Sprachaufenthalt in Santa Barbara
Es war im Januar 1995, als ich mir Gedanken über einen möglichen Aufenthalt im Ausland machte. Eigentlich verspürte ich diesen Wunsch bereits viel früher, zur Zeit als ich meine Lehre beendet hatte, also vor ca. 6 Jahren. Aus beruflichen Gründen steckte ich diese Idee erst mal beiseite. Anfang 1995 sehnte ich eine Veränderung, egal welcher Art, herbei und da schien ein solcher Sprachaufenthalt geradezu ideal...
Es scheint ja auch  groß in Mode, daß man im Alter von 20...30 Jahren ein bißchen in der Welt herumreist. Ich persönlich finde das auch sehr gut und man soll die Zeit nutzen wo man noch keine großen „Verpflichtungen" oder sogar Familie hat. Immerhin war ich schon 25 Jahre alt, wohnte aber (zum Glück) noch immer im „Hotel Mama", war also frei und unabhängig. Einige Freunde waren bereits einmal in die USA, andere nach Australien oder Neuseeland gereist. Überhaupt scheint Australien mehr denn je an Popularität gewonnen zu haben.
Dennoch entschied ich mich für Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und zwar wollte ich an die Westküste, nach Kalifornien. Hat man sich einmal für dieses Land oder eben für Kalifornien entschieden, muß man sich noch zwischen  San Francisco, Santa Barbara, Los Angeles und San Diego entscheiden. Für mich, da kein großer Freund von Großstädten, fiel die Wahl natürlich auf Santa Barbara, dem kleinen verträumten „Dorf" mit ca. 80'000 Einwohnern, nur wenige Meilen (ca. 150 Meilen) nördlich von Los Angeles, an der Pazifikküste gelegen.

Als nächstes bat ich meinen Arbeitgeber um 3 Monate unbezahlten Urlaub. Glücklicherweise bekam ich das O.K. meines Chefs, so daß meinem Vorhaben nichts mehr im Weg stand. Sofort meldete ich mich bei EF-Sprachreisen in Zürich an und bekam kurz danach auch schon die ersten Unterlagen.
Am 29. April 1995 war es soweit. Tag der Abreise. Um 11:30 Uhr flog ich zuerst nach London, und dann nonstop nach Los Angeles. Es war ein wunderbares Gefühl. Allein schon das Koffer packen läßt Freude aufsteigen. Was packt man denn so alles ein, wenn man 3 Monate lang verreist!? Sehr nervös war ich trotz allem eigentlich nicht, im Gegenteil, ich bin Neuem und Veränderungen gegenüber recht optimistisch veranlagt und so war es auch ein Abenteuer was da auf mich zukommen würde. Möchte auch noch anmerken, daß es das erste Mal für mich war wo ich „richtig" verreist war. Im Flugzeug konnte ich ganz entspannt durchatmen, mich auf den Flug und Kalifornien freuen.

