Die Erzvorkommen und Abbaustätten des Reviers Badenweiler | home |
1. Entstehung der Erzgänge
Die Erzlagerstätten des Badenweiler Reviers stehen in engem Zusammenhang mit der tektonisch bedingten Absenkung des Oberrheingrabens. Im Bereich der Bruchzone entstand eine Spalte (die sog. Rheintalverwerfung), welche die östlich liegenden Grundgebirgsmassen (u.a. Blauengranit) von den jüngeren, tertiären Gesteinen trennte, die westlich dieser Bruchzone liegen. Durch diese Spalte konnten heisse Wässer mit gelösten Gangarten und Erzen aufsteigen. Mit nachlassendem Druck und geringerer Temperatur der Lösung haben sich Gangarten und Erze an den Spaltenrändern abgeschieden (=„Hydrothermale Gänge“) . Dabei gab es mehrere Phasen. Zunächst schied sich Baryt und Fluorit aus den Lösungen aus, bei späterem, erneutem Aufleben der Tektonik wurde Fluorit teilweise wieder gelöst und der ganze Bereich verquarzte. Teilweise wurde auch der jüngere Muschelkalk zu sogenanntem Hornstein umgewandelt. Die Mächtigkeit der Spalte und später der Erzgänge erreicht bis zu 30 Meter. Diese Verquarzungszone kann von Norden her von Britzingen bis fast zum Schloss Bürgeln verfolgt werden. Durch die grosse Härte widersteht der Quarz den Witterungseinflüssen und der Erosion stärker als das umliegende Gestein. Aus diesem Grund ragt dieser Quarzgang oft riffartig aus dem umliegenden Gelände hervor. Das hat der Gangzone den Namen „Quarzriff“ eingebracht. Der Literatur nach soll das Quarzriff unter Tage häufig von einer breiten, tiefen Spalte begleitet sein. Eine noch offene Spalte, die also noch nicht mit den Gangarten ausgefüllt ist.
Die heissen, wässrigen Lösungen führten nicht nur die Gangarten Baryt, Fluorit und Quarz mit sich, sondern auch die Erze Bleiglanz, Zinkblende und Kupferkies. Die Erze finden sich im Gang vermehrt an den Salbändern (Randbereichen des Ganges). Die Mitte des Ganges soll erzärmer sein. Im Verlauf der teilweisen Verwitterung der Erze entstanden die Sekundärminerale. Durch das gleichzeitige Vorhandensein von drei unterschiedlichen Primärerzen konnte sich eine reichhaltige Sekundärparagenese entwickeln.
Etwas abseits (östlich) der Rheintalverwerfung liegen die Gruben Fürstenfreude und Otto. Sie hängen aber als mehr oder weniger zum Quarzriff parallele Gänge ebenfalls mit der Tektonik des Reintalgrabens zusammen.
2. Die Lagerstätten und Abbauzonen von Nord nach Süd:
Östlich von Britzingen fand man Schürfe und einen kurzen Stollen ("Fürstenhut") auf dem Quarzriff. Durch die schlechten Erzanbrüche kam es nicht zu einem grösseren Abbau. Im Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Freiburg befindet sich ein hier gefundenes Bergeisen aus dem 17. oder 18 Jahrhundert.
Bei Oberweiler kam es zur Ausbildung eines „eisernen Hutes“, der zur Eisengewinnung in Abbau genommen wurde. Hier war ein Eisenwerk errichtet worden.
Schmale
Ausläufer des Quarzriffes sind im ehemaligen Steinbruch des vorderen Klemmbachtals
aufgeschlossen. In den dünnen Baryt- und Quarztrümchen finden sich selten Zinkblende
und Pyrit in winzigen Kriställchen. Hier fand kein bergmännischer Abbau statt.
Fürstenfreude
Fürstenfreude: |
Die drei Fürstenfreudestollen liegen wie erwähnt östlich und höher gelegen im Vogelbachtal, unterhalb der Blauenstrasse. Die Halden vor den beiden oberen Stollen führten bis zur Anlage eines Forstweges in den späten 1980er–Jahren reichlich Gangmaterial mit eingesprengten Erzen und deren Sekundärmineralien. Heute sind diese beiden Halden grösstenteils mit dem Schotter des Wegebaues bedeckt. Der untere Stollen wurde querschlägig auf den Erzgang getrieben und auf dem Gang selbst nicht sehr weit aufgefahren. Demnach findet sich auf dessen Halde fast nur Nebengestein. Die Mundlöcher des unteren und oberen Stollens sind im Gelände noch deutlich erkennbar. Der mittlere Stollen muss durch den Bau eines Holzschleifweges überschüttet worden sein, es sind von diesem Stollen keine Spuren mehr zu sehen. Seine Halde liegt direkt aber deutlich sichtbar neben diesem Weg am Bach.
oberer
Karlstollen: Blick von oben in den Verhau, mit zwei Bühnenlöchern in der Wand |
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oberer
Karlstollen: Blick in Richtung Stollenmundloch |
Der obere Karlstollen
beginnt in einem breiten, tiefen Verhau und ist im Gangstreichen ca. 50 m weit
aufgefahren. Mit einem Überhauen hat man begonnen einen Wetterschacht aufzufahren.
