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Dennoch entschied
ich mich für Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und zwar
wollte ich an die Westküste, nach Kalifornien. Hat man sich einmal für
dieses Land oder eben für Kalifornien entschieden, muß man sich noch zwischen
San Francisco, Santa Barbara, Los Angeles und San Diego entscheiden. Für
mich, da kein großer Freund von Großstädten, fiel die Wahl natürlich auf
Santa Barbara, dem kleinen verträumten „Dorf" mit ca. 80'000 Einwohnern,
nur wenige Meilen (ca. 150 Meilen) nördlich von Los Angeles, an der Pazifikküste
gelegen.
Als nächstes bat ich meinen Arbeitgeber um 3 Monate unbezahlten Urlaub.
Glücklicherweise bekam ich das O.K. meines Chefs, so daß meinem Vorhaben
nichts mehr im Weg stand. Sofort meldete ich mich bei EF-Sprachreisen in
Zürich an und bekam kurz danach auch schon die ersten Unterlagen.
Am 29. April 1995 war es soweit. Tag der Abreise. Um 11:30 Uhr flog
ich zuerst nach London, und dann nonstop nach Los Angeles. Es war ein wunderbares
Gefühl. Allein schon das Koffer packen läßt Freude aufsteigen. Was packt
man denn so alles ein, wenn man 3 Monate lang verreist!? Sehr nervös war
ich trotz allem eigentlich nicht, im Gegenteil, ich bin Neuem und Veränderungen
gegenüber recht optimistisch veranlagt und so war es auch ein Abenteuer
was da auf mich zukommen würde. Möchte auch noch anmerken, daß es das erste
Mal für mich war wo ich „richtig" verreist war. Im Flugzeug konnte
ich ganz entspannt durchatmen, mich auf den Flug und Kalifornien freuen.
Es war so gegen 18:00 Uhr als ich in Los Angeles ankam, müde und noch
etwas steif vom langen Flug. Nach der Paßkontrolle traf ich zufälligerweise
Barbara, auch eine „EF-Studentin", wie sich gleich herausstellte.
Offensichtlich waren wir in der selben Maschine. Aus den Unterlagen, die
mir schon frühzeitig zugesandt wurden, wußte ich , daß wir von einem EF-Repräsentanten
erwartet würden. Bloß, da waren so viele Leute, weit und breit kein Mensch
mit EF-Mütze und EF-Jacket zu sehen. Barbara und ich blieben gleich zusammen,
da kam man sich nicht mehr so verloren vor. Sie war mehr besorgt darum,
ob wir diesen Mann finden würden, als ich. „Don't panic" sagte ich
und besorgte uns erst einmal einen großen Becher Coca-Cola. Nach einer
Weile beschlossen wir, trotzdem diese Not-Nummer zu wählen, die für den
Fall gedacht war, wenn es Probleme gäbe. 15 Minuten später wurden wir dann
doch noch abgeholt. Für die Weiterreise nach Santa Barbara wurden uns die
Tickets für den „Santa Barbara Airbus" gegeben. Inzwischen war es
dunkel geworden und auf der ca. 3 stündigen Busfahrt hatten wir nicht viel
gesehen... bloß, an das Lichtermeer über L.A. erinnere ich mich noch gut!
Es war fantastisch! Als ich zum ersten Mal außerhalb des Flughafens stand,
bemerkte ich auch dieses besondere Klima, die Luft, es war warm, diese
ganze Stimmung war so beeindruckend... Wir waren müde im Bus, aber
auch froh, daß wir bald am Ziel angelangt waren. Auch Barbara wohnte bei
einer Gastfamilie, am südlichen Rand von S.B. Auf einem großen Parkplatz
machte der Bus einen stop. Barbara hatte ihr Ziel erreicht und wurde von
ihrer Gastfamilie abgeholt. Ich hatte noch ein kleines Stück vor mir, hinauf
bis nach Goleta, einem Vorort von S.B., ca. 20km weiter nördlich. An die
Distanzen mußte ich mich auch gewöhnen. In Amerika ist halt alles ein bißchen
größer... Endlich war auch ich am Ziel und Mrs Sanchez war da um
mich die letzten 5 Kilometer zu ihr nach Hause zu fahren. Es war 23:30
Uhr geworden und Carolina, die 10 jährige Tochtr, war extra noch auf geblieben.