Es war so gegen 18:00 Uhr als ich in Los Angeles ankam, müde und noch etwas steif vom langen Flug. Nach der Paßkontrolle traf ich zufälligerweise Barbara, auch eine „EF-Studentin", wie sich gleich herausstellte. Offensichtlich waren wir in der selben Maschine. Aus den Unterlagen, die mir schon frühzeitig zugesandt wurden, wußte ich , daß wir von einem EF-Repräsentanten erwartet würden. Bloß, da waren so viele Leute, weit und breit kein Mensch mit EF-Mütze und EF-Jacket zu sehen. Barbara und ich blieben gleich zusammen, da kam man sich nicht mehr so verloren vor. Sie war mehr besorgt darum, ob wir diesen Mann finden würden, als ich. „Don't panic" sagte ich und besorgte uns erst einmal einen großen Becher Coca-Cola. Nach einer Weile beschlossen wir, trotzdem diese Not-Nummer zu wählen, die für den Fall gedacht war, wenn es Probleme gäbe. 15 Minuten später wurden wir dann doch noch abgeholt. Für die Weiterreise nach Santa Barbara wurden uns die Tickets für den „Santa Barbara Airbus" gegeben. Inzwischen war es dunkel geworden und auf der ca. 3 stündigen Busfahrt hatten wir nicht viel gesehen... bloß, an das Lichtermeer über L.A. erinnere ich mich noch gut! Es war fantastisch! Als ich zum ersten Mal außerhalb des Flughafens stand, bemerkte ich auch dieses besondere Klima, die Luft, es war warm, diese ganze Stimmung war so beeindruckend...  Wir waren müde im Bus, aber auch froh, daß wir bald am Ziel angelangt waren. Auch Barbara wohnte bei einer Gastfamilie, am südlichen Rand von S.B. Auf einem großen Parkplatz machte der Bus einen stop. Barbara hatte ihr Ziel erreicht und wurde von ihrer Gastfamilie abgeholt. Ich hatte noch ein kleines Stück vor mir, hinauf bis nach Goleta, einem Vorort von S.B., ca. 20km weiter nördlich. An die Distanzen mußte ich mich auch gewöhnen. In Amerika ist halt alles ein bißchen größer...  Endlich war auch ich am Ziel und Mrs Sanchez war da um mich die letzten 5 Kilometer zu ihr nach Hause zu fahren. Es war 23:30 Uhr geworden und Carolina, die 10 jährige Tochtr, war extra noch auf geblieben. So stellte ich mich einem Teil der Familie vor und plauderte noch ein wenig mit Mrs Sanchez, oder Suzy, wie ich sie gleich von Beginn an nennen durfte. Bevor ich ins Bett fiel telefonierte ich noch nach Zürich, um meine Eltern wissen zu lassen, daß ich gut angekommen war.

Am nächsten Morgen schien die Sonne in mein Zimmer, strahlend blauer Himmel, keine Wolke weit und breit. Es war Sonntag, einige hatten bereits gefrühstückt als ich in die Küche kam. Als erstes wurde ich meinen „Roommates" vorgestellt, die gerade im Haus waren. Insgesamt waren wir vier Studenten!!! Zwei Männer, zwei junge Frauen. Mein Zimmernachbar kam aus Japan, Berengère (22) aus Frankreich und Tanja (24) aus Norwegen.
Berengère und Tanja waren schon vor 7 Monaten hier angekommen und sollten noch weitere 2 Monate bleiben. Sie absolvierten ein sogenanntes Studienjahr, das 9 Monate dauerte.
Suzy und Manuel, ihr Ehemann, haben 2 Kinder, Carolina (10) und Peter (8). Suzy's Mutter, Cynthia, lebte ebenfalls hier. Außerdem wohnte Carmen (23) auch noch im Haus. Sie arbeitet  als Kindermädchen, oder besser gesagt, als „Mädchen für alles". Ich merkte bald, daß sie es war die den ganzen Haushalt besorgte... ein harter Job! Alles in allem eine Große Familie, und mein Eindruck war außerordentlich positiv. Ich wurde wirklich herzlich empfangen. Ach ja, einen Papagei gab es da auch noch, sie nannten ihn schlicht „Bird", und zwei Katzen. Manuel ist aus Mexiko und spricht nicht sehr gut Englisch. Suzy hatte ihn dort kennengelernt, nachdem sie von New York weggezogen war. Ich war froh, fundierte Vorkenntnisse in Englisch zu haben, so fiel es mir nicht schwer mich zu unterhalten. Anders beim Japaner, er hatte ziemlich Mühe, vorallem mit der Aussprache. Aber eine Sprachschule besuchte ich eigentlich nie, mein Motto war immer „learning by listening and speaking"... hi hi ! Als Funkamateur hatte ich viele Funkverbindungen mit englisch sprechenden Ländern, vorallem Amerika und England, da man von ihnen am besten lernen kann. Das kam mir jetzt echt zugute!
Am Nachmittag fuhren die Familie und ich in die Stadt (S.B.), die ungefähr 15 Autominuten  von Goleta entfernt ist. Die Fahrt ging zügig mit 55mph den Freeway 101 hinunter. Die Autolenker halten sich strickt an die Höchstgeschwindigkeit. Mit der Polizei sei nicht zu spaßen und die Bussen wären teuer. Es war einfach herrlich endlich die Gegend zu erkunden, ein paar Straßen  hin und her zu fahren und die Stadt für's erste mal grob kennenzulernen. Überall war dieser wohlriechende Duft, von den vielen Eukalyptus Bäumen. Irgendwo an der berühmten State Street sassen wir dann in ein Cafe und bestellten Ice Cream. Unmittelbar bei S.B. gibt es 4 Strände. Die East-Beach, Leadbetter-Beach, Mesa-Beach und Henry's Beach. Mesa  ist ein kleiner, idyllischer Strand etwas versteckt. Allerdings muß ich sagen, daß der Pazifik zu dieser Jahreszeit noch recht kühl war, und deshalb nicht gerade zum baden einlud. Im Juli wurde es dann aber besser. Am ersten Tag würde die Gastfamilie die Neuankömmlinge immer zu einer Spazierfahrt in die Stadt nehmen, hatte mir Suzy gesagt. Es hatte mir auch gefallen und ich war froh schon etwas von der Gegend gesehen zu haben. Was wohl Barbara jetzt tun würde, fragte ich mich ...

