last updated 25-Nov-1998
Etwa 4'500 lizenzierte Funkamateure gibt es in der Schweiz, weit über 1 Mio. sind es weltweit.
Nun, was ist das eigentlich genau - Amateurfunk? Und was betreiben diese Funker überhaupt
in ihren Buden (Shacks)??
Als aktiver und enthusiastischer Radiotelegrafist (HB9LAF) möchte ich Ihnen auf diesem Weg
etwas über Sinn und Zweck des Amateurfunks vermitteln ...
Amateurfunk | die Funkstation | Antennen |
Betriebsarten | Lizenzprüfung | HAM-Links |
"Amateurfunk, das Tor zur Welt"...
heisst es so schön, und ich kann Ihnen versichern, in gewisser Weise ist dies absolut wahr!
Von Amerika bis Australien, Hawaii bis zur Antarktis oder zu den Fidji Inseln, dem Amateurfunk
sind keine Grenzen gesetzt. Einige funken sogar bis zum Mond und zurück!!
Stellen Sie sich vor - was wäre die Raumfahrt ohne Funk!? Oder der Flug- und
Schiffsverkehr!? Undenkbar ...
Der weltweite Funkbetrieb hat schon längst das Mass erreicht wo es ohne Koordination gar nicht
mehr ginge. Frequenzen und Kanäle werden den verschiedenen Diensten von den zuständigen
Fernmeldebehörden zugeteilt. Platz ist für alle da, irgendwo zwischen den
"Längstwellen" und den "Mikrowellen".
Und dann sind da noch wir Funkamateure auf unseren 9 Kurzwellen-Bändern und natürlich auch
auf VHF u. UHF!
Aber auch wir müssen uns strickt an Vorschriften und Bandpläne halten. Zudem soll der Inhalt
unserer Aussendungen auf persönliche und technische Dinge reduziert sein. Es ist z.B. nicht
erlaubt, sich ein Hotel o.ä. per Funk reservieren zu lassen. Nachrichten dürfen auch nicht an
Drittpersonen übermittelt werden (ausser an andere Funkamateure). Telefongespräche dürfen
schon gar nicht über Funk gesendet werden! Eine Ausnahme gibt es allerdings - und das wäre
z.B. ein Katastrophenfall.
In Amerika, speziell in Kalifornien, haben Amateure ein grosses (Not)-Funknetz aufgebaut.
Sie wissen nur zu gut wie schnell die Stromversorgung oder das Telefon ausfallen kann.
Somit sind sie gut vorbereitet für einen möglichen Ernstfall. Selbstverständlich arbeiten sie
mit der örtlichen Regierung zusammen.
Auch erinnere ich mich noch gut an die Erdbebenkatastrophe in Mexico. Funkamateure waren oft
das einzige "Tor zur Aussenwelt"!
Dasselbe vor jüngster Zeit - ex Jugoslawien. Auch dort waren Funkamateure oft die einzige
Möglichkeit, vorallem für die Zivilbevölkerung, um mit ihren Freunden Kontakt
aufzunehmen ...
In friedlichen Zeiten aber gilt ein anderes Motto ... Freundschaftliche Beziehungen mit fremden Leuten aus fremden Ländern zu knüpfen ... um es mal etwas salopp auszudrücken. In der Tat sind Funkamateure äusserst nett und freundlich untereinander. Man spricht sich ja auch per SIE an, soviel muss sein! Meist spricht man mit den Leuten Englisch, es sei denn Sie sprechen chinesisch oder nepalesisch, dann könnten Sie Ihre Sprachkentnisse wunderbar anwenden und praktizieren!
Jeder bestimmt auch selbst wie lange er mit jemandem sprechen möchte.
In der Regel sind die typischen "Standard Verbindungen" nicht gerade von langer
Dauer, im Gegenteil, 3-5 min dann ist alles schon vorbei. Man tauscht Namen, Wohnort, Wetter
und die Stationsbeschreibung aus. Das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen, den
Empfangsrapport! So ein Rapport besteht aus 2 bis 3 Zahlen. Die erste Zahl ist ein Indikator
für die Verständlichkeit der Zeichen der Gegenstation und geht von 1-5. Die Zweite geht von
1-9+ und gibt die Empfangs-Feldstärke an. Diese wird am Funkgerät selbst (kleines
Messinstrument, S-Meter) abgelesen. Die dritte Zahl gibt die Qualität des Signals der
Gegenstation an und geht ebenfalls von 1-9. Ein normaler Rapport wäre z.B.