Dieser wurde aber bei einer Höhe von etwa 10 Metern aufgegeben, er erreicht
also das Tageslicht nicht. Auf der Halde dieses Stollens konnten früher schöne
Baryte und Mimetesite gefunden werden.
Fototermin im mittleren Karlstollen
Vom
obersten, unbenannten Stollen auf dem Karlgang sieht man nur noch eine Halde
mit reichlich Gangarten, aber wenigen Erzen. Oberhalb eines direkt über
den Geländeeinschnitt verlaufenden Wanderweges befindet sich die tiefe
Pinge dieses Stollens. Darüber im Wald liegen noch einige kleine, unscheinbare
Schürfe.
Sopienruhe
Sophienruhe: Halde mit Aussichtspavillon | ||
Sophienruhe:
Der Sturm "Lothar" hat das Haldenmaterial freigelegt |
Von hier aus ist es in
Richtung Süden nicht mehr weit zur Sophienruhe, dem Gewann „Blaue Steine“. Dieses
Gewann hat seinen Namen von dem hier auftretenden, blauen bis violetten Fluorit.
Die Fluorit führenden Gangpartien sind sehr drusenarm, so dass praktisch keine
frei aufgewachsenen Kristalle gefunden werden können. Das Quarzriff wurde hier
bereits von den Römern über einen Tagebau weitgehend abgebaut. Die grossen Halden
sind durch die Trockenheit der Geröllschüttung und wohl auch durch den Erzgehalt
nur wenig bewachsen. Oberhalb der Wand dieses Tagebaues befindet sich ein Schutzpavillon
für Wanderer. Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht über den Ort Badenweiler
hinweg in die Oberreinische Tiefebene bis hin zu den Vogesen. Die Halden sind
grob-blockig und Kantenlängen der Steine bis zu 30 cm sind keine Seltenheit.
In den Klüften der Quarz- und Hornsteinbrocken sind praktisch alle Mineralien
des Badenweiler Reviers vorhanden. Die Halden wurden bereits von ganzen Sammler-Generationen
durchwühlt. Deshalb darf man spektakuläre Funde nicht erwarten. Mikromounter
werden aber zufrieden sein.
Jeremias
Mundloch des kurzen Jeremias-Stollens |
Wenig östlich des Pavillons, im Wald hangaufwärts zur Blauenstrasse hin, befindet sich ein nach wenigen Metern verschütteter Schrägschacht? auf das Quarzriff mit vorgelagerter Halde. Es handelt sich hier um die von Pfarrer Jeremias Gmehlin um 1730 bebaute Grube „Prophet Jeremias“. Auf der Halde liegt viel Quarz mit etwas Pyromorphit und seltener auch Wulfenit.
Felsen auf dem Quarzriff | ||
Verhau auf dem Quarzriff |
Nach Süden hin im Anschluss an die Sophienruhe und die Grube Jeremias überquert der Quarzgang die Blauenstrasse. Sowohl unterhalb als auch oberhalb der Strasse finden sich nun grosse Blöcke von Hornstein. In einer unscheinbaren, flachen Wasserrunse finden wir wieder eine Stollenpinge mit zwei kleinen Halden. Letztere, besonders die untere, sind aber sehr erzarm. Das Material stammt aus einem unmittelbar darüber liegenden Stollen stammen, bei dem es sich vermutlich um den "Jacobi-Stollen" handelt. Es wird angenommen, dass dieser Stollen ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammt. Gleich darüber, oberhalb eines Wanderweges , der zum Altemannfels führt, existiert ein halb verschütteter Verhau mit einer Länge von etwa 20 Metern und einer Breite von rund vier Metern. Der vorgelagerte Quarzblock wurde vor einiger Zeit der „Stein des Anstosses“. Hier kamen sehr gut entwickelte, orangerote bis gelbe Mimetesit- und grosse, zitronengelbe Wulfenitkristalle vor. Leider wurde hier mit Abbaubohrern gearbeitet, es soll sogar Sprengstoff eingesetzt worden sein. Die Halden unterhalb des Verhaues wurden so stark umgewühlt, dass der hier verlaufende Wanderweg nahezu unterhöhlt und fast zum Abbrechen gebracht wurde. Das veranlasste die zuständigen Behörden, alle Grab- und Abbauarbeiten im Bereich des Quarzriffes zu verbieten.
tiefer Verhau am Altemannfels | ||
"Tummelbaue" an der "Schwefelhöhle" |
Von
dem vorgenannten Verhau aus in Richtung Süden wird das Gelände nun steiler und
man nähert sich dem sichtbaren Quarzriff. Es beginnt hier eine Reihe von dicht
aufeinander folgenden Schürfen und Verhauen aus der ältesten Zeit des Badenweiler
Bergbaues. Auch hier sollen die Römer schon tätig gewesen sein. An einer Stelle
überquert der Wanderweg einen breiten, tiefen Verhau. Die wenigsten Wanderer
wissen, dass es sich bei diesem Graben um bergmännische Spuren handelt.
