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Zusätzliche Prophezeiungen

Neben den 942 Zenturienversen plus den zwei dazugehörenden Vorworten sind uns noch 226 weitere Verse überliefert, die von Nostradamus stammen oder stammen sollen. Es sind dies 27 Vierzeiler, die ausdrücklich zu den Zenturien gehören sollen, 141 vierzeilige Prophezeiungen aus den Jahren 1555 bis 1567, sowie 58 Sechszeiler, die von einem Vorwort begleitet werden, das Vincent Seve, ein Enkel des Nostradamus, verfasst hat. Die Überlieferungsgeschiche der einzelnen Verse ist dabei sehr unterschiedlich.

Die 27 zusätzlichen Zenturienverse wurden in verschiedenen Ausgaben zwischen 1589 und 1643 nach und nach veröffentlicht. Sie sollen dabei aus dem Nachlass des Sehers stammen, doch ist ihre Echtheit nicht in allen Fällen restlos geklärt. 1589 erschienen vier Verse, die zur unvollständigen siebten Zenturie gehören sollen, nämlich +7/73, +7/80, +7/82 und +7/83 (das Pluszeichen vor den Versnummern steht nicht im Original, es wurde hier zur Verdeutlichung nachträglich beigefügt). Daneben waren sechs weitere Vierzeiler vorhanden, die zur bereits vollständigen achten Zenturien gehören sollen. Diese tragen die Nummern +8/1 bis +8/6. 1605 erschienen fünfzehn weitere Verse. Es sind dies zwei "nummernmäßige Doppelgänger" von bereits existierenden Versen (+6/100 und +10/100) und dreizehn völlig neue Vierzeiler. Interessanterweise zwei Stück einer elften Zenturie (+11/91 und +11/97) sowie elf Stück einer einer zwölften Zenturie (+12/4, +12/24, +12/36, +12/52, +12/55, +12/56, +12/59, +12/62, +12/65, +12/69 und +12/71). Zuletzt erschienen 1643 noch zwei Verse der unvollständigen siebten Zenturie, nämlich +7/43 und +7/44. Was Sprache und Stil der 27 zusätzlichen Zenturienverse angeht, so könnten diese durchaus von Nostradamus stammen. Es gibt sogar einige von ihnen, die einen mehr oder minder klaren Bezug zu den Zenturien aufweisen. Doch sind hier noch zu viele Fragen ungeklärt, um ein endgültiges Urteil über ihre Authentizität abgeben zu können. So ist etwa nicht klar, wie diese Verse aus dem Nachlass des Sehers im Einzelnen genau zu den Druckern der Werke gelangt sind. Ein Rätsel ist auch ihre Nummerierung. Wer hat sie mit ihren Versnummern versehen? Die neuen Verse der siebten Zenturie würden unbelegte Plätze füllen, was für ambitionierte Fälscher sicherlich attraktiv wäre. Doch wer würde Vierzeiler produzieren, die schon dadurch verdächtig wirken, dass sie bereits vergebene Versnummern tragen? Völlig ungewiss ist die Echtheit der rudimentären elften und zwölften Zenturie, hier können wir nur auf weitere Forschungsergebnisse warten.

Für die Prophezeiungen aus den Jahren 1555 bis 1567 und die Sechszeiler sei an dieser Stelle auf die entsprechenden Spezialbetrachtungen verwiesen.

Wie auch immer die 226 zusätzlichen Prophezeiungen im Einzelnen beurteilt werden mögen, die Tatsache, dass sie erst nach Nostradamus’ Tod gedruckt wurden, ist allein keine ausreichende Begründung für eine Fälschungsannahme. Es sei nämlich daran erinnert, dass auch die Zenturien acht bis zehn (inklusive der Widmung an Heinrich II.) sowie die Verse 7/41 und 7/42 ebenfalls erst nach dem Dahinscheiden des Sehers publiziert wurden. Allerdings ist bei der Verwendung dieser 226 Weissagungen bis auf Weiteres Vorsicht geboten.



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(Letzte Änderung dieser Seite: 14.11.2015)