Dausi Epos (Burkina Faso, Djerma, Niger).


Das Dausi ist ein episches Lied mit mindestens sieben Gesängen, das zuerst von Gassire, Sohn des Nganamba, König von Jerra aus der Dynastie der Fasa, gesungen wurde.

Gassire (auch Ghasiri, Rasser geschrieben; Burkina Faso, Djerma, Niger)

Er lebte als Sohn des Königs Nganamba von Jerra (oder Jara bzw. Gara; der Name ist vielleicht mit Djerma identisch) im frühen Mittelalter. Er ist einer der großen Gestalten in den westafrikanischen Heldenliedern. Nganamba war der letzte König der Fasa-Dynastie, die aus dem Norden (Marokko?) stammte und sich am Niger niederließ. Dort bauten sie Jerra, die erste der vier Städte in Wagadoo, und umgaben sie mit hohen Mauern, um die zahlreichen Feinde abwehren zu können.

Die Burdama waren ein besonders feindseliger Stamm mit unzähligen Kriegern, die jeden Tag angriffen. Mit seinem Schwert Dama Ngile tötete Gassire alltäglich Hunderte von ihnen, doch schon am nächsten Morgen stand seine Armee neuen Soldaten gegenüber.

Es heißt, dass ein alter Weiser zu Gassire sagte: „Prinz, du wirst niemals König sein.  Jerra, deine Stadt, wird eines Tages in Trümmern liegen. Geh in die Savanne und lausche der Waldschnepfe. Sie wird dir die ersten Zeilen des Dausi singen." Gassire ging fort und beobachtete die Singvögel im Busch, bis er ihre Sprache verstand.

Dann sagte ihm der alte Wahrsager: „Prinz, jetzt kaufe dir eine Laute!" Gassire ging zu dem Lautenhersteller und bestellte eine Laute. Als diese fertig war, schlug er die Saiten an, aber es kam kein Ton heraus. „Sie singt nicht!" schrie Gassire.

„Nein, mein Herr", antwortete der Lautenbauer, während Gassire vor Zorn bebte. „Ich kann zwar eine Laute aus Holz schnitzen, aber ihren Geist kann ich nicht erschaffen. Du musst ihr Geist geben, so wie der Wind die Bäume zum Rauschen bringt. Sie hat kein Herz. Du musst ihr dein Blut zu trinken geben. Nur Lebewesen haben eine Stimme, Wesen, die atmen und bluten können. Nimm diese Laute mit in die Schlacht, häng sie dir über die Schulten Dort wird sie das Singen lernen."

Am nächsten Tag ritt Gassire in die Schlacht. Vor Einbruch der Dunkelheit wurde sein ältester Sohn von einem Speer durchbohrt. Gassire trug ihn auf seinen Schultern nach Hause, und sein Blut floss in die Laute. Fünf weitere Söhne starben im Kampf und wurden auf dieselbe Weise nach Hause geschafft. Ihr Blut, das über die Laute floss, machte diese zu einem Familienmitglied. Kurze Zeit später wurde Gassire verbannt, und anstatt König zu sein, wurde er ein Hirte, der in der sternenhellen Nacht seine Tiere hütete.

Dort, wo sich Schweigen über die fernen Hügeln ausbreitete, hörte Gassire eine Stimme singen. Kam sie aus seinem Herzen? Er zitterte. Es war seine Laute, die sang. Sie hatte eine Stimme und sang das Epos von Dausi in einer Sprache, die schöner war, als jede, die er zuvor gehört hatte. Das Dausi entstand aus Kummer- wie jede echte Schönheit und Poesie.

Drachen (Burkina Faso, Tschad, Niger und Mali)


Drachen spielen in den mündlichen Überlieferungen bei mehreren westafrikanischen Völkern im eine große Rolle. Die kunstvollste und offenbar älteste Version ist die Erzählung im zweiten Gesang des großen Epos von Dausi.

Als König Dinga im Sterben lag, ließ er seinen ältesten Sohn rufen, um ihm das Geheimnis der Königswürde anzuvertrauen. Aber der Prinz war zu faul, zu unverschämt und zu stolz, sich zu bewegen. Also ließ der König seinen nächsten Sohn rufen, und auch den übernächsten, doch nur sein jüngster Sohn sorgte sich um den sterbenden Vater, und so erhielt er das Königreich, da er erschienen war, bevor der König starb.

Dessen letzten Worte lauteten: „Finde die neun Krüge mit Wasser, auf dass der, der sich damit wäscht, ein reicher König wird und ihm Gehorsam widerfahre. Dann finde die königliche Trommel Tabele und schlage sie in der nördlichen Wüste."