"599" beim Morsen und "59" oder "five and nine" in SSB
(Sprechfunk).
Überhaupt wird viel mit Abkürzungen gearbeitet. Einem Funker sagt man z.B. "OM",
was soviel heisst wie "Old Man", bloss ohne Rücksicht aufs Alter ... "DX"
ist eine Verbindung über weite Distanzen (so ab 2-3000km). Wir, mein Vater und ich, zählen
uns zu den sog. "DX-ern". D.h. wir sind interessiert an weiten Distanzen und sind
stehts bemüht, Stationen, aus Ländern die wir noch nie kontaktiert haben, zu suchen. Zur Zeit
gibt es weltweit 323 "Funkländer". Dies sind weit mehr als es
"politische"Länder gibt. Einzelne Inselgruppen und zum Teil Provinzen in gewissen
Ländern zählen separat.
Das Betätigungsfeld für Funkamateure ist so gross, dass man gar nicht
alles machen kann. Einige spezialisieren sich auf Kurzwelle, andere wiederum lieben die
höheren Frequenzen im V/UHF Bereich. Des weiteren wird die Erde von Amateurfunk-Satelliten
umkreist, über welche man Funkverbindungen tätigen kann. Ein paar wenige Amateure haben eine
solch grosse Antennenanlage, dass sie zum Mond senden, ihn als "Reflektor" brauchen
und dann mit einer anderen Station irgendwo am anderen Ende der Welt funken können. Das
Funksignal hat dann eine Strecke von ca. 720'000km zurückgelegt !!
Ich möchte hier jedoch nicht weiter auf die einzelnen Betriebstechniken eingehen.
Die Funkstation ("Shack" genannt) ist wohl der Stolz eines jeden Funkamateurs (nebst der Antennenanlage). Natürlich gibt es mehr oder weniger enthusiastische Funker. Der eine hat Freude mit "normalem" Equipment QSO's (Funkverbindungen) zu machen während ein anderer stehts bemüht ist, seine Station auf dem neuesten Stand der Technik zu halten. Längst haben PCs und Computergesteuerte Geräte in so mancher Funkbude Einzug gehalten! Das Funkgerät wird per PC bedient, die Antenne automatisch in die gewünschte Richtung gedreht und über die getätigten Funkverbindungen können die schönsten Statistiken erstellt werden ...
Vorallem aus Japan kommen die tollsten Geräte. Marken wie Kenwood,
Yaesu oder Icom sind zu Favoriten geworden. So ein Amateurfunk-Gerät ist echt ein High-Tech
Produkt mit viel Schnick-Schnack. Ein Kurzwellen-Transceiver z.B. geht in der Regel von
500kHz ... 30MHz durchgehend für Empfang und sendet auf den üblichen 9 Amateur-Bändern (bei
einigen Geräten ist auch der Sender durchstimmbar von 500kHz ... 30 MHz). Selbstverständlich
sind die Geräte für alle Betriebsarten ausgerüstet (AM, FM, USB, LSB, CW, RTTY). Meist liefern
sie 100 Watt Ausgangsleistung (SSB). So eine Kiste kann schon mal 20 kg wiegen!!
Wem die 100 Watt noch nicht genügen, der kann sich einen Sendeverstärker (Endstufe, PA oder
Linear Amplifier genannt) anschaffen und mit bis zu 1kW "On The Air" gehen.
Nicht selten haben Amateure mehrere Geräte im Shack in Betrieb. Egal ob
ein moderneres Gerät seinem Vorgänger den Platz stiehlt, trennen kann ich mich eigentlich fast
nicht von meinem Equipment ...
Des weiteren kommen Geräte für V/UHF hinzu, Messgeräte, Antennensteuergerät, Antennentuner
(Match-Box), Netzgeräte, Fernschreibe-Modems und natürlich PCs. Mit der Zeit wirds immer
mehr ...
Wir (mein Vater HB9DAS und ich HB9LAF) haben 1 Yaesu FT-902DM,
1 FT-757GX, 2 FT-726R, 1 FT-ONE, 1 Yaesu FL-7000, 1 Kenwood TS-930S, 1 Kenwood TL-922.
Für 10, 15 und 20m haben wir einen 3 Element 3 Band Beam und für 80m einen einfachen
Dipol.