Im Quarzriff selbst finden sich willkürlich angelegte Höhlungen, ohne Plan und
Richtung. Dieser Bereich wird Altemannfels genannt.
-Halde am Altemannfels mit der Feuersetz-Paragenese |
Der Abbau in diesem äusserst harten Gestein erfolgte hauptsächlich durch Feuersetzen. Es besteht die Annahme, dass die Erze durch die Hitzeeinwirkung eine Umwandlung durchgemacht haben und dass sich auf Grund dieser Abbaumethode eine ganz spezielle „Feuersetzparagenese“ ausgebildet hat. Bestandteile dieser Paragenese sind Seltenheiten wie: Caledonit, Chenit, Elyit, Lanarkit, Leadhillit, Lithargit, Scotlandit, Woodwardit. Etwas weiter südlich der Schutzhütte befindet sich eine offene Abbauspalte, welche mit einem Eisengitter gesichert ist. Das ist die sogenannte "Schwefelhöhle". Der Abbau reicht hinunter bis auf den unteren Hausbadenstollen ( ca. 80 Höhenmeter).
Hausbaden: Verstürztes Mundloch des oberen Stollens |
Direkt neben und unterhalb
des Altemannfelsens liegen die Reste der Grube Hausbaden. Hier wurde das Erz
des Quarzriffes über 5 Stollen abgebaut, die heute alle verschüttet sind. Vor
dem unteren Hausbadenstollen (Hauptförderstollen) lag eine riesige Bergehalde
mit allen in diesem Revier anzutreffenden Mineralien. Auf den Resten dieser
Halde steht die im Jahr 1990 erbaute Rehaklinik. Während der umfangreichen
Aushubarbeiten konnten im Jahr 1988 herrliche Stücke gesammelt werden.
Halde vor dem Hauptförderstollen der Grube Hausbaden während der Bauarbeiten der Rehaklinik | ||
Im oberen Stollen der Grube Hausbaden | ||
Kupfersinter |
Die „weisse Halde“ vor
der Pinge des oberen Stollens hat früher schöne Pyromorphite, Wulfenite, Cerussite
und Anglesite geliefert. Durch die schönen Funde wurde diese Halde in den letzten
Jahrzehnten systematisch umgegraben und ich bin sicher, dass man noch in zwei
Metern Tiefe alte Kronkorken und Sardinenbüchsen finden kann.
Hausbaden:
Halde des oberen Stollens |
Wulfenit Hausbaden |
Von hier weiter in Richtung Sehringen wurde in der Vergangenheit nur wenig abgebaut. Man beschränkte sich hier auf die Untersuchung des Ganges. Im Blockschutt unterhalb des nun bis 30 m hohen Quarzriffs findet sich auch nur wenig Erz mit ebenso spärlichen Sekundärmineralien.
Schütte
des oberen Gips-Stollens |
Haspel beim Bremsberg vom oberen zum unteren Gips-Stollen |
Der
dem Quarzriff im Westen vorgelagerte Gipskeuper birgt Fasergips und fleischroten
Alabaster. Diese waren ebenfalls Gegenstand bergmännischer Tätigkeiten. Der
Gips wurde auf drei Stollenebenen abgebaut. Der mittlere und der untere Stollen
waren durch einen Bremsberg und einen Schacht, bestückt mit Eisenfahrten, mit
einander verbunden. Die Schütte des Hauptförderstollens sieht man heute noch
direkt neben der Verbindungsstrasse Badenweiler-Sehringen. Der obere Stollen
war bis zum Quarzriff aufgefahren und während der Umgestaltung der oberhalb
der Straße gelegenen Gartenanlage konnten hier in den frühen 70er-Jahren
auch die Badenweiler-typischen Mineralien gesammelt werden. Direkt hier, an
der Straße Badenweiler-Sehringen steht heute ein Pavillon mit Informationen
zum Bergbau in Badenweiler/Sehringen und hier wird der im Jahr 2012 angelegte
geologisch-bergbaukundliche Lehrpfad beginnen.
unteres Stollenmundloch |
Richtfest der Gipshütte |
Grosse Hoffnung auf bergmännischen
Erfolg machte man sich, als in Sehringen der Wilhelminenstollen von Westen her
nach Osten begonnen wurde. Dieser Stollen wurde als Querschlag aufgefahren und
überstreicht 27 kleine Erzgänge mit einer Mächtigkeit von 12 bis 120 cm.