Der junge Prinz, Lagarre, machte sich auf den Weg und traf den Geier, mit dem er in den Himmel flog, um die königliche Trommel Tabele loszuhaken.

Als Lagarre in der Wüste die Trommel schlug, sah er plötzlich, wie aus dem Sand eine Stadt mit Kuppeln und Dattelpalmen zum Vorschein kam. Aber der Drache Bida, der die Stadt mit seinem langen Körper umschloss, versperrte ihm den Weg. Um Zugang zu der Stadt zu erhalten, musste Lagarre versprechen, ihm jedes Jahr ein Mädchen zu opfern. Er versprach es und ritt in die alte Stadt Wagadoo, die Gott einem gerechten Prinzen als ihren König noch einmal offenbart hatte.

Jedes Jahr hielt König Lagarre sein Versprechen und befahl, Lose zu ziehen, damit entschieden werden konnte, welche Familie dem Drachen Bida ein Mädchen opfern musste. Als Gegenleistung flog der Drache einmal im Jahr über die Stadt und spie pures Gold auf sie, so dass ihre Strassen damit gepflastert waren. Nachdem Lagarre gestorben war, herrschten drei Generationen von Königen friedlich über Wagadoo.

Eines Tages, als es für das Mädchen an der Zeit war, sich dem Drachen zu opfern, erschien es als Braut gekleidet am Strand, um von Bida verschlungen zu werden. Der Drache tauchte aus seinem See in der Nähe des Nigers auf, als plötzlich der Geliebte des Mädchens Mamadi Sefe Dekote, „Mamadi mit dem Leisen Schwert", hervortrat und sein Schwert durch der Hals des Drachen stieß. Dessen Kopf flog zur Goldküste (Cote Ivoire), wo seitdem Gold in Fülle vorhanden ist.

Daibu war ein einfacher Jäger, der weit entfernt von den Städten lebte. Eines Nachts hatte er einen Traum, in dem er eine Stimme singen hörte: „Deine Frau wird einen Sohn gebären, und du wirst ihn Dama Ngile nennen."

Tatsächlich wurde ein Sohn geboren, der so groß wie ein Stierkalb war und schnell heranwuchs, um so stark wie ein Stier zu werden, so dass er einen Löwen bekämpfen konnte.

Eines Tages wanderte er den ganzen Weg zur Stadt Mande im Königreich Mali. Dort bat er König Sunjata (q. v.) kühn um das Schwert Dama Ngile.

Der König wollte sich nicht von seinem Schwert trennen, obwohl er hundert Schwerter besaß. Er wies seinen Waffenmeister an, es unter einen großen Haufen Schwerter zu legen und Dama Ngile zu sagen, er solle es in Sekundenschnelle finden. Aber das Schwert Dama Ngile erhob sich von selbst und warf sich Dama Ngile in die Hand. Sunjata erkannte, dass Dama Ngile eines Tages König von Jerra und Old Wagadoo sein würde, denn so gibt Gott scharfsichtigen Männern Zeichen. Wie Dama Ngile König von Jerra wurde, ist eine lange Geschichte. Aber es geschah eher durch seine Aufgeschlossenheit und Großzügigkeit als durch sein Schwert.

Viele Generationen später herrschte in Jerra Wagadoo ein Spross der Dynastie des Dama Ngile, Sila Mabo, der die Frau seines Bruders begehrte.

Dieser Prinz, Bey Tergisi, war hässlich, denn sein Gesicht war von Narben und Pockennarben entstellt. Seine Frau wurde überredet, das Gesicht ihres Mannes zu entschleiern, das er aus Scham tagsüber immer verschleiert hielt. Natürlich deckte Tergisi die schändlichen Pläne seines Bruders auf, und so sann er auf Rache. Zwei Parteien bildeten sich heraus, und der Bruderkrieg weitete sich zum Bürgerkrieg aus, in dem der König und alle Prinzen umkamen.

Die Bürger fanden keinen ehrlichen Mann, der ihr König werden konnte. Schließlich wurden sie einfache Jäger, und Fremde wurden ihre Könige. Ein Fulani-Hirt fand Dama Ngile im Gras liegen und schenkte es seinem König. Dann eroberte Al-Hajji Omar das Land und das Schwert.


Top    Zurück

Schwerter: Dama Ngile  (Burkina Faso, Djerma, Niger).


Dama Ngile ist der Titel des fünften Gesanges aus dem großen Epos Dausi. Es bedeutet „Großer Stier" und war einst der Name eines mächtigen Königs von Jerra und Old Wagadoo. Er ließ seinen Namen auf das Schwert schnitzen, das seitdem seinen Namen und Ruhm trug.