So stellte ich mich einem Teil der Familie vor und plauderte noch ein wenig
mit Mrs Sanchez, oder Suzy, wie ich sie gleich von Beginn an nennen durfte.
Bevor ich ins Bett fiel telefonierte ich noch nach Zürich, um meine Eltern
wissen zu lassen, daß ich gut angekommen war.
Am nächsten Morgen schien die Sonne in mein Zimmer, strahlend blauer
Himmel, keine Wolke weit und breit. Es war Sonntag, einige hatten bereits
gefrühstückt als ich in die Küche kam. Als erstes wurde ich meinen „Roommates"
vorgestellt, die gerade im Haus waren. Insgesamt waren wir vier Studenten!!!
Zwei Männer, zwei junge Frauen. Mein Zimmernachbar kam aus Japan, Berengère
(22) aus Frankreich und Tanja (24) aus Norwegen.
Berengère und Tanja waren schon vor 7 Monaten hier angekommen und sollten
noch weitere 2 Monate bleiben. Sie absolvierten ein sogenanntes Studienjahr,
das 9 Monate dauerte.
Suzy und Manuel, ihr Ehemann, haben 2 Kinder, Carolina (10) und Peter
(8). Suzy's Mutter, Cynthia, lebte ebenfalls hier. Außerdem wohnte Carmen
(23) auch noch im Haus. Sie arbeitet als Kindermädchen, oder besser
gesagt, als „Mädchen für alles". Ich merkte bald, daß sie es war die
den ganzen Haushalt besorgte... ein harter Job! Alles in allem eine Große
Familie, und mein Eindruck war außerordentlich positiv. Ich wurde wirklich
herzlich empfangen. Ach ja, einen Papagei gab es da auch noch, sie nannten
ihn schlicht „Bird", und zwei Katzen. Manuel ist aus Mexiko und spricht
nicht sehr gut Englisch. Suzy hatte ihn dort kennengelernt, nachdem sie
von New York weggezogen war. Ich war froh, fundierte Vorkenntnisse in Englisch
zu haben, so fiel es mir nicht schwer mich zu unterhalten. Anders beim
Japaner, er hatte ziemlich Mühe, vorallem mit der Aussprache. Aber eine
Sprachschule besuchte ich eigentlich nie, mein Motto war immer „learning
by listening and speaking"... hi hi ! Als Funkamateur hatte ich viele
Funkverbindungen mit englisch sprechenden Ländern, vorallem Amerika und
England, da man von ihnen am besten lernen kann. Das kam mir jetzt echt
zugute!
Am Nachmittag fuhren die Familie und ich in die Stadt (S.B.), die ungefähr
15 Autominuten von Goleta entfernt ist. Die Fahrt ging zügig mit
55mph den Freeway 101 hinunter. Die Autolenker halten sich strickt an die
Höchstgeschwindigkeit. Mit der Polizei sei nicht zu spaßen und die Bussen
wären teuer. Es war einfach herrlich endlich die Gegend zu erkunden, ein
paar Straßen hin und her zu fahren und die Stadt für's erste mal
grob kennenzulernen. Überall war dieser wohlriechende Duft, von den vielen
Eukalyptus Bäumen. Irgendwo an der berühmten State Street sassen wir dann
in ein Cafe und bestellten Ice Cream. Unmittelbar bei S.B. gibt es 4 Strände.