Für die Betriebsart RTTY (Fernschreiben) benütze ich ein Modem AEA PK-232 MBX, das mittels "Pakratt" Software bedient wird. Als Logbuch benutze ich "Swisslog", ein sehr gutes Log-Programm von HB9BJS. Ein weiteres, sehr bekanntes Log-Prg. ist "DXBASE" aus den USA.
Auf dem Markt gibt es mittlerweile unzählige Arten von Antennen für
die Kurzwellen-Bänder oder für V/UHF, sodass bloss noch Portemonnaie und das Platzangebot
entscheiden. Letzteres insbesondere ist oftmals das Heikelste. Will man eine Antenne auf's
Hausdach montieren, so benötigt man ja meist die Bewilligung des Hauseigentümers oder gar der
Gemeinde. Zudem gelten z.B. für Langdrahtantennen, die fremden Grund und Boden
Überspannen, besondere technische Vorschriften (siehe "Technische Vorschriften zur
Erstellung von Antennenanlagen", PTT). Langdrahtantennen (selektiv oder aperiodisch)
und sog. Halbwellen-Dipol sind die wohl einfachsten und universellsten Antennen.
Hätte man jedoch für jedes der 9 KW-Amateur-Bänder eine Drahtantenne, so wäre dies ein
rechter "Dschungel". Praktischer für die Bänder (40m), 30m, 20m, 17m, 15m, 12m
und 10m sind sog. Mehrband Yagi-Antennen (auch Beam-Ant. genannt).
Diese Yagi-Richtantennen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und mit
unterschiedlichem Gewinn. Weit verbreitet und sehr beliebt sind 3 Element 3 Band Beams oder
4 Element 5 Band Beams. Etwas unauffälliger sind Vertikale Antennen, die es
auch oder vorallem in Mehrbandausführungen gibt.
Richtantennen wie z.B. Yagis müssen drehbar auf einem Mast montiert werden.
Geeignete Antennen-Rotoren mit Steuergeräten gibt es genügend. Die Quad-Antenne
ist eine weitere beliebte Richtantenne, sieht aber recht "monströs" aus. All diese
Mehrband-Antennen stellen einen Kompromiss dar und wurden so konzipiert, dass sie einen
möglichst grossen Wirkungsgrad auf den jeweiligen Bändern haben.
Anders bei Mono-Band Antennen. Wie der Name schon sagt, ist eine solche Antenne bloss
für ein Band zu verwenden. In der entsprechenden Ausführung bietet sie den besten
Wirkungsgrad und damit den besten Gewinn.
Nachteil der Monobander - Man benötigt eine Antenne für jedes Band das man benutzen
möchte, d.h. viel Platz ist erforderlich (und auch tolerante Nachbarn ...)
CW (Continues Waves), oder wohl eher bekannt als das Morsen, ist nach wie vor eine der beliebtesten Betriebsarten bei den Funkamateuren. Inzwischen haben automatische Morsetasten (auch "Keyer" oder "Paddles" genannt) die legendären Handtasten abgelöst. Sie sind auch praktischer in der Anwendung und können zum Teil den zu sendenden Text speichern.
SSB (Single Side Band), auch bekannt als "Phonie", ist
heute die klassische Betriebsart für Sprechfunk. Es gibt zwei Arten von SSB - zum Einen gibt
es das untere Seitenband LSB (Lower Sideband) und zum Anderen das obere Seitenband USB
(Upper Sideband). Auf den Kurzwellenbändern wird fast ausschliesslich in USB gesendet,
ausser auf den Bändern 40m, 80m und 160m, hier hat man sich auf LSB geeinigt.
Im Gegensatz zu den Modulationsarten AM und FM wird bei SSB kein "Träger"
ausgesendet. Stattdessen sendet das Funkgerät nur wenn Modulation (z.B. Sprache) vorhanden
ist.
AM (Amplitudenmodulation), dürfte den Mittel- und
Kurzwellen-Rundfunk-Hörern unter Ihnen bekannt sein, denn der Rundfunk wird weltweit
in AM übertragen. AM war auch bei den Funkamateuren die erste Modulationsart für
Sprachübermittlung vor über 60 Jahren. Der Flugfunk (im VHF-Bereich) wird heute noch in AM
abgewickelt. Auch der Jedermannsfunk (CB-Funk) ist vorallem in AM (nebst FM und SSB).
Funkamateure jedoch hört man heutzutage kaum noch bis fast gar nicht mehr in AM. Vielleicht
mal auf 29MHz, dem 10 meter Band, bei guten Propagationen, und dann auch nur so zum
Spass ...
