Siegel

Die Siegelkunde
Mit dem Wort Siegel, lateinisch sigillum, d.h. Bildchen, bezeichnet man zwei Begriffe: Erstens versteht man darunter den Siegelstempel (Typar), auch Matrize, Petschaft, genannt. Das ist eine in Metall, Stein, Glas usw. negativ eingeschnittene Darstellung verschiedenster Art; zweitens den Abdruck dieser Stempel in eine für diesen Zweck erweichten und wieder hart gewordenen Masse wie: Wachs, Ton, Siegellack, Papier usw. oder die in Metall (Blei, Gold, Silber) getriebene Prägung des Stempels. Am Gebräuchlichsten ist aber die Bezeichnung Siegel. Die Wissenschaft, die sich mit Siegeln beschäftigt, ist die Sphragistik, die Siegelkunde. Die Sphragistik ist wie die Heraldik eine Hilfswissenschaft der Geschichte.

Der Gebrauch von Siegel geht bis ins Altertum zurück. Es steht fest, dass schon im vierten Jahrtausend v. Chr. versiegelt und untersiegelt wurde. Plutarch, Aschylos, Herodet, u.a. erwähnten die Siegel in ihren Werken. Dass das Siegel schon seit der Antike als Verschlusssicherung bekannt ist, zeigen die Rollensiegel auf Amphoren, Kartuschen an Pharaonengräbern sowie die Siegel auf römischen Militärpatenten.

Verwendet wurden die Siegel für verschiedene Zwecke, hauptsächlich jedoch zum Verschluss von Urkunden, Briefen oder Gegenständen. Siegel wurden als Beglaubigungsmittel benutzt. Allgemein als rechtswirksam wurden die Siegel der Kaiser, Könige und Päpste angesehen, in begrenzterem Umfang jene der geistlichen und weltlichen Fürsten sowie der Städte. Der lose Siegelabdruck wurde unter anderem als Erkennungszeichen, als Legitimation gebraucht. Als Briefverschluss diente das Siegel das ganze Mittelalter hindurch bis in unsere Zeit, wo es schliesslich durch den Briefumschlag verdrängt wurde. Das Untersiegeln ist bis ins 6. Jahrhundert zurück nachweisbar. Es wurde zur Bekräftigung und Beglaubigung von Urkunden verwendet.

Die Siegelherstellung
Die Siegelstempel wurden je nach ihrer Verwendung aus verschiedenen Materialien hergestellt. Für die Prägung der päpstlichen und kaiserlichen Siegel (Metallbullen, so nannte man ihre Siegel die in Blei und Gold geprägt wurden), fertige man die Siegelstempel aus Stahl und Eisen.

Zum Abdruck in weicher Masse (wie Wachs, Siegellack und Oblate), verwendete man überwiegend Stempel aus Messing und Bronze, aber auch solche aus Eisen, Silber und Kupfer, selten aus Blei und Zinn.

Gold kam für grosse Siegelstempel nur vereinzelt vor, für kleine, besonders für Siegelringe, aber desto häufiger. Was den Schnitt selber betrifft, so war er in der Regel vertieft. Mit besonderer Vorliebe benutzte man in der Antike die Gemme, — ein Stein, für Siegelstempel. Die älteste Stempelform war in Europa kreisförmig. Als die Siegelstempel grösser wurden, kamen die verschiedenen anderen Formen daher.

Die Herstellung der Siegelstempel oblag im Mittelalter den Goldschmieden. Aus ihnen gingen im 16. Jahrhundert die Siegel- oder Stempelgraber, unsere heutigen Graveure, hervor.

Man unterscheidet zwei Arten von Siegel-Stempelherstellung. Entweder wurde die Zeichnung direkt mit dem Stichel in das zu gravierende Material eingegraben, oder es wurde zuerst eine Gussform hergestellt und nach dieser dann die Matrizen gegossen. Die Umschrift und auch sonstige einzelne Teile schlug man oft mittels Punzen, — einem kleinen Stempel, ein.

Die Siegelstoffe
Als Stoffe zur Herstellung der Siegelabdrücke wurden Gold, Silber, Wachs, Ton (letztere namentlich im Altertum), Oblate und Siegellack verwendet. Mit Gold zu siegeln war scheinbar das Vorrecht der Kaiser und Könige und ein Brauch, der bis zu den byzantinischen Herrschern zurückgeht. Das in Deutschland und den anderen nördlichen Länder am meisten verwendete Siegelmaterial war das weichere und billigere Wachs. Es wurde ursprünglich in reinem Zustand benützt dann aber, um ihm grössere Dauerhaftigkeit zu verleihen, mit anderen Stoffen wie Harz, Leinöl und Terpentin vermengt.

Form und Grösse der Siegel
Die hauptsächlichen Siegelformen sind von Grotefend und Bresslau in ein Schema gebracht worden. Rund war in allen Zeiten die gebräuchlichste Form. So verschieden wie ihre Form, war auch die Grösse der Siegel. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Grösse der Siegel bis etwa ins 16. Jahrhundert stetig zunahm.

Die Siegeltypen
Man hat die Siegel auf Grund ihrer Bilder in verschiedener Weise klassifiziert. Am Bekanntesten ist das System des Fürsten Hohenlohe.

  • · Schriftsiegel:
    • · Ohne Namen des Inhabers
    • · Mit Namen des Inhabers
  • · Bildsiegel:
    • · Ohne Namen des Inhabers
    • · Mit Namen des Inhabers
  • · Porträtsiegel:
    • · Ohne Wappen
      • · Kopf, Brustbild oder Kniestück
      • · Ganze Figur:
        i) stehend
        ii) sitzend
        iii) kniend
      • · zu Pferd
    • · Mit Wappen
      • · Kopf, Brustbild oder Kniestück
      • · Ganze Figur
        i) stehend
        ii) sitzend
        iii) kniend
      • · Zu Pferd
  • · Wappensiegel:
    • · Nur mit Wappenbildern
      • · Im Siegelfeld
      • · In einem Schild oder Banner.
    • · Nur mit Wappenhelmen oder Helmschmuck
      • · Im Siegelfeld
      • · In einem Schild:
    • · Mit vollständigem Wappen
  • Das Schriftsiegel hat statt eines Bildes eine Inschrift mit oder ohne Namen des Siegelführers.

    Das Bildsiegel enthält weder Porträt noch Wappen des Siegelnden, zeigt aber Darstellungen symbolischer, architektonischer, historischer, religiöser und anderer Bilder.

    Auf Porträtsiegeln sind die Siegelinhaber selbst dargestellt. Bei manchen ist wirkliche Porträtähnlichkeit anzunehmen. Man unterscheidet Kopf-, Brust- und Kniestücke, oder ganze Figuren: Stehend (Standbildsiegel), sitzend (Trohntypus) kniend und zu Pferd (Reitsiegel).

    Als Wappensiegel bezeichnet man alle Siegel, die das Wappen ihres Inhabers tragen, seien das Einzelpersonen oder Gemeinschaften. Wappensiegel sieht man heutzutage selten. Man trifft sie aber auch heute noch in Form eins Siegelrings.

    Als Beispiele zeige ich im folgenden Link ein paar Kopien von Wappensiegeln, Siegelringen und Petschaften. Sehen Sie Bilder hier: Beispiele.

    Siegel heute
    Siegelringe sind etwas, das heute nur noch vereinzelt angetroffen wird. Sie werden von Leuten als Schmuck geschätzt. Oder sie können der Familientradition etwas abgewinnen und sie bewahren, und sie schätzen einen Hauch Exklusivität.
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