Montag war der erste Schultag. Die Schule befindet sich im Herzen von S.B., an der Chapala Street. Da traf ich auch Barbara wieder. Ihr war etwas mulmig zumute und am Sonntag hätte sie nichts besonderes unternommen. Als nächstes stand der Einstufungstest bevor. Je nach Englischkenntnissen wurde man in verschiedene Klassen eingeteilt. Es gab sieben Levels. Nach diesem Test war eine Erkundungstour zu Fuß durch S.B. angesagt. Der Activities Coordinator zeigte uns ein paar Sehenswürdigkeiten, wichtige Gebäude wie das Court House u.a., Restaurants, Bars und Discos wo sich die jungen Leute abends so treffen würden. Am späteren Nachmittag kehrten wir zurück zur Schule und erhielten unsere Zuweisungen in die Klassen. Zu meinem Erstaunen wurde ich gleich im Level 6 untergebracht. Zurück nach Goleta fuhr ich mit dem Bus. Das MTD (Busunternehmen) ist das einzige öffentliche Verkehrsmittel und fährt in unterschiedlichen Zeitabschnitten. So kann es sein, daß die Fahrt  nach Goleta nur 15 Minuten oder aber bis zu einer Stnde dauern kann, je nachdem welchen Bus man erwischt. Sehr bequem war dieser Bus auch nicht gerade, dafür kostete er aber auch nur 75 cents!!! 75 cents für 20 km, das ist wirklich fast unglaublich billig!
Da ich aber nicht auf den Bus angewiesen sein wollte, schaute ich mich bereits in der ersten Woche nach einem Auto um. Schließlich wollte ich ja auch die ganze Gegend erkunden, ins Landesinnere fahren und auch größere Ausflüge, wie z.B. nach San Francisco, unternehmen. Nach ein paar Tagen fand ich ein geeignetes Auto, es war ein 88er Ford Escort. Eine Haftpflichtversicherung hatte ich auch noch abgeschlossen. Es war toll, mit dem eigenen Auto von der Schule nach Hause fahren zu können. Die meisten meiner Klassenkameraden wohnten nicht so weit weg wie ich. Es war selbstverständlich, daß ich den einen oder anderen mal irgendwohin fuhr, oder daß man gemeinsam an die beach gefahren war.