Die East-Beach, Leadbetter-Beach, Mesa-Beach und Henry's Beach. Mesa
ist ein kleiner, idyllischer Strand etwas versteckt. Allerdings muß ich
sagen, daß der Pazifik zu dieser Jahreszeit noch recht kühl war, und deshalb
nicht gerade zum baden einlud. Im Juli wurde es dann aber besser. Am ersten
Tag würde die Gastfamilie die Neuankömmlinge immer zu einer Spazierfahrt
in die Stadt nehmen, hatte mir Suzy gesagt. Es hatte mir auch gefallen
und ich war froh schon etwas von der Gegend gesehen zu haben. Was wohl
Barbara jetzt tun würde, fragte ich mich ...
Montag war der erste Schultag. Die Schule befindet sich im Herzen von
S.B., an der Chapala Street. Da traf ich auch Barbara wieder. Ihr war etwas
mulmig zumute und am Sonntag hätte sie nichts besonderes unternommen. Als
nächstes stand der Einstufungstest bevor. Je nach Englischkenntnissen wurde
man in verschiedene Klassen eingeteilt. Es gab sieben Levels. Nach diesem
Test war eine Erkundungstour zu Fuß durch S.B. angesagt. Der Activities
Coordinator zeigte uns ein paar Sehenswürdigkeiten, wichtige Gebäude wie
das Court House u.a., Restaurants, Bars und Discos wo sich die jungen Leute
abends so treffen würden. Am späteren Nachmittag kehrten wir zurück zur
Schule und erhielten unsere Zuweisungen in die Klassen. Zu meinem Erstaunen
wurde ich gleich im Level 6 untergebracht. Zurück nach Goleta fuhr ich
mit dem Bus. Das MTD (Busunternehmen) ist das einzige öffentliche Verkehrsmittel
und fährt in unterschiedlichen Zeitabschnitten. So kann es sein, daß die
Fahrt nach Goleta nur 15 Minuten oder aber bis zu einer Stnde dauern
kann, je nachdem welchen Bus man erwischt. Sehr bequem war dieser Bus auch
nicht gerade, dafür kostete er aber auch nur 75 cents!!! 75 cents für 20
km, das ist wirklich fast unglaublich billig!
Da ich aber nicht auf den Bus angewiesen sein wollte, schaute ich mich
bereits in der ersten Woche nach einem Auto um. Schließlich wollte ich
ja auch die ganze Gegend erkunden, ins Landesinnere fahren und auch größere
Ausflüge, wie z.B. nach San Francisco, unternehmen. Nach ein paar Tagen
fand ich ein geeignetes Auto, es war ein 88er Ford Escort. Eine Haftpflichtversicherung
hatte ich auch noch abgeschlossen. Es war toll, mit dem eigenen Auto von
der Schule nach Hause fahren zu können. Die meisten meiner Klassenkameraden
wohnten nicht so weit weg wie ich. Es war selbstverständlich, daß ich den
einen oder anderen mal irgendwohin fuhr, oder daß man gemeinsam an die
beach gefahren war.
Da ich den Intensivkurs gewählt hatte, ging ich ca. 30 Std pro Woche
zur Schule. Sonst sind es 25 Std. Es gab dort einen Kiosk in der Schule
wo man morgens Gipfeli und Kaffee kaufen konnte. Freie Zeit hatte man genügend
um auszugehen, für Shopping, Beach, Sport, und vieles mehr. Auch ins Kino
sind wir gegangen. Die erste Woche verging sehr langsam (zum Glück), alles
war neu. Mir war's auch recht, denn es gefiel mir ja super gut und ich
wollte auf keinen Fall, daß mir die Zeit davon rennt. Es waren verhältnismäßig
viele Schweizer an der Schule, mit den einen freundet man sich schnell
an. Es bildeten sich kleine Gruppen mit ähnlichen Interessen und das war
gut so. Andererseits sprach man ja dann Schwyzerdütsch und bremste somit
den Fortschritt im Englisch. Aus diesem Grunde suchte ich auch den Kontakt
zu Leuten aus anderen Ländern und das war besonders interessant. Ausflüge
und kleinere Reisen an Wochenenden organisierte der Activities Coordinator,
so konnte sich jeder der Lust hatte anmelden und z.B. nach L.A., Magic
Mountain oder San Francisco fahren.