Die Arbeiten mussten aber nach rund 500 Metern Tiefe wegen Unrentabilität aufgegeben
werden. Der Wilhelminenstollen dient heute als Wasserfassung.
Fototermin im Wilhelminenstollen | Mundloch des Wilhelminenstollens |
Der Sehringer Stollen liegt oberhalb und einige Meter östlich des Gasthauses „zum grünen Baum“ auf Privatgelände. Von ihm existierte ein Schacht bis auf den etwa 50 Höhenmeter tiefer liegenden Wilhelminenstollen, der heute aber zubetoniert ist.
Fürstenhut-Stollen südlich Sehringen
unbedeutender
Stollen südlich der Strasse Sehringen-Lipburg am Bach. Auf der Sohle die Abdrücke der Spurlatten noch sichtbar. |
An der Strasse Sehringen-Lipburg liegt am Bach das heute vergitterte Mundloch eines Stollens aus dem 18. Jahrhundert ("Haus Zähringen"). Er wurde in Schlägel- und Eisenarbeit aufgefahren und später etwas nachgerissen. Eine Gangführung ist nicht vorhanden, in winzigen Klüftchen fanden sich selten kleine Calcit-Skalenoeder.
Die Grube Otto baute auf zwei Erzgängen, die wie bereits erwähnt etwas östlich des eigentlichen Quarzriffes liegen. Das Gangstreichen beträgt aber ebenfalls mehr oder weniger Nord-Süd und hängt mit der Tektonik des Rheintalgrabens zusammen. Vom unteren Stollen ist im Gelände noch die Pinge zu sehen, Halden sind keine vorhanden. Der obere Stollen ist vergittert, die Halde birgt vor Allem Baryt mit wenig brauner, körniger Zinkblende in Baryt.
Bei Sehringen verschwindet das Quarzriff an der Gelände-Oberfläche, der Gang streicht aber weiter, topografisch unsichtbar nach Süden und ist erst kurz vor dem Schloss Bürgeln wieder deutlich sichtbar. Südlich der Ruine Grüneck befindet sich am Ausgang des nächst grösseren Seitentales ("Blauenbach") als südliche Fortsetzung des Quarzriffes eine grosse Halde mit grobblättrigem, reinweissem Baryt, der aber praktisch erzleer ist. Weiter hinten im Tal und hier in einem kleinen Seitengrund befindet sich in Streichrichtung eines der Ottostollen die Grube Emilie. Das Mundloch liegt fast verschüttet im Strassengraben eines Forstweges. Der Stollen ist querschlägig nach Osten aufgefahren und trifft nach wenigen Metern einen schmalen Barytgang. Nach Süden hin ist die Strecke etwa 5 m weit aufgefahren. Hier befindet sich ein Gesenk, welches heute voller Wasser steht. Auf der Sohle dieses Gesenkes soll der Gang der Literatur nach mit einer Mächtigkeit von 50 cm anstehend gewesen sein (Henglein, 1924). Nach Norden ist der Stollen auf etwa 30 m aufgefahren. In der Firste sieht man ein bis zu 15 cm mächtiges Barytgängchen mit bis zu 5 mm grossen Bleiglanzeinsprenglingen und wenig Pyromorphit-Anflügen.
Abseits des Quarzriffs,
in der westlich vorgelagerten Vorbergzone, zwischen Lipburg und Rintel, wurden
im Jahr 1937 von den Rohstoffbetrieben der Vereinigten Stahlwerke GmbH Untersuchungsarbeiten
auf eine 2 m mächtige Schicht von Doggereisen durchgeführt. Zunächst wurden
von Rintel aus drei Stollen aufgefahren, 1939 begann man auch einen Vortrieb
eines Stollens von Lipburg aus. Die Grube wurde unter dem Namen „Eisenerzgrube
Lipburg“ betrieben. Die Grube wurde 1944 wieder stillgelegt. Nach 1950 legte
die Firma J. Baumann in dem umfangreichen Stollensystem eine Champignonzucht
an, die durch das langsame Wachstum der Pilze später aber in ein Gewächshaus
nach Neuenburg verlegt wurde. Andere Quellen sehen in der Ursache des Scheiterns
die Verunreinigung des Substrates durch andere Pilzsporen. Das Substrat zur
Pilzzucht ist heute noch in den Stollen zu sehen.
Blick in den Doggereisen-Stollen bei Lipburg | ||
Stollenanlagen Eisenerzgrube Lipburg/Rinteln |