Photobucket

Orozco- The Embalmer

Inhalt inkl. meiner Meinung:

Diese Dokumentation ist am besten mit Der Weg nach Eden vergleichbar und bietet doch deutlich mehr Anspruch als die miesen Gesichter des Todes und Co., die man höchstens mal aus Neugier schauen sollte (oder wenn man davon ein Review auf der eigenen Homepage stehen haben will). Doch Orozco bietet keine Scheusslichkeiten zur Unterhaltung, keinen makaberen Kommentator, der Szenen falsch, rassistisch oder zynisch dokumentiert d.h. kommt nicht mit einem exploitativen Schielen daher sondern zeigt eher die krasse Welt und Gegenwart des Präparators Orozco. Der japanische Regisseur und Dokumentarfilmer Tsurisaki Kiyotaka hat es Ende der 90er nach El Cartucho (Kolumbien) verschlagen, wo grosses Leid und Elend herrschte! Armut, Dealer, Morde, Unfälle an Kindern, Frauen, Männern und das Zubereiten der Leichen, so schaut der Alltag aus von Orozco. Dieser erzählt einiges von seinem Beruf, man sieht in aller Deutlichkeit wie er Leichen aufschneidet, Organe entnimmt, den Leichnam gegebenenfalls ausbluten lässt, die Därme wäscht, wieder rein tut und den Körper zunäht, den nackten Körper bekleidet, zurechtmacht, schminkt etc., also alles, was ein Bestatter halt so tun muss. Das wird alles gezeigt, aber nie abwertend zur Szene gestellt und somit kommt der Film neutral und vor allem vielmals ruhig daher. Man sieht Orozco bei seiner Arbeit, seinem Leben. Das war teilweise schon sehr eindrücklich, auch weil er das meiste alleine macht (und das Anziehen von Leichen ist nicht immer einfach zu bewerkstelligen, oder das Mobilisieren in den Sarg macht er auch alleine), kein Wunder hat der Arme Jahre später einen Leistenbruch wegen dem kaum rückenschonenden Arbeiten bekommen. Der Film dokumentiert ohne zu werten oder manipulieren, und nur schon deshalb fand ich die Doku interessant. Auch wie Orozco sich verändert und seine Ansichten und Werte sind interessant anzusehen. Das harte Leben in dem schwer kriminellen Viertel ging auch an ihm nicht ohne Spuren vorbei. Er wirkt teilweise alt, hoffnungslos und ohne Illusionen. Es ist so (schlecht) wie es ist, aber Veränderungen zum Positiven werden dort wohl bis zu seinem eigenen Tode nie geschehen. Klar gibt es dann auf dem DVD Cover oder in Foren derbere Werbesprüche zu lesen, aber die Label-Menschen wollen das Teil schliesslich auch verkaufen. Der Sound passt auch gut, doch stellenweise hat der Film auch Längen. Wenn man zum Wiederholten Male sieht wie er seiner Tätigkeit nachgeht, ohne dass ein Dialog gesprochen wird, wird es ab und zu auch etwas langatmig. Tsurisaki Kiyotaka, der davon ausgeht, dass Gewalt und Pornographie eine ähnliche Erregung im Betrachter zum Vorschein bringen (lt. dem Booklet der dt. DVD), lebte drei Jahre dort und bringt das Grauen dem Zuschauer in manch Szene näher als einem lieb ist! Auf alle Fälle alles andere als uninteressant und wem Der Weg nach Eden gefallen hat, diese sollten doch auch mal einen Blick in den Tagesablauf von Orozco werfen…

O: Orozco el embalsamador

Japan / Kolumbien 2000

R: Tsurisaki Kiyotaka

Darsteller bzw. Mitwirkende: Froilan Orozco

Laufzeit der dt. DVD: Ca. 92 Min.

Fassungen: Die deutsche DVD von Camera Obscura kann man nur empfehlen! Der Film ist Uncut, ein informatives Booklet liegt bei, O- Ton mit dt. oder englischen UT (dt. UT haben minimal Fehler und einmal wird aus einer Frau ein „er“ was die UT angeht) und das Teil ist auf 1000 Stück limitiert (was bei dieser Art Film bzw. Doku sogar stimmen könnten.

Geschrieben von: MPAA

Back