Am zweiten Wochenende fuhr ich mit Kollegen und Kolleginnen im Auto
nach San Francisco. Die Strecke war ganz einfach, alles den Freeway 101
nordwärts, ca. 7 Stunden! Es war bereits dunkel als wir in S.F. angekommen
waren. In der Nähe der berühmten Golden Gate Bridge fanden wir dann zum
Glück ein Motel das noch Zimmer frei hatte. Am nächsten Morgen, nach einem
ordentlichen „American Brakfast" in einer nahegelegenen Bakery, gingen
wir zu Fuß mit Fotoausrüstung und Stadtplan bewaffnet durch die Straßen
von San Francisco. Vorbei am „Hard Rock Cafe", mit Cable Car runter
ins Business Quartier, durch China Town und an die berühmten Piers, insbesondere
Pier 39. Die Golden Gate Bridge überquerten wie einige Male mit dem Auto
und zu Fuß... hi hi. Natürlich widmeten wir ihr eine extra Stunde um sie
von allen Seiten zu fotografieren... Am Sonntag sind wir noch mit dem Schiff
nach Alcatraz gefahren bevor wir uns so langsam auf die Heimreise machten.
Bei Monterey sind wir dann in den Hyw 1 eingebogen und hatten eine lange
aber wunderschöne Fahrt hinunter bis fast S.B. auf der berühmten Küstenstraße.
Man braucht zwar wesentlich länger bis man in S.B. ankommt, aber die bezaubernde
Aussicht und die zum Teil Kurvenreiche Straße muß man echt erlebt haben!
Ein weiteres Wochenende war zu ende und Montags war ich immer müde
von den Aktivitäten am Week-end. Zum Glück gab es nicht sehr viele Hausaufgaben,
und selbst wenn man sie nicht gemacht hatte war es keine Tragödie. Für
die Schule war ja jeder selbst verantwortlich. Zweimal wurden wir von unserem
Lehrer nach draußen geschickt, um den Leuten fragen zu stellen, über ein
Thema das wir gerade behandelten. Im allgemeinen stießen wir auf sehr positive
Resonanz. Die Leute waren freundlich und plauderten gerne ein wenig mit
uns.
Abends bin ich entweder gleich nach Hause gefahren und habe mit der
Familie gegessen, oder ich ging mit Kollegen aus. Es gibt wirklich sehr
schöne Restaurants und überall kann man draußen sitzen. Toll war, wenn
auch noch live Musik spielte. Auch Bars und Discos gab es genug, bloß mußte
man sehr acht geben, daß man nicht zuviel trank, oder noch besser, wenn
derjenige der fuhr, überhaupt nichts trank. Mit Alkohol am Steuer ist in
Amerika wirklich nicht zu Spaßen. Zu schnell landet man in der Kiste ...
Nicht selten fuhr ich mit dem Auto irgendwo hin und erkundigte das
nähere Umfeld. Da führt zum Beispiel eine stattliche Bergkette von Nord
nach Süd entlang, mit einer Höhe von schätzungsweise 700...1000 m.ü.M.
Die Straße 154 (siehe Foto) führte zum San Marcos Pass hinauf, von wo man
ganz S.B. überblicken konnte. Es war immer recht windig dort oben, aber
auch wunderschön. Zufällig fand ich einen mystischen Ort mit wunderbarer
Aussicht ins Landesinnere, über all die vielen weiteren Hügel und Berge
die mir wie eine Traumlandschaft vorkamen. Es waren da ziemlich alte Ruinen,
schon sehr zerfallen, erinnerte mich ein bißchen an eine ehemalige Burg
auf einem kleinen Plateau... oder war dies Gemäuer vielleicht einmal das
Zuhause eines Indianerstammes?? Ein fantastischer Ort zum Leben, jeden
Abend würde man die Sonne untergehen sehen, dort unten beim Lake Cachuma...
