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Philosophy Of A Knife

Story:

Der Film erzählt die wahre Geschichte der Einheit 731 unter der Führung von Shiro Ishii, welche für die japanische Armee nach biologischen und chemischen Waffen gesucht bzw. mit Gefangenen (vor allem Chinesen, einige Russen etc.) allerlei unmenschliche Experimente angestellt hat, wie die Körper auf Druck, Gas, Infektionen, Kälte etc. reagieren. Viele fielen der Einheit in deren KZ zum Opfer. Es wird auch erzählt, wie die Einrichtung zerstört wird, die Ärzte und Soldaten angeklagt werden. Um als Film durch zu gehen wird noch die Story einer jungen, japanischen Krankenschwester erzählt und einem jungen japanischen Offizier, der eine tiefe Zuneigung zu einem der russischen, gefangenen Frauen verspürt...

 Meine Meinung:

Also, diese Einheit 731 gab es wirklich (wie Nazis und ihre KZ im 2. Weltkrieg, mit unmenschlichen Folterungen, Versuchen etc.)! Schon Men Behind The Sun hat sich dessen Thema "gewidmet" und nun auch Philosophy of A Knife, diesmal halt mehr aus russischer Sicht! Ergänzt wird die Handlung durch echte Zeitungsberichte, Bilder, Videos (Kriegsaufnahmen) und Informationen des ehemaligen Doktor und Militärübersetzer Anatoli Protasow, der ab und zu Infos preisgibt. Und diese Szenen sind die einzigen, welche in Russischer Sprache und englisch untertitelt sind! Und den grössten Teil nehmen halt die Experimente ein, welche teilweise extrem derb geraten sind, aber halt den Tatsachen entsprachen. Einige kennt man eben schon aus Men Behind The Sun, andere, widerwärtigere nicht, aber ab und zu werden auch Live-Bilder gezeigt, quasi um zu zeigen, dass da keine Fantasie des Regisseurs am Werke war. Der Film, der übrigens vom US-Label Unearthed Films mit produziert wurde, sorgte schon vor seiner Veröffentlichung für viel Aufregung, vor allem als klar wurde, um was genau es in Andrey Iskanovs Film / Doku gehen würde. Vor allem wenn man weiss, was für Experimentalfilme er zuvor gemacht hatte (Nails & Visions Of A Suffering). Wie sollte also ein bekennender Tetsuo Fan sich an so einen Stoff wagen? Und wie meint er es? Will er aufklären, schocken oder einfach nur den schlimmsten Film der Welt drehen (so ein Spruch kommt im Trailer ja vor, "ONE OF THE MOST VIOLENT, BRUTAL AND HARROWING MOVIES EVER MADE", wobei das mit der Brutalität ganz sicher auch zutrifft). Was soll man davon halten? Warum sollte man sich den Film anschauen? Also viele Reviews haben mich dann doch sehr neugierig gemacht (und natürlich auch der Trailer und weil es über die Einheit 731 viel zu wenig filmischer Stoff oder Dokus gibt) und den Film geschaut! ich habe, glaube ich, noch gar nicht erwähnt, dass der Film 266 Minuten läuft, oder? Ja, vier Stunden! Und wer den Trailer schaut bekommt schon einen "feinen" Vorgeschmack geliefert! Ich habe mir den Film heute, nach meinem Urlaub angesehen und jetzt einige Zeit verstreichen lassen, meine Gedanken gesammelt! Ob ich den Film toll finde kann ich nicht sagen bzw. nein, toll ist das falsche Wort! Der Film ist nicht uninteressant und in den ersten 40, 50 Minuten hält sich der Film auch zurück, was Experimente angeht bzw. der Film erzählt wirklich geschichtliche Ereignisse und dieser eine Typ, der da ab und zu spricht, der Russe, stellt einen Zeitzeugen dar! Das hat das ganze irgendwie spannend und interessant gemacht, mehr noch als z.B. die Men Behind The Sun Verfilmung. Die fiktive Geschichte hat dann auch was spannendes an sich. Vor allem die mit dem japanischen, jungen Offizier, der sich in die Russin verliebt fand ich spannend. Wie würde das Weitergehen? Würde auch sie zum Versuchsobjekt werden? Man merkt den Darstellern an, dass sie ihre Sache, gerade bei einem heiklen Thema, gut meistern. Man kann die Abscheu, welche der junge Japaner bei den Experimenten hat, förmlich riechen, ebenso die Schmerzen der Opfer! Der Film wurde ja in s/w gehalten, was dem Film eine kalte, fast schon tödliche Atmosphäre verleit, ähnlich wie jene der Totenstarre. Die Experimente sind sehr hart anzusehen, sehr viele in ihrer Anzahl und vor allem dauert der Leidensweg an! Man nimmt sich Zeit, um die Qualen der Figuren besser darstellen zu können (oder die Freuden der kleinen Sadisten unter uns), könnte man meinen. Egal ob einer Frau alle Zähne gezogen werden (ohne Betäubung versteht sich), es wird drauf gehalten und ellenlang gezeigt. Das Schreien, das Blut, und das in jedem Experiment! Es gibt einige sehr unschöne Sachen zu sehen, einiges hat mich auch verblüfft und ich fragte mich, ob man diese Experimente wirklich so ausgeführt hat (Käfer in Vagina einführen, sehr graphische Szene, mutige Rolle). Auf alle Fälle wird es irgendwie nicht langweilig, denn immer wenn man glaubt, es wird zu viel oder immer das gleiche zu sehen bekommt, werden wieder echte Bilder, Aufnahmen oder der Sprecher oder der Zeitzeuge gezeigt, die neue Infos preisgeben. Die Spezialeffekte sind recht gut gemacht, nicht immer ganz perfekt, manchmal etwas künstlich (aber ich denke, dass s/w verbirgt auch einiges und trägt nicht nur zur Stimmung bei), aber sie schaffen, was sie sollen: Ich war teilweise verblüfft und fragte mich, wie ein Mensch einem anderen so was nur antun kann, so ohne Gefühl und Emotion. Daher fand ich, wie ich schon erzählte, die Fiktive Geschichte mit dem Japaner und der Russin interessant und deren Entwicklung, welche am Ende fast logischerweise unter die Haut geht! Ein weiterer Punkt war für mich die Optik, denn in Nails & Visions Of A Suffering spielte der Herr Andrey Iskanov mit Farben, mit dem Sound, mit der Kamera und ja, er machte halt Experimente à la Tetsuo. Und würde er das auch hier machen? Bei einem Film mit Doku-Touch? Würde das passen? Ja, der macht es, aber nur wenig und vor allem nur zu Beginn und irgendwie schaut es recht cool aus, jedenfalls der Vorspann und so. Gute Mischung aus echten filmischen Fortschreiten und einer Nichtübertreibung von speziellen, optischen Spielereien, um dem ganzen seine "Marke" aufzudrücken! Nach dem Vorspann nehmen diese Spielchen ab, was der Echtheit des Filmes gut tut, abgesehen vom Sound, der schon sehr speziell ist, aber irgendwie zu allem passen scheint, was man sieht! Die Handlung ist jedoch sehr dünn, gesprochen wird zwischen den Figuren kaum bis nie, was eine beängstigende und eben kühle Stimmung schafft, welche ich genossen habe! In den vier Stunden erfährt man jedoch (leider) auch nicht wahnsinnig viel, was Infos anbelangt, und daher kann man auch nicht wirklich von einer seriösen Doku sprechen. Dennoch versucht Andrey Iskanov zum Glück auch, das Ganze nicht als "Unterhaltung" aussehen zu lassen, denn dafür ist das Thema viel zu ernst und ich kann mir bei Leibe auch nicht vorstellen, dass sich jemand den Film aus Fun anschaut oder die Experimente irgendwie belustigend finden würde. Dazu bietet der Film zu Beginn oder in der letzten Stunde keine Experimente, sondern versucht sich, dem historischen Stoff zu widmen. Einige werden es auch nicht gut finden, dass man kaum was erfährt über die Figuren oder ihre Motivationen, doch mir hat dieser Teil gefallen, da dies nur Spekulationen wären und dann würde nicht diese "kalte Stimmung" entstehen, die zu vielen Szenen passt! Sicher, manch einer wird sich nach dem Trailer, der auch Derbes zeigt, die Hände reiben, manch einer wird die lange Laufzeit abschrecken, einige schauen den Film weil sie das Thema interessant finden oder die anderen zwei Filme von Andrey Iskanov gut fanden und jetzt diese Weiterentwicklung miterleben wollen,  kurz gesagt hat Andrey Iskanov damit ein Werk geschaffen, welches es sicher in dieser Art und Weise kaum mehr geben wird bzw. hat man so was schon mal gesehen? Nein, ich jedenfalls nicht! Will ich das sehen? Das ist eine andere Frage, die jeder für sich entscheiden soll. Ein interessantes Werk und filmisches Experiment zugleich, ob es hätte sein müssen ist die andere Frage, doch auf eine Weise macht Andrey Iskanov auch nur seinen Job, er will Aufsehen erregen, Geld verdienen und mehr Filme drehen. Wenn er noch auf die Opfer, vor allem die russischen, die viele Male zu kurz kommen, aufmerksam machen kann, warum denn nicht?! Also: "Toll" fand ich den Film nicht, aber den Kauf habe ich nicht bereut und man sollte sich wirklich mal Zeit nehmen den Film / Doku zu schauen, wenn man den Trailer auf irgendeine Art und Weise, ich sag mal, ansprechend fand... Auf alle Fälle bin ich, ähnlich wie bei Neil Marshall, gespannt, was der Mann als nächstes macht...