Da ich den Intensivkurs gewählt hatte, ging ich ca. 30 Std pro Woche zur Schule. Sonst sind es 25 Std. Es gab dort einen Kiosk in der Schule wo man morgens Gipfeli und Kaffee kaufen konnte. Freie Zeit hatte man genügend um auszugehen, für Shopping, Beach, Sport, und vieles mehr. Auch ins Kino sind wir gegangen. Die erste Woche verging sehr langsam (zum Glück), alles war neu. Mir war's auch recht, denn es gefiel mir ja super gut und ich wollte auf keinen Fall, daß mir die Zeit davon rennt. Es waren verhältnismäßig viele Schweizer an der Schule, mit den einen freundet man sich schnell an. Es bildeten sich kleine Gruppen mit ähnlichen Interessen und das war gut so. Andererseits sprach man ja dann Schwyzerdütsch und bremste somit den Fortschritt im Englisch. Aus diesem Grunde suchte ich auch den Kontakt zu Leuten aus anderen Ländern und das war besonders interessant. Ausflüge und kleinere Reisen an Wochenenden organisierte der Activities Coordinator, so konnte sich jeder der Lust hatte anmelden und z.B. nach L.A., Magic Mountain oder San Francisco fahren.

Am zweiten Wochenende fuhr ich mit Kollegen und Kolleginnen im Auto nach San Francisco. Die Strecke war ganz einfach, alles den Freeway 101 nordwärts, ca. 7 Stunden! Es war bereits dunkel als wir in S.F. angekommen waren. In der Nähe der berühmten Golden Gate Bridge fanden wir dann zum Glück ein Motel das noch Zimmer frei hatte. Am nächsten Morgen, nach einem ordentlichen „American Brakfast" in einer nahegelegenen Bakery, gingen wir zu Fuß mit Fotoausrüstung und Stadtplan  bewaffnet durch die Straßen von San Francisco. Vorbei am „Hard Rock Cafe", mit Cable Car runter ins Business Quartier, durch China Town und an die berühmten Piers, insbesondere Pier 39. Die Golden Gate Bridge überquerten wie einige Male mit dem Auto und zu Fuß... hi hi. Natürlich widmeten wir ihr eine extra Stunde um sie von allen Seiten zu fotografieren... Am Sonntag sind wir noch mit dem Schiff nach Alcatraz gefahren bevor wir uns so langsam auf die Heimreise machten. Bei Monterey sind wir dann in den Hyw 1 eingebogen und hatten eine lange aber wunderschöne Fahrt hinunter bis fast S.B. auf der berühmten Küstenstraße. Man braucht zwar wesentlich länger bis man in S.B. ankommt, aber die bezaubernde Aussicht und die zum Teil Kurvenreiche Straße muß man echt erlebt haben!
Ein weiteres Wochenende war zu ende und Montags war ich immer müde von den Aktivitäten am Week-end. Zum Glück gab es nicht sehr viele Hausaufgaben, und selbst wenn man sie nicht gemacht hatte war es keine Tragödie. Für die Schule war ja jeder selbst verantwortlich. Zweimal wurden wir von unserem Lehrer nach draußen geschickt, um den Leuten fragen zu stellen, über ein Thema das wir gerade behandelten. Im allgemeinen stießen wir auf sehr positive Resonanz. Die Leute waren freundlich und plauderten gerne ein wenig mit uns.

Abends bin ich entweder gleich nach Hause gefahren und habe mit der Familie gegessen, oder ich ging mit Kollegen aus. Es gibt wirklich sehr schöne Restaurants und überall kann man draußen sitzen. Toll war, wenn auch noch live Musik spielte. Auch Bars und Discos gab es genug, bloß mußte man sehr acht geben, daß man nicht zuviel trank, oder noch besser, wenn derjenige der fuhr, überhaupt nichts trank. Mit Alkohol am Steuer ist in Amerika wirklich nicht zu Spaßen. Zu schnell landet man in der Kiste ...
Nicht selten fuhr ich mit dem Auto irgendwo hin und erkundigte das nähere Umfeld. Da führt zum Beispiel eine stattliche Bergkette von Nord nach Süd entlang, mit einer Höhe von schätzungsweise 700...1000 m.ü.M. Die Straße 154 (siehe Foto) führte zum San Marcos Pass hinauf, von wo man ganz S.B. überblicken konnte. Es war immer recht windig dort oben, aber auch wunderschön. Zufällig fand ich einen mystischen Ort mit wunderbarer Aussicht ins Landesinnere, über all die vielen weiteren Hügel und Berge die mir wie eine Traumlandschaft vorkamen. Es waren da ziemlich alte Ruinen, schon sehr zerfallen, erinnerte mich ein bißchen an eine ehemalige Burg auf einem kleinen Plateau... oder war dies Gemäuer vielleicht einmal das Zuhause eines Indianerstammes?? Ein fantastischer Ort zum Leben, jeden Abend würde man die Sonne untergehen sehen, dort unten beim Lake Cachuma... Ich führte auch meine Roommates hierher und sie waren begeistert. Vorallem Carmen, das Kindermädchen, sie ging so gut wie nie aus dem Haus. Ich war froh,daß ich sie überreden konnte, ab und zu doch mit uns mitzukommen... sie war so bescheiden...

