Stottern ist eine Störung des Sprechens

Stottern besteht in erster Linie darin, dass die Sprechwerkzeuge nicht das tun, was deren Benutzer gerne möchte. Der Mund, die Zunge, die Stimmbänder gehorchen nicht. Von aussen gesehen ist das Stottern unter anderem hörbar als

  • längere stumme Pausen, z.B. "am - - - Tisch"
  • Verlängerungen von Sprachelementen, z.B. "beim Llllllllllesen"
  • Wiederholungen von Sprachelementen, z.B. "w-w-w-w-w-wohin gehst du?"

Auch andere Klangmuster sind möglich. Hinzukommen können auffällige Grimassen, Gesten und Körperbewegungen während des Sprechens. Der Blickkontakt reisst meist ab.

Das Sprechverhalten und die Mitbewegungen werden vom Stotternden als nicht kontrollierbar empfunden. Für den Betroffenen (und manchmal auch für den Zuhörer) kann die Kommunikation eine grosse Belastung darstellen.

Stottern ist kein Zeichen von Angst oder Nervosität

Jeder kennt Situationen, in denen er aufgeregt, verlegen oder erschrocken war und dabei ins Stottern gekommen ist. Wir Stotternden stottern nicht aus Angst, Nervosität oder Verlegenheit. Wir können in jeder Situation und in jeder Verfassung stottern.

Es ist sogar möglich, dass wir in eine besonders entspannte Atmosphäre kommen, etwa beim Gespräch mit Freunden, und das Stottern dort plötzlich stärker wird. Vor Freunden geben wir weniger darauf Acht, wie wir sprechen. Besonders nervös oder ängstlich sind wir in einer solchen Situation nicht.

Die genauen Ursachen des Stotterns sind unbekannt

Am Sprechen ist eine grosse Zahl von Muskeln beteiligt, die für einen flüssigen Sprechablauf koordiniert werden müssen. Die Spannung der Atemmuskulatur, der Stimmlippen, des Kiefers, der Zunge und der Lippen muss zu jedem Zeitpunkt im Sprechablauf richtig dosiert werden. Warum das bei Stotternden manchmal schief geht, ist nicht abschliessend geklärt. Wenn das Stottern beginnt – in der Regel in der Kindheit – ist typischerweise kein Auslöser erkennbar. Viele Theoretiker gehen daher davon aus, dass das Stottern aufgrund von Besonderheiten in der Entwicklung des Gehirns entsteht. Allerdings können "psychologische" Faktoren, z.B. die Angst vor dem Sprechen, beim voll ausgebildeten Stottern eine grosse Rolle spielen.

Gegen Stottern kann man etwas tun

Es gibt wirksame Therapien gegen Stottern. Trotzdem ist das Stottern beim Erwachsenen meist nicht vollständig zu beheben. Oft wirken Therapien nicht oder nur mittelfristig. Viele Stotternde haben eine Therapielaufbahn hinter sich, deren Ergebnisse enttäuschend waren. Die Gründe sind vielfältig: Erstens weiss man schlicht zu wenig über das Stottern, um es effektiv therapieren zu können. Zweitens gibt es leider wenige TherapeutInnen, welche auf Stottern beim Erwachsenen spezialisiert sind. Drittens kann es daran liegen, dass die Therapie für einen bestimmten Stotternden einfach nicht die richtige ist, usw. usf.

Stotternde sollten die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie ihr Sprechen verbessern können. Sie müssen sich aber gleichzeitig darauf einstellen, dass Stottern sie zumindest eine Weile lang begleiten wird.

Weitere Informationen

Broschüren des Natke-Verlags: FAQ zum Stottern, FAQ für Schulkinder sowie Informationen für KinderärztInnen (kostenlose Downloads).