Ich führte auch meine Roommates hierher und sie waren begeistert. Vorallem
Carmen, das Kindermädchen, sie ging so gut wie nie aus dem Haus. Ich war
froh,daß ich sie überreden konnte, ab und zu doch mit uns mitzukommen...
sie war so bescheiden...
Zweimal fand eine „Beach-Party" statt. Es war am Abend, an der
Mesa-Beach (der kleinen, romantischen) und wir saßen da einfach um ein
großes Lagerfeuer herum. Es wurde viel geredet und getrunken, einige blieben
sogar bis in die Morgenstunden hinein. Gut wenn dann am anderen Tag die
Schule erst um 10:00 Uhr begann. Nicht weit von Goleta, wo ich wohnte,
liegt auch Isla Vista und das Universitätsgelände der UCSB (University
of Santa Barbara). Nachts war dort auch immer etwas los, bei den vielen
Studenten die dort wohnten. Unmittelbar bei der Universität liegt auch
die Goleta-Beach, ein recht schöner Strand mit mehreren Feuerstellen und
Grillplätzen. Übrigens kann man sich auch direkt an der Universität UCSB
für einen Sprachkurs eintragen. Ich habe schon mal einen Prospekt mit nach
Hause genommen...
Erst nach weiteren 4 Wochen unternahm ich wieder eine größere Reise.
Diesmal sollte es nach Las Vegas und Grand Canyon gehen. Da wir zu siebt
waren, entschlossen wir uns einen Van zu mieten (Van = Grossraumfahrzeug).
Es war inzwischen Anfang Juli geworden und ein verlängertes Week-end stand
bevor (am 4. Juli ist Nationalfeiertag). So fuhren wir zu siebt nach L.A.
und dann weiter in Richtung Las Vegas, wo wir nach ca. Sieben Stunden eintrafen.
Die Fahrt war sehr lange aber recht bequem in diesem Van. Im Landesinneren
stieg die Temperatur noch weiter an. Um 22:00 Uhr war es bestimmt noch
über 30°C, mitten im Niemandsland, zwischen L.A. und Las Vegas. Die Klimaanlage
war immer in Betrieb. Der Anblick des Lichtermeeres von Las Vegas bei unserer
Ankunft war gigantisch! Kilometerlang war kein Zeichen von Zivilisation
zu sehen, und dann plötzlich tauchte Las Vegas am Horizont auf, wie eine
große Raumstation irgendwo im Weltall ... Das Motel hatten wir diesmal
im voraus reserviert. In Las Vegas war es dann fast nochwärmer und in unseren
Zimmern liefen die Klimaanlagen auf Hochtouren. Dies wurde mir dann auch
bald zum Verhängnis. Prompt hatte ich mich erkältet, mitten im Sommer.
Der ständige Wechsel von heiß und kalt hatte mir nicht gut getan. Beim
Autofahren dasselbe, wenn man haltet und Pause macht, aussteigt und dann
wieder in das gekühlte Auto sitzt, muß man sich ja erkälten... hi hi
Am nächsten Morgen ging's gleich weiter in Richtung Grand Canyon. Es
war eine super Landschaft und natürlich schönes Wetter. Am Lake Meade machten
wir erneut halt und beobachteten die vielen Boote und Jet-Skis, die zu
Wasser gelassen wurden. Dieser bekannte See ist die Haupt Wasser Versorgung
für Las Vegas. Nach wiederum sechs Stunden Fahrt sind wir dann endlich
am Grand Canyon angekommen, oder besser gesagt, einige Meilen vor dem Grand
Canyon, in der Nähe von Flagstaff in Arizona, wo wir wie gewöhnlich ein
Motel aufsuchten. Zeitlich reichte es einfach nicht ganz den Canyon noch
bei Tageslicht zu besuchen. So machten wir uns ganz früh am nächsten Morgen
auf den Weg zum Canyon und hatten genug Zeit uns in aller Ruhe umzusehen.
