir den Land Rover und campierten unter einer schönen Araukarie. Am nächsten Morgen wurden wir wieder mit Regentropfen geweckt. Nach zwei weiteren Regentagen flüchteten wir über die Anden zurück nach Argentinien. Und siehe da, die Wolken blieben im Gebirge hängen und für uns schien die Sonne wieder. Zum Glück hatten wir vor 3 Monaten von einem älteren Österreicher ein paar gute Tipps für diese Gegend bekommen. Damals schrieb ich sie mehr nur aus Anstand auf, weil wir ja vor hatten unsere Zeit bis zuletzt mit Trekking in Chile zu verbringen. Ja, ja so schnell können sich Pläne ändern!

So fuhren wir also von dem Dorf Chos Malal aus in das abgelegene Tal zum 170km entfernten Vulkan Domuyo (4709m). Eine wunderschöne, karge Landschaft. Auf dem Weg dahin begegneten wir grossen Herden von Schafen, Ziegen, Pferden und Rindern die von Gauchos für den Winter ins Tal hinunter getrieben werden. Warm in Schaffelle eingepackt und meist mit einem Packpferd im Schlepptau sind die Gauchos bis zu vier Wochen mit ihren Herden unterwegs, weitab der Zivilisation. Im Angesicht der Entbehrungen und nächtlichen Temperaturen, scheint mir dieser Job auf dem Rücken eines Pferdes, mit der verherrlichten Cowboy-Romantik wenig zu tun zu haben. Sondern gleicht mehr schwerere Knochenarbeit.

Eine angenehmen Nebenerscheinung der meisten Vulkane sind die Heisswasserquellen. So auch beim Domuyo. Hier gibt's sogar einen heissen Wasserfall! An verschiedenen Stellen wurde das Wasser zu Becken gestaut, wo man baden kann. Was gibt es schöneres als in einer frostig, kalten Nacht unter einem riesigen, klaren Sternenhimmel im heissen Wasser zu liegen? Erst am nächsten Morgen entdeckten wir, dass Mutternatur auch heisses Wasser mit Leben ausgestattet hat. Beim morgendlichen Bad bemerkten wir auf einmal raupenähnliche Tierchen und komische Stechfliegen, die in einer Art Luftblase einige Zentimeter ins Wasser krabbeln können. Auch gedeihen Algen in bis zu 80°C heissem Wasser in allen Farben und Formen.

Zwei wunderschöne Wanderungen unternahmen wir in dieser Gegend. Bei einer stiegen wir ein gutes Stück am Vulkan hoch. Schon bald erreichten wir Schnee und da sah ich auf einmal wieder Pumaspuren. Diesmal war das Büsi in Action gewesen. Anhand der Abdrücke schien uns, dass der Puma etwas angeschlichen hatte, um es wenig später in grossen Sprüngen zu verfolgen. Auch ein Kondor kam bis auf wenige Meter zu uns herunter gesegelt. Und die Aussicht auf die umliegenden Berge war spektakulär. Ein Abstecher in ein weiteres Tal, brachte uns zu einem Südbuchenwald, der nun in dieser Zeit in satten Herbstfarben auftrumpfte. Der Photoapparat arbeitete Überstunden. In Chos Malal konnte wir unser 3 jähriges Reisejubiläum feiern. Dazu wählten wir eines der wenigen Restaurants des Dorfes und liessen uns ein dickes Bife de Chorizo (Steak) auftragen. Auf dem Weg nach San Rafael, legten wir einen Zwischenstopp in Las Leñias ein, das wohl renommierteste und grösste Skigebiet in Südamerika. Das wiederum heisst aber noch lange nicht, dass es auch schön ist. Aus dem Boden gestampfte, nach dem gleichen Strickmuster gebaute Hotelklötze, eine Skivermietung und viele Lifte. Sonst wies das Retortendörfchen nicht viel auf, und machte eher einen trostlosen Eindruck. In San Rafael besuchten wir nochmals einen Weinkeller. Das Gebiet von San Rafael und Mendoza gilt als wichtigstes Weinanbaugebiet von ganz Argentinien. Bei dieser Gelegenheit kauften wir uns auch gleich ein paar gute Tröpfchen für nach Hause in die Schweiz. In nur zwei Tagen durchquerten wir die flache, einsame Pampa und erreichten am 26. April Buenos Aires unsere Enddestination in Südamerika. Hier trafen wir uns mit Tinu und Daniela. Die Zwei hatten beim Schweizerclub in Tigre angefragt, ob wir da eventuell stehen könnten. Sehr herzlich wurden wir von Tinu und Daniela begrüsst und später auch vom Präsident des Schweizerclubs. Mit diesem Standplatz hatten wir echt Glück. Uns stand ein grosser Garden mit Parkplatz zur Verfügung und Tigre ist das Naherholungsgebiet von Buenos Aires, mit anderen Worten, sehr angenehm. In 50min konnten wir bequem mit dem Zug das Zentrum erreichen.

