Jeder Vogel braucht ein Nest

Story:

Ein junger Mann schuldet der Mafia Geld. Sein Vater stellt innert kurzer Zeit eine Eliteeinheit zusammen, die alle Mitglieder des Clans töten soll. Die meisten Involvierten scheinen jedoch hauptsächlich an Sex zu denken...

Meine Meinung:

Nein, ich schreibe den nächsten Satz nicht weil ich Angst habe, dass meine Freundin dieses Review lesen könnte – sondern weil es stimmt: Ich habe mich nie für Pornofilme interessiert. Für Sexplotation-Filme jedoch schon. Und auch für Spielfilme, die Hardcore-Sexszenen beinhalten. So «krank» dies für manchen auch tönen mag, wenn in einem Film zum Beispiel eine Vergewaltigung wirklich grafisch dargestellt wird, so erreicht dieser oft rasch einmal eine weitaus beeindruckendere, bessere – schlicht realistischere Intensität/Atmosphäre (beispielsweise gerade bei einem Rape’n’Revenge-Movie).

Schon seit Jahren sind immer wieder Spielfilme erschienen, die auf Grund einzelner sehr expliziten Sexszenen für viel Wirbel gesorgt haben. Vor kurzem Brown Bunny oder Ken Park, Intimacy im Jahre 2001, kurz davor Baise-moi oder auch Romance. Zu den bekanntesten dieser Filme gehören auch etliche ältere Titel wie Caligula oder Im Reich der Sinne.

Bekannte Regisseure wie Joe D’Amato haben öfters Hardcore-Szenen in ihren Filmen «eingebaut». In Porno Holocaust oder Erotic Nights of the Living Dead (beide 1981), in Caligula II, einige Jahre davor in Emanuelle in America usw. Joe D’Amato ist nicht der einzige, der schlussendlich gleich ganz ins Pornobuisiness gewechselt hat...

Der bekannteste «Genre-Mix» von Jess Franco ist bestimmt Lady Dracula 2 aus dem Jahre 1973. Mit seinem Lilian, la virgen pervertida veröffentlichte Franco 1983 – wen wunderts – in Spanien den ersten offiziell erlaubten Hardcore-Streifen. Als erster «Hardcore-Spielfilm» gilt für viele übrigens Deep Throat aus dem Jahre 1972. Ich verzichte jetzt lieber darauf, noch zahlreiche weitere Regisseure wie Jean Rollin (Phantasmes) oder unglaubliche Titel wie A Dirty Western zu erwähnen.

So, nun habe ich diverse andere Filme erwähnt, aber noch gar nichts über Jeder Vogel braucht ein Nest geschrieben. Ehrlich gesagt mag ich zu diesem Machwerk aber auch gar nicht viel schreiben... Denn von den diversen bereits erwähnten Filmen, ist dieser der schlechteste und – zumindest für mich – uninteressanteste. Ja, ich finde ihn sogar noch weniger sehenswert als Erotic Nights of the Living Dead oder Erotikill...

Jeder Vogel braucht ein Nest ist ein kleiner, mieser Gangsterfilm mit etlichen – meist völlig unästhetischen – Sexszenen. Der Film bietet keinen einzigen guten Gore-Effekt, keine Spannung, kaum Erotik. Wenigstens etwas Schmuddel-Atmosphäre und, für den ders mag, die doch derbe Vergewaltigungs-Szene (der Hauptgrund für die Beschlagnahmung in Deutschland).

Eine (längere) Szene ist so peinlich, dass sie schon fast wieder amüsant ist: Ausgerechnet diese Mafia-Gruppierung hat für ihre eigenen Mitglieder die Todesstrafe eingeführt, wenn jemand eine Frau – auch eine Unbekannte – vergewaltigt. Jeder muss/darf zuerst jedoch noch Sex mit einer Frau haben. In diesem betreffenden Fall versucht sich der Mann zuerst gegen seine sexuellen Gelüste zu wehren, erliegt jedoch schon bald den Reizen einer Prostituierten. Nach dem Orgasmus nervt er sich, wird erschossen, die vielen anwesenden Mafia-Freunde klatschen begeistert in die Hände...   

Einfach ein unglaublich schlechter Film!

Zwei weitere, meiner Meinung nach wirklich sehenswerte, Filme möchte ich zum Schluss dieses Reviews doch auch noch erwähnen. The Image von Radley Metzger und Thriller – A cruel Picture. Diese beiden Filme zeigen, wie erotisch oder derb – schlicht wie «passend» – auch mal einzelne Hardcore-Sexszenen in einem Spielfilm sein können!

Das Gegenteil gilt für Mafia Girls: Ein billiges Sexfilmchen mit einigen meist peinlichen Handlungsszenen – oder halt umgekehrt...

O: Mafia Girls

USA 1975

R: Norbert Meisel

D: Anthony Fortunado, Sara Bloom, Arem Fisher, Alan Fox, Jen Gillian, Don Jolly

Fassungen: In Deutschland wurden 3 Videofassungen des Films veröffentlicht. Alle mit einem anderen Titel (Der Zerstörer, Jeder Vogel braucht ein Nest und Das Killersyndikat). Interessanterweise wurden nur die beiden zuerst genannten beschlagnahmt... Die deutsche Synchro ist peinlich schlecht, was bei diesem Film aber eh kaum (mehr) eine Rolle Spielt... Ein US-Tape mit dem Titel Love Lust & Violence kenne ich auch noch.

Geschrieben von: ManCity

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