Es war sehr beeindruckend und das Wetter zum Glück immer noch schön. Der
Parkplatz war voll von Touristen aus aller Welt. Wie üblich knipste ich
gleich 2 oder 3 Filme durch. Ein Stück weit sind wir sogar in den Canyon
hinab gestiegen, einem kleinen Wanderweg folgend... Oben wird man ausdrücklich
darauf hingewisen, genügend Wasser mitzunehmen, mindestens 5 Liter pro
Mann/Frau. Bis ganz hinunter gingen wir aber nicht, sondern lediglich etwa
40 Minuten. Esel und Pferde kamen uns entgegen, ein richtiger Treck...
Zurück in Las Vegas für eine weitere Nacht und vorallem um diese besondere
Stadt kennenzulernen, gingen wir erst mal essen. Später schlenderten wir
durch ein paar Spielhöllen und was es da sonst noch alles gibt. Sorry,
kann leider nichts anfangen mit Spielautomaten und dergleichen. Unseren
letzten Tag in Las Vegas begannen wir mit einem Riesenfrühstück im Hyatt
Hotel. Da gab es ein Mega-Buffet und jeder nahm sich was er gerade wollte.
Danach hieß es Abschied nehmen von Las Vegas um die lange Fahrt zurück
nach Santa Barbara anzutreten.
Rechtzeitig zum Feuerwerk sind wir am Abend des 4. Juli in S.B. eingetroffen.
Von einem Hügel aus konnten wir das Geschehen gut beobachten. In der Stadt
sei ein Riesengedränge gewesen. Wieder war ein anstrengendes aber erfolgreiches
Wochenende vorüber gegangen. Die vielen Eindrücke die ich gesammelt hatte
mußten erst einmal verarbeitet werden, und zwar nicht nur im Fotolabor
sondern auch im Kopf, deshalb war jetzt wieder Relaxation angesagt, oder
wie es bei den Teens heißt, „kicking back and hanging loose"...
In L.A. war ich nicht oft gewesen, die Venice Beach und Malibu habe
ich aber besucht.
Die letzte Reise ging nach San Diego, auch an einem Week-end. Leider
war es ziemlich dunstig und etwas neblig. Nach einer Ausführlichen Stadt-Tour
besuchten wir den San Diego Zoo. Das Areal ist so groß, daß sogar Busse
fahren, wo man in 30 Minuten um den ganzen Zoo fahren kann... ist wohl
für die weniger sportlichen Touristen oder auch Einheimischen gedacht.
Das wichtigste habe ich gesehen von San Diego. Dann, auf einmal fiel mir
ein, daß der Mount Palomar doch hier irgendwo in der „Nähe" sein müßte
(Mt. Palomar ist der Berg wo das gleichnamige und weltbekannte „5m Observatorium"
steht). Ich fand ihn dann tatsächlich auf der Karte. Na ja, für Schweizer
Verhältnisse war er nicht gerade in der Nähe, aber man muß halt die Maßstäbe
neu setzen. Ich schlug meinen 3 Kollegen vor einen Abstecher auf den Mt.
Palomar zu machen. Sie stimmten zu und so brachen wir auf, in nord-östliche
Richtung, zum Mt. Palomar. Komisch, sobald wir die Küstenregion verließen
und ins Landesinnere vorstießen, hellte es auf und die Sonne schien bei
absolut wolkenlosem Himmel. War doch eine gute Idee mit dem Mt. Palomar...
ich muß sagen, auch diese Fahrt wird mir immer in Erinnerung bleiben, so
schön war die Landschaft. Jetzt konnten wir das Cabrio-fahren erst so richtig
genießen. Alles in allem waren wir 2 Stunden unterwegs von San Diego hinauf
auf 5550ft (knapp 1900m.ü.M.). Das Observatorium kannte ich bisher nur
von Fotos aus Astronomie- Büchern, um so faszinierter war ich, als ich
es dann „live" sehen durfte. Ich kann nur sagen, es ist ein Koloß
von einem Observatorium!! Die ganze riesige Kuppel ist weiß und hat einen
Durchmesser von 30 Metern. Ich war so froh den Abstecher zum Mt. Palomar
gemacht zu haben und auch daß meine Kollegen Interesse gezeigt hatten.