Unsere letzten Tagen in Südamerika standen ganz im Zeichen des Shoppings. Die Kleiderpreise waren für unsere Verhältnisse sehr günstig. So erstanden wir uns eine komplett neue Garderobe. Tom brachte es sogar auf 8! neue Hosen! Aber auch ein Zahnarztbesuch legten wir ein. Bei einer deutschsprachigen Zahnärztin liess ich mir endlich meinen seit Nepal abgebrochenen Zahn flicken und bekam für 100Fr. eine schöne Porzelanfüllung. Neben all dem Einkaufen ging fast der kulturelle Teil etwas unter. Besonders als wir auf einmal die Nachricht erhielten, dass unser Schiff nun einen Tag früher ausläuft. So unternahmen wir eine Schnellbleiche Touristentour, damit wir doch noch den alten Hafen von La Boca mit seinem zum Teil sehr bunt restaurierten Blechhütten, der damals bitterarmen italienischen Auswanderern, sehen konnten. Auf dem Programm stand auch ein Besuch des Friedhofes La Recoleta. Viele Argentinische Bekanntheiten sind hier in riesigen, an kleine Häuschen erinnernde Mausoleums bestattet. Zwischen den Grabstätten streichen duzende von Katzen umher. Wir konnten beobachten wie sie gerade von einer Frau mit Polenta aus einem grossen Topf verköstigt wurden. Feststellen was genau die Aufgabe der vielen Katzen hier ist, konnten wir nicht. Aber galten Katzen nicht schon bei den Ägyptern als Hüter der Toten? Auch die Place de Mayo mit dem Casa Rosada (dem rosaroten Regierungsgebäude) besuchten wir. Die Argentinierflagge auf dem Dach des Parlamentes war nicht gehisst, ein Zeichen, dass Präsident Kirchner nicht anwesend ist.

Auch in den Genuss einer Tangodarbietung kamen wir. Zwar nicht stielecht in einer verrauchten Kneipe, sondern vor dem C&A in der Avenida Florida. Hier zeigten zwei in schwarz angezogene Herren und eine leicht bekleidende Dame ihr ganzes Können. Besonders die Dame zog sich meine Bewunderung auf sich. Unglaublich wie sie in schnellen Schrittchen auf ihren Stifftstöckelschuhe über das Pflaster tanzen konnte.

Viel zu schnell verflog die Zeit in Buenos Aires und am frühen morgen vom 9. Mai starteten wir den Motor zu unserer letzten Fahrt in Südamerika. Auf der Autobahn der noch schlafenden Stadt erreichten wir im Nu den Hafen. Das riesige weiss/gelbe Frachtschiff der Grimaldi ragte hinter Türmen von Containern hervor. Zur gleichen Zeit wie Flohtours und wir, trafen auch Sima (Sibylle und Marco) auf ihren Motorrädern ein. Die Zwei hatten wir in La Paz kennen gelernt. Ihre Entscheidung auch aufs gleiche Schiff zu kommen, hatte uns gefreut und es war schön sie wieder zu sehen. Somit war unsere 6er Gruppe komplett und parat für die Heimreise. Unsere Ausreisepapiere hatten wir abgestempelt und als es soweit war, konnten wir nur die Rampe hoch in den riesigen Bauch der Grande Buenos Aires fahren.

Wenn das Verschiffen nur immer so einfach wäre!