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Huber-Mudge Versuchs-Chronometer (Auszug aus Diplomarbeit von Patrik-Philipp Huber 1993) Bei der wissenschaftlichen Englandreise 1754/55 schrieb Johann Jakob Huber am 19. Oktober 1754 in Croydon ein Memorandum über die Bestimmung der geographische Länge auf See. Seine Idee beruhte auf der bekannten Idee durch einen Zeitvergleich zwischen der Zeit eines bekannten Ortes und der Lokalzeit auf See die geographische Länge zu berechnen. In seinem Bericht machte er sich auch Gedanken über eine Hemmung mit konstanter Kraft und andere Uhrenbestandteile. Im Frühling 1755 besuchte Huber in Oxfort die Vorlesungen von Dr. James Bradley und übergab diesem sein Memoire über die geographischen Längen, das durch J.L. Wettstein vom französischen ins englische übersetzt wurde. Bradley war von den Ideen von Johann Jakob Huber beeindruckt und meinte sogar das seine beschriebene Hemmung einfacher wäre als die von John Harrison. Durch Bradley nun aufgemuntert wagte sich Huber sich mit dem wahrscheinlich besten Uhrmacher Londons, Thomas Mudge (1715-1797), Kontakt aufzunehmen, den er sogleich mit der Anfertigung seines Modells beauftragte. Thomas Mudge bemühte sich stets um die Verbesserung der Ganggenauigkeit seiner Uhren. Er gehörte zu den Uhrmachern, die überzeugt waren, dass das Geheimnis der Ganggenauigkeit vor allem im Gleichmass der Antriebsenergie zu suchen sei, und somit auch jede Mühe und jeder noch so komplizierte Mechanismus gerechtfertigt sei, um dieses Ziel zu erreichen. Dazu ordnete Mudge gemäss Hubers Anordnungen zwischen Zugfeder und Hemmung eine Zusatzfeder, die in kurzen Zeitabständen die Uhr nachspannt und somit ein stetiges Drehmoment übertragen wird. Man nennt eine solche Hemmung eine Hemmung mit konstanter Kraft, obwohl sie keine Hemmung, sondern nur deren Vorspannwerk ist. Auf englisch heisst dieser Mechanismus "constant force escapement" oder auch "remontoire". Auf französisch bezeichnet man den Mechanismus "remontoir d'égalité". Im deutschen Sprachgebrauch redet man von einem "Nachspannwerk". Beim gemeinsamen Werk von Johann Jakob Huber und Thomas Mudge handelt es sich um einen sogenannten Versuchschronometer, der kein Temperaturkompensationsmechanismus aufweist. Huber hat in seinem Memorandum auch eine Temperaturkompensation vorgeschlagen, doch riet ihm Mudge vom Bau dieser Kompensation ab. Es sind keine Dokumente erhalten, die eine eingehende Prüfung des Huber/Mudge Chronometers bezeugen. Er ist als 8-Tage-Chronometer konzipiert und mit einem Regulatorenzifferblatt versehen, dies lässt erahnen, dass Huber einen Chronometer bauen liess um diesen für astronomische Messungen zu verwenden. Da Huber im Herbst 1755 an den Hof von Friedrich dem Grossen nach Potsdam/Berlin als Professor der Akademie der Wissenschaft und deren Astronom berufen wurde, brach er seine vielversprechende Englandreise vorzeitig ab. Wer weiss was aus der Paarung Mathematiker Huber und Uhrmacher Mudge hätte werden können. In der Biographie von Dr. phil. J.h. Graf aus Bern wird immer wieder die Frage gestellt, ob vielleicht Huber die auslösenden Ideen für die von Mudge später entwickelte erste frei Ankerhemmung gegeben haben könnte. Die "Beweise" dafür sind aber nur Interpretationen aus den Tagebuchnotizen Hubers. Meines Erachtens hat Johann Jakob Huber den älteren Thomas Mudge sicher inspiriert mit seinen Überlegungen, aber die Idee für die Erfindung der freien Ankerhemmung kam wahrscheinlich ohne ein Beitrag Hubers, denn dieser war während seiner Reise durch England sicher mit den Chronometer-Problemen vertrauter geworden, aber er arbeitete in England gleich an mehreren astronomischen Problemen und konnte dadurch den jahrelangen fachlichen Vorsprung Mudges nicht aufholen, den es sicher für eine solche Erfindung braucht. |
Im Zentrum ist der grosse Minutenkreis, indem als Nebenzifferblätter oben der Sekundenkreis und unten eine 12 Stundenscheibe angeordnet sind. Das Zifferblatt ist durch Pfeiler auf die obere Platine aufgesetzt und von der Frontseite her mit vier Stahl Schrauben verschraubt. Die Ziffern auf dem Frontzifferblatt und auf der Stundenscheibe sind graviert und geschwärzt. |