Was tun, wenn ein Gewitter naht?

Wer zum Himmel blickt, wird nicht überrascht

Die sommerliche Natur lockt ins Freie: auf Wanderwege, an den Badestrand, ins Gebirge. Doch Sommerzeit heisst auch Gewitterzeit. Da lohnt es sich, den Himmel rechtzeitig und regelmässig nach Vorboten von Unwettern abzusuchen.

Ein strahlender Morgen, ein drückend heisser Mittag mit zunehmender Insektenplage - und dann im Westen jene Wolkentürme..... Ob sie sich wohl zu einem Unwetter entwickeln werden? Freilich ist übertriebene Furcht nicht angebracht: Hierzulande werden nur selten Menschen vom Blitz getroffen - und wenn, dann meist als Folge arger Fahrlässigkeit.

Kein Gewitter kommt aus heiterem Himmel. Schon Stunden zuvor braut es sich zusammen. Die sengenden Strahlen der Sommersonne lassen tonnenweise Wasser verdunsten. In der Atmosphäre sammelt sich diese Luftfeuchtigkeit an. Es bilden sich Haufenwolken und Quellwolken, zuerst vereinzelt, dann in Gruppen. Langsam wechselt ihre Farbe von Weiss ins Graue, Violette, Schwarze. Gelbfärbung weist auf Hagel hin: Falls feuchte Luft in grosse Höhen gerissen wird, kann sie nach dem Kondensieren gleich gefrieren - zu Hagelkörnern.

Wo ist der Regenschutz?

Wenn die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt sinkt, entstehen Regentropfen. Oft sieht man so einen Schauer herannahen. Glücklich jetzt, wer einen Regenschutz eingepackt hat. (Sollte die Standardausrüstung eines jeden Wanderers sein) Selbst wolkenloser Himmel am Morgen bietet keine Garantie dafür, dass der Tag trocken zu Ende geht.

Ein dumpfes Grollen: Das ist kein gewöhnlicher Sommerregen, sondern ein richtiges Gewitter. Man hat es ja vielleicht gespürt. Da war zuerst die dumpfe Schwüle, als die Sonne mitten am Nachmittag hinter Wolkentürmen verschwand. Dann schien die Luft wie elektrisch geladen. Sensible Menschen fühlten sich in eine seltsame, leicht kribbelige Stimmung versetzt; die Kinder tobten ausgelassen herum. Auffällig wie tief die Mücken tanzten, wie intensiv die Miststöcke und Jauchegruben rochen und wie dunkel das Nadelkleid der Tannen sich zeigte - alles Anzeichen des bevorstehenden Wetterwechsels.

Zwei Kilometer in sechs Sekunden

Am deutlichsten verkündet natürlich das Donnergeräusch, dass ein Gewitter heranzieht. Die Entfernung lässt sich mit einer simplen Rechnung feststellen. Zuckt ein Blitz, zähle man die Sekunden bis zum Ertönen des Donners. Das Ergebnis wird durch drei geteilt und ergibt die Distanz in Kilometern. Ein Beispiel: Verstreichen zwischen Blitz und Donner sechs Sekunden, ist das Gewitter (da der Schall in drei Sekunden einen Kilometer zurücklegt) noch zwei Kilometer weit entfernt.

Nun wird es aber Zeit, einen Unterschlupf zu suchen. Das Innere von Wäldern, wenn man sich von grossen Bäumen fernhält, bietet recht guten Schutz. Waldränder sind zu meiden, ebenso alleinstehende Bäume. Dass der Blitz sich in Botanik auskenne und etwa Buchen verschone, ist ein Ammenmärchen. Ideal zum Ueberstehen von Gewittern sind Metallfahrzeuge wie Autos, Eisenbahnwagen oder Seilbahnkabinen (übrigens auch Flugzeuge); ihre Karosserie leitet den Stromstoss ab, ohne dass die Insassen behelligt würden. Gut aufgehoben ist man in Wohnhäusern oder etwa Alphütten - sofern man das Naturschauspiel nicht gerade am offenen Fenster mitverfolgt.

Der Donnergott zürnt

Blitze sind elektrische Entladungen, welche die Spannungsunterschiede in Gewitterzentren ausgleichen. Dabei können kurzfristig - nicht länger als eine Zehntausendstelsekunde - Stromstärken von über 100 000Ampere auftreten. Diese Entladung führt zu explosionsartigen Schockwellen in der Luft längs der Blitzbahn, begleitet von krachenden, rumpelnden Geräuschen - dem Donner. Den Namen hat das Naturphänomen übrigens vom alten Germanengott Donar, der einst nach dem Glauben unserer Vorfahren die Gewittertätigkeit steuerte.

Dass böse Menschen, etwa Gotteslästerer, mit Vorliebe vom Blitz getroffen würden, gehört ins Reich der Legende. Nicht Bosheit ist bei Gewittern gefährlich, sondern Sorglosigkeit. Zu den ärgsten Sündern dieser Hinsicht zählt das Herummarschieren mit aufgespanntem Regenschirm in freiem Gelände - wo doch die Vorliebe der himmlischen Feuerstrahlen für exponierte Stellen bekannt ist.

Erste Hilfe

Was tun, wenn jemand von einem Blitz getroffen worden ist? Grundsätzlich richtet sich die Erste Hilfe nach den Massregeln bei Elektrounfällen. Falls das Opfer nicht mehr atmet, ist künstliche Beatmung über längere Zeit erforderlich (Mund zu Mund, Mund zu Nase). Bei Herzstillstand äussere Herzmassage. Funktionieren Atmung und Herzschlag, bleibt das Opfer aber bewusstlos, empfiehlt sich bis zum Eintreffen des Arztes oder bis zum Abtransport Seitenlagerung. Wegen der Gefahr von Unterkühlung gut zudecken. Auf Brandwunden (den ganzen Körper danach absuchen) gehört ein steriler Gazeverband - keine Salbe.

[Quelle: Wanderreveu 4/99, Franz Auf der Mauer]

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