O: Philosophy Of A Knife

Russland 2008

R: Andrey Iskanov

D: Tetsuro Sakagami, Tomoya Okamoto, Yukari Fujimoto, Svyatoslav Iliyasov

Laufzeit der US-DVD: Ca. 266 Min.

Fassungen: Da der Film von dem US-Label Unearthed Films produziert wurde, war es irgendwie klar, dass auch diese die DVD davon auf den Markt schmeissen würden, und das taten sie auch. Als Einzel-DVD sowie als limitierte Doppel DVD. Und wer an dem Film oder dem Stoff interessiert ist sollte sich die Doppel DVD greifen wegen dem vielen Bonuszeugs auf der zweiten Disc (Interview mit Regisseur auf Texttafeln, geschnittene Szenen, Musikvideo, diverse Trailer, Soundtrack...). Der Film ist nur in s/w und es sind englische UT vorhanden weil der Zeitzeuge ein Russe ist und halt nur Russisch spricht. Sonst wird eh kaum ein Wörtlein gesprochen. Die DVD ist, wie alle Unearthed Films Scheiben, Code Free obwohl Code 1 auf der DVD steht! Ob jemals eine dt. DVD erscheinen wird (oder sonst wo), ist fraglich. Bisher ist nichts dergleichen angekündet (Stand: Aug. 2008).

Geschrieben von: MPAA

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