Zweimal fand eine „Beach-Party" statt. Es war am Abend, an der Mesa-Beach (der kleinen, romantischen) und wir saßen da einfach um ein großes Lagerfeuer herum. Es wurde viel geredet und getrunken, einige blieben sogar bis in die Morgenstunden hinein. Gut wenn dann am anderen Tag die Schule erst um 10:00 Uhr begann. Nicht weit von Goleta, wo ich wohnte, liegt auch Isla Vista und das Universitätsgelände der UCSB (University of Santa Barbara). Nachts war dort auch immer etwas los, bei den vielen Studenten die dort wohnten. Unmittelbar bei der Universität liegt auch die Goleta-Beach, ein recht schöner Strand mit mehreren Feuerstellen und Grillplätzen. Übrigens kann man sich auch direkt an der Universität UCSB für einen Sprachkurs eintragen. Ich habe schon mal einen Prospekt mit nach Hause genommen...

Erst nach weiteren 4 Wochen unternahm ich wieder eine größere Reise. Diesmal sollte es nach Las Vegas und Grand Canyon gehen. Da wir zu siebt waren, entschlossen wir uns einen Van zu mieten (Van = Grossraumfahrzeug). Es war inzwischen Anfang Juli geworden und ein verlängertes Week-end stand bevor (am 4. Juli ist Nationalfeiertag). So fuhren wir zu siebt nach L.A. und dann weiter in Richtung Las Vegas, wo wir nach ca. Sieben Stunden eintrafen. Die Fahrt war sehr lange aber recht bequem in diesem Van. Im Landesinneren stieg die Temperatur noch weiter an. Um 22:00 Uhr war es bestimmt noch über 30°C, mitten im Niemandsland, zwischen L.A. und Las Vegas. Die Klimaanlage war immer in Betrieb. Der Anblick des Lichtermeeres von Las Vegas bei unserer Ankunft war gigantisch! Kilometerlang war kein Zeichen von Zivilisation zu sehen, und dann plötzlich tauchte Las Vegas am Horizont auf, wie eine große Raumstation irgendwo im Weltall ... Das Motel hatten wir diesmal im voraus reserviert. In Las Vegas war es dann fast nochwärmer und in unseren Zimmern liefen die Klimaanlagen auf Hochtouren. Dies wurde mir dann auch bald zum Verhängnis. Prompt hatte ich mich erkältet, mitten im Sommer. Der ständige Wechsel von heiß und kalt hatte mir nicht gut getan. Beim Autofahren dasselbe, wenn man haltet und Pause macht, aussteigt und dann wieder in das gekühlte Auto sitzt, muß man sich ja erkälten... hi hi
Am nächsten Morgen ging's gleich weiter in Richtung Grand Canyon. Es war eine super Landschaft und natürlich schönes Wetter. Am Lake Meade machten wir erneut halt und beobachteten die vielen Boote und Jet-Skis, die zu Wasser gelassen wurden. Dieser bekannte See ist die Haupt Wasser Versorgung für Las Vegas. Nach wiederum sechs Stunden Fahrt sind wir dann endlich am Grand Canyon angekommen, oder besser gesagt, einige Meilen vor dem Grand Canyon, in der Nähe von Flagstaff in Arizona, wo wir wie gewöhnlich ein Motel aufsuchten. Zeitlich reichte es einfach nicht ganz den Canyon noch bei Tageslicht zu besuchen. So machten wir uns ganz früh am nächsten Morgen auf den Weg zum Canyon und hatten genug Zeit uns in aller Ruhe umzusehen. Es war sehr beeindruckend und das Wetter zum Glück immer noch schön. Der Parkplatz war voll von Touristen aus aller Welt. Wie üblich knipste ich gleich 2 oder 3 Filme durch. Ein Stück weit sind wir sogar in den Canyon hinab gestiegen, einem kleinen Wanderweg folgend... Oben wird man ausdrücklich darauf hingewisen, genügend Wasser mitzunehmen, mindestens 5 Liter pro Mann/Frau. Bis ganz hinunter gingen wir aber nicht, sondern lediglich etwa 40 Minuten. Esel und Pferde kamen uns entgegen, ein richtiger Treck...
Zurück in Las Vegas für eine weitere Nacht und vorallem um diese besondere Stadt kennenzulernen, gingen wir erst mal essen. Später schlenderten wir durch ein paar Spielhöllen und was es da sonst noch alles gibt. Sorry, kann leider nichts anfangen mit Spielautomaten und dergleichen. Unseren letzten Tag in Las Vegas begannen wir mit einem Riesenfrühstück im Hyatt Hotel. Da gab es ein Mega-Buffet und jeder nahm sich was er gerade wollte. Danach hieß es Abschied nehmen von Las Vegas um die lange Fahrt zurück nach Santa Barbara anzutreten.
Rechtzeitig zum Feuerwerk sind wir am Abend des 4. Juli in S.B. eingetroffen. Von einem Hügel aus konnten wir das Geschehen gut beobachten. In der Stadt sei ein Riesengedränge gewesen. Wieder war ein anstrengendes aber erfolgreiches Wochenende vorüber gegangen. Die vielen Eindrücke die ich gesammelt hatte mußten erst einmal verarbeitet werden, und zwar nicht nur im Fotolabor sondern auch im Kopf, deshalb war jetzt wieder Relaxation angesagt, oder wie es bei den Teens heißt, „kicking back and hanging loose"...