Für andere wäre es vielleicht total langweilig gewesen dort hinauf zu fahren...
Die Zeit verging immer schneller. Mir ging es wirklich gut in S.B.
Für mich war dies der ideale Ort, nicht zu groß aber auch nicht zu klein.
Ich mag die Art, wie die Leute hier leben, in diesen oft aus Holz gezimmerten
Häusern. Natürlich gab es auch Reichere, die große Villen besaßen. Zu den
Einwohnern zählen auch ein paar Prominente, wie Schauspieler und dergleichen.
Im Süden Kaliforniens findet man relativ viele Mexikaner. In S.B. machen
sie vielleicht so 20% aus. Sie kommen hierher um zu arbeiten, um mehr Geld
zu verdienen als in Mexiko, wo auch die Inflationsrate hoch ist.
Während der ganzen Zeit hatte ich viel Fotografiert. Die Filme kann
man in einem Warenhaus wie dem „Vons" oder „Lucky Store" abgeben.
Diese werden täglich von einem Kurier eingesammelt und dann in einem Grosslabor
in L.A. verarbeitet. Am nächsten Tag waren die Bilder bereits fertig...
(In der Privatwirtschaft der Amerikaner muss alles immer schnell gehen!).
In S.B. gibt es mindestens 2 Fotogeschäfte. Mein Lieblingsgeschäft war
„Russ' Camera" an 1025 State Street. Filme waren relativ teuer, etwa
wie bei uns hier. Alles andere jedoch war für unsere Verhältnisse billiger.
Fotoartikel sind aber am billigsten in N.Y., insbesondere Kameras! Russ'
Camera brachte die Filme in ein nahegelegenes „Profi-Labor" mit Namen
„Mission Country", das ich sehr empfehlen kann!
Nun war schon bald der Tag meiner Rückreise gekommen. Eigentlich hatte
ich schon viel erlebt und all die Orte, die ich sehen wollte, besucht.
In der Schule lief es immer gut und die letzten 4 Wochen verbrachte ich
im Level 7. Zum Schluß absolvierten wir eine Art Abschlußprüfung und erhielten
ein Zertifikat. Einige waren froh, wieder in ihre Heimat zurückzukehren.
Okay, ich gebe ja zu, mit dem Essen hatte ich auch etwas Mühe am Schluß.
Man bekommt auch große Lust auf dunkles (richtiges) Brot und auf einen
anständigen Kaffee. Mein Auto konnte ich kurz vor meiner Heimreise verkaufen.
Etwas billiger bin ich schon gefahren, als wenn ich ein Auto gemietet hätte.
Mit zwei Koffern war ich angekommen und mit drei Koffern reiste ich
zurück in die Schweiz. Ich stellte fest, daß ich viel zuviel mitgeschleppt
hatte. Einige Kleider habe ich überhaupt nie getragen ... jetzt weiß ich's
für das nächste mal...
Ich wäre wirklich sehr gerne noch länger hier geblieben. Andererseits
freute ich mich natürlich auch die Familie wiederzusehen. An diesem letzten
Samstag Nachmittag wartete ich im Garten der Familie Sanchez bis es 16:00
Uhr wurde, dann nämlich mußte ich beim Super 8 Motel in Goleta sein, wo
mich der Santa Barbara Airbus abholte. Ich pflückte noch eine große Zitrone
vom Baum, der mitten im Garten stand und Schatten spendete.
Dann war's soweit, „Bye bye, and hope to see you again, maybe next
year!" Na ja, fest vorgenommen hatte ich es mir schon...
Über dem Flughafen von L.A. ging gerade die Sonne unter als ich im
Terminal wartete, ein malerischer Sonnenuntergang. Noch schnell ein letzter
Blick aus der Flugzeug auf das riesige L.A. hinunter und schon war ich
unterwegs in die Nacht hinein, London und Zürich entgegen ...
Michael Rieder, Nov. '96
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