FM (Frequenz-Modulation), dem Laien bekannt von den UKW-Radio
Stationen, wird auch von Funkamateuren vorallem im UKW-Bereich (VHF/UHF) angewandt. Für
Sprechfunk und Packet-Radio (Digitale Betriebsart).
Auf Kurzwelle hört man kaum jemanden in FM, ausser vielleicht (wie bei AM) im 10m Band,
ab 29MHz.
RTTY (Radio-Teletype), eine der ersten
digitalen Betriebsarten (oder schlicht "Fernschreiben" genannt). Es gibt
verschiedene Arten der Übertragung digitaler Zeichen. So wird RTTY in folgende
"Modes" unterteilt:
ASCII 100 Baud
keine Fehlerkorrektur
BAUDOT 45 Baud keine
Fehlerkorrektur
AMTOR 100 Baud mit
Fehlerkorrektur
HF-PACKET 300 Baud mit
Fehlerkorrektur
V/UHF Packet 1200/9600 Baud mit
Fehlerkorrektur (ev. Interlinks bis 19200 Baud)
PACTOR>
In der kommerziellen Anwendung gibt es noch viele weitere digitale
Betriebsarten. Die hier erwähnten gelten speziell für den Amateur-Funkverkehr.
Im Sendebetrieb ist der TRX (TRX=Transceiver=Funkgerät) im FSK-Mode (Frequency-Shift-Key),
was soviel heisst wie "Frequenzumtastung". Das RTTY-Modem tastet also den TRX
im Sendebetrieb um einen gewissen Frequenzversatz um (bei Amateufunk Baudot: Shift=170Hz),
z.B. 14.080MHz + 170Hz. Auf der Empfängerseite werden 2 Töne empfangen und dem Modem zur
Decodierung weitergeleitet. Nebst dem FSK-Mode gibt es aber noch den AFSK-Mode. Hier wird
der TRX mit den 2 Tonsignalen NF-mässig moduliert und in USB oder LSB ausgesendet.
Einige mögen über die relativ langsamen Übertragungsraten lächeln, doch ist dies nicht
von ungefähr so gewählt, vielmehr müssen die Ausbreitungsbedingungen auf Kurzwelle mit
berücksichtigt werden. Angesichts der sog. Schwunderscheinungen (auch Fading genannt) auf
den KW-Bändern und den damit auftretenden Schwankungen des Empfangs-Signals, sind Fehler
in der Übertragung nie auszuschliessen. Dies umso mehr, je höher die Übertragungsrate gewählt
wird. Deshalb haben sich Funkamateure auf obige Baud-Raten geeinigt.
Und überhaupt ... bei Baudot 45 Baud stimmt die Baud-Rate gerade etwa mit der
Geschwindigkeit der Tastatureingabe während einer Funkverbindung überein.
Bevor man sich ein Sende-Empfänger anschafft und zu senden beginnt, muss man bei der PTT-Telecom eine Prüfung zur Erlangung eines Radio-Telefonisten oder Radio-Telegrafisten Ausweises absolvieren. Mit diesem Fähigkeits-Ausweis kann man nachher ein Rufzeichen bzw. eine Funkkonzession beantragen.
Prüfung zum Radio-Telefonisten
An der Prüfung werden keine Morse-Kenntnisse verlangt!
Radio-Telefonisten sind für die Amateurfunkbänder ab 144MHz bei max. Sendeleistung von 1kW
berechtigt.
(2m, 70cm, 23cm ...)
Prüfung zum Radio-Telegrafisten
Es muss auch eine Morse-Prüfung abgelegt werden, Morse-senden und
empfangen(Geschw. 60 Zeichen pro Minute)
Radio-Telegrafisten können ALLE Amateurfunkbänder benutzen mit max. Sendeleistung von 1kW
(1000 Watt).
Für den Rest der Prüfung sind vorallem gute Kenntnisse in
Elektronik/Elektrotechnik, Magnetismus etc. und das/die Reglement(e) über den Betrieb von
Amateurfunk-Anlagen nötig. Sollten Sie aus einer anderen Branche als der Elektronik kommen,
bietet sich ev. ein Vorbereitungskurs an.
Über Tel. 113 (CH) oder bei Ihrer Fernmeldekreisdirektion können Sie alle benötigten
Unterlagen zur Amateurfunker-Prüfung anfordern.
copyright © 1997 by Michael Rieder
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