In L.A. war ich nicht oft gewesen, die Venice Beach und Malibu habe ich aber besucht.
Die letzte Reise ging nach San Diego, auch an einem Week-end. Leider war es ziemlich dunstig und etwas neblig. Nach einer Ausführlichen Stadt-Tour besuchten wir den San Diego Zoo. Das Areal ist so groß, daß sogar Busse fahren, wo man in 30 Minuten um den ganzen Zoo fahren kann... ist wohl für die weniger sportlichen Touristen oder auch Einheimischen gedacht. Das wichtigste habe ich gesehen von San Diego. Dann, auf einmal fiel mir ein, daß der Mount Palomar doch hier irgendwo in der „Nähe" sein müßte (Mt. Palomar ist der Berg wo das gleichnamige und weltbekannte „5m Observatorium" steht). Ich fand ihn dann tatsächlich auf der Karte. Na ja, für Schweizer Verhältnisse war er nicht gerade in der Nähe, aber man muß halt die Maßstäbe neu setzen. Ich schlug meinen 3 Kollegen vor einen Abstecher auf den Mt. Palomar zu machen. Sie stimmten zu und so brachen wir auf, in nord-östliche Richtung, zum Mt. Palomar. Komisch, sobald wir die Küstenregion verließen und ins Landesinnere vorstießen, hellte es auf und die Sonne schien bei absolut wolkenlosem Himmel. War doch eine gute Idee mit dem Mt. Palomar... ich muß sagen, auch diese Fahrt wird mir immer in Erinnerung bleiben, so schön war die Landschaft. Jetzt konnten wir das Cabrio-fahren erst so richtig genießen. Alles in allem waren wir 2 Stunden unterwegs von San Diego hinauf auf 5550ft (knapp 1900m.ü.M.). Das Observatorium kannte ich bisher nur von Fotos aus Astronomie- Büchern, um so faszinierter war ich, als ich es dann „live" sehen durfte. Ich kann nur sagen, es ist ein Koloß von einem Observatorium!! Die ganze riesige Kuppel ist weiß und hat einen Durchmesser von 30 Metern. Ich war so froh den Abstecher zum Mt. Palomar gemacht zu haben und auch daß meine Kollegen  Interesse gezeigt hatten. Für andere wäre es vielleicht total langweilig gewesen dort hinauf zu fahren...

Die Zeit verging immer schneller. Mir ging es wirklich gut in S.B. Für mich war dies der ideale Ort, nicht zu groß aber auch nicht zu klein. Ich mag die Art, wie die Leute hier leben, in diesen oft aus Holz gezimmerten Häusern. Natürlich gab es auch Reichere, die große Villen besaßen. Zu den Einwohnern zählen auch ein paar Prominente, wie Schauspieler und dergleichen. Im Süden Kaliforniens findet man relativ viele Mexikaner. In S.B. machen sie vielleicht so 20% aus. Sie kommen hierher um zu arbeiten, um mehr Geld zu verdienen als in Mexiko, wo auch die Inflationsrate hoch ist.
Während der ganzen Zeit hatte ich viel Fotografiert. Die Filme kann man in einem Warenhaus wie dem „Vons" oder „Lucky Store" abgeben. Diese werden täglich von einem Kurier eingesammelt und dann in einem Grosslabor in L.A. verarbeitet. Am nächsten Tag waren die Bilder bereits fertig... (In der Privatwirtschaft der Amerikaner muss alles immer schnell gehen!). In S.B. gibt es mindestens 2 Fotogeschäfte. Mein Lieblingsgeschäft war „Russ' Camera" an 1025 State Street. Filme waren relativ teuer, etwa wie bei uns hier. Alles andere jedoch war für unsere Verhältnisse billiger. Fotoartikel sind aber am billigsten in N.Y., insbesondere Kameras! Russ' Camera brachte die Filme in ein nahegelegenes „Profi-Labor" mit Namen „Mission Country", das ich sehr empfehlen kann!

Nun war schon bald der Tag meiner Rückreise gekommen. Eigentlich hatte ich schon viel erlebt und all die Orte, die ich sehen wollte, besucht. In der Schule lief es immer gut und die letzten 4 Wochen verbrachte ich im Level 7. Zum Schluß absolvierten wir eine Art Abschlußprüfung und erhielten ein Zertifikat. Einige waren froh, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Okay, ich gebe ja zu, mit dem Essen hatte ich auch etwas Mühe am Schluß. Man bekommt auch große Lust auf dunkles (richtiges) Brot und auf einen anständigen Kaffee. Mein Auto konnte ich kurz vor meiner Heimreise verkaufen. Etwas billiger bin ich schon gefahren, als wenn ich ein Auto gemietet hätte.

Mit zwei Koffern war ich angekommen und mit drei Koffern reiste ich zurück in die Schweiz. Ich stellte fest, daß ich viel zuviel mitgeschleppt hatte. Einige Kleider habe ich überhaupt nie getragen ... jetzt weiß ich's für das nächste mal...
Ich wäre wirklich sehr gerne noch länger hier geblieben. Andererseits freute ich mich natürlich auch die Familie wiederzusehen. An diesem letzten Samstag Nachmittag wartete ich im Garten der Familie Sanchez bis es 16:00 Uhr wurde, dann nämlich mußte ich beim Super 8 Motel in Goleta sein, wo mich der Santa Barbara Airbus abholte. Ich pflückte noch eine große Zitrone vom Baum, der mitten im Garten stand und Schatten spendete.
Dann war's soweit, „Bye bye, and hope to see you again, maybe next year!" Na ja, fest vorgenommen hatte ich es mir schon...

Über dem Flughafen von L.A. ging gerade die Sonne unter als ich im Terminal wartete, ein malerischer Sonnenuntergang. Noch schnell ein letzter Blick aus der Flugzeug auf das riesige L.A. hinunter und schon war ich unterwegs in die Nacht hinein, London und Zürich entgegen ...


Michael Rieder, Nov. '96



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