Startseite

INDIEN 2000

Expedition

Länder-/Routeninfo

Ausrüstung

Reiseberichte

Fotogalerie

Links

Danke

 

Indien2000@bigfoot.com

Iran
12. Juni 2000

black is not black
black is female
colours beneath black
beauty reappearing
reassuring her, pleasing him
- not them

lives lived silently
too many „no entry“ signs
and exits beyond reach
yet it is music I hear
voices clear and strong
identity within

longing leaves me there
embracing this feeling
waiting for my roots to resurface
rhythm ceases, voices fade
swallowed by the night
where black is not black

 

Da sassen wir also mit einer Gruppe von jungen Azerbeidjanern in einem Park am Boden, assen die köstliche Spezialität aus Tomaten, Eiern, Zwiebeln und Fladenbrot und liessen uns von ihren Liedern in eine andere Kultur versetzen, die wohl gerade aufgrund ihrer Unterdrückung sehr stark gelebt wird. Kennengelernt hatten wir diese fröhliche Gruppe beim Takht-e Soleiman, dem „Thron des Salomon“, von dessen Ruinen wir nach den archäologischen Schätzen Griechenlands und der Türkei allerdings eher enttäuscht waren. Fariba und Aydin, die einzigen der ca. zwanzigköpfigen Gruppe, die Englisch sprechen, kamen auf uns zu und luden uns ein, mit ihnen zu campen. Neben den Kurden gehört die Volksgruppe der Azerbeidjanern zu den beiden grossen ethnischen Minderheiten im Iran, deren Kultur – inklusive Sprache – von der Regierung weitgehend unterdrückt wird. Kaum waren wir in dem Park angelangt, fielen die Mäntel, wenig später bei Einbruch der Dunkelheit auch die meisten Kopftücher. Dankbar taten wir es unseren Gastgeberinnen gleich, denn nach drei Tagen Iran suchten wir immer noch vergeblich nach dem Sinn dieser absolut unpraktischen Kleidung. (Besonders unpraktisch ist so ein Mantel, wenn frau damit auf einem Landcruiser herumklettern sollte. Da kann es schon mal vorkommen, dass der Stoff unter die Füsse gerät und die Trägerin dazu veranlasst, sich Hals über Kopf vom Auto in die Dornbüsche zu stürzen.) Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass hier im Iran alle Frauen verhüllt sind, die meisten mit Tschador und ganz in Schwarz. 800 Peitschenhiebe für nachlässige Kleidung, wie uns Fariba später erzählt, wobei der grösste Teil der Strafe mit Geld beglichen werden kann. Zum Glück, wenn da überhaupt noch von Glück die Rede sein kann... Dies erklärt auch die Haltung unserer Azerbeidjanerinnen, die sofort nach ihren Kopftüchern griffen, sobald auf der Strasse nebenan ein Polizeiauto vorbeifuhr. Denn der Staat (wohl weniger die iranische Bevölkerung) gedachte an diesem Wochenende des Todes Imam Khomeinis. Keine Musik, kein Gesang, keine Tänze. Unsere azerbeidjanischen Freunde kümmerten sich abgesehen von ein paar Vorsichtsmassnahmen zwar wenig darum und freuten sich, als wir am folgenden Morgen zum Abschied Gloria Estefan einlegten und – im Rahmen unserer Möglichkeiten - eine kleine Salsavorstellung gaben. In dieser Festtags- und Geburtstagsstimmung (Christoph wurde – ähm – 29) ging es weiter zu den Höhlen von Ali Sadr, wo wir uns mit Hunderten von iranischen Ausflüglern den Irrungen und Wirrungen des unterirdischen Sees entlang schlängelten.

Ein paar Gedanken zur Lonely Planet-Aussage „Camping is virtually impossible in Iran“: Das mag vielleicht für Leute zutreffen, die auf Campingplätze angewiesen oder nicht so mobil sind, doch wir hatten im Iran noch nie Probleme, schöne Lagerstellen zu finden. Der Vorteil von diesen Plätzen etwas abseits der Zivilisation ist der, dass wir Frauen uns „entkleiden“ können, was bei 45 Grad im Schatten schon eine Erleichterung ist! Aus diesem Grund genossen wir auch die paar Tage in der riesigen Salzwüste Dasht-e Kavir, wo uns abgesehen von den Kamelen niemand schräg anguckte, als wir mit Shorts und T-Shirt bekleidet über die Sanddünen kraxelten. Aber die Wüste hielt auch andere Überraschungen für uns bereit: Der Sandsturm kam in der ersten Nacht, kurz nachdem wir uns hingelegt hatten. Geschlafen wurde kaum in dieser Nacht. Die einen waren damit beschäftigt, im Halbschlaf ihre Schlafsäcke und Isomatten festzuhalten, um nicht mit ihnen vom Autodach geweht zu werden, die anderen kämpften mit ohrenbetäubenden, flatternden Zelten. Christoph und ich kamen leider erst sehr spät auf die Idee, uns ins Wageninnere zu verziehen, was uns aber dann doch noch zu ein paar Stunden Schlaf verhalf. Auch in der zweiten Nacht kam der Wind, doch diesmal waren wir besser vorbereitet.

Ja, die Wüste. Inzwischen können wir uns langsam vorstellen, dass Wüsten- und Steppengebiete ein Viertel der Gesamtfläche des Landes ausmachen und nur gerade ein Viertel landwirtschaftlich nutzbar ist. Über eine – wie wir später erst feststellten – wegen Minenfelder und Militärsperrgebiet mit Totenkopf beschilderte Strasse gelangten wir ins Nichts...                              Nach ein paar hundert Kilometern, als sich unsere Augen endlich wieder an einer Erhöhung in der Landschaft festhalten konnten, entschlossen wir uns zu einem Abstecher querfeldein. Off road, heat on. Die Temperaturen kletterten gegen 50 Grad, der Wasserkonsum pro Kopf stieg um ein Vielfaches. Dann ging plötzlich überhaupt nichts mehr, denn der Hilux von Bernhard steckte im lehmigen Sand. Ein einziges Mal konnten Christoph und ich die Seilwinde einsetzen und den Hilux erfolgreich rausziehen, bevor der Motor zu rauchen begann und die Winde ihren Dienst quittierte... Das hielt jedoch den Landi nicht davon ab, sich wenige Meter weiter ebenfalls einzubuddeln, worauf auch der soeben befreite Hilux wieder freudig in den Schlamm sprang. Na ja, am Ende standen wir alle wieder auf festem Grund und steuerten auf die Sanddünen zu. Dünen, soweit das Auge reicht. Doch die Berg- und Talfahrt dauerte nicht lange, denn nur knapp konnten Bernhard und Axel den auf der Düne seitlich abgerutschten Hilux am Kippen hindern, worauf wir beschlossen, einen anderen Kurs einzuschlagen und die Dünen zu umfahren.

Verglichen mit der Türkei, wo Schafhirten und Dorfbewohner häufig auf uns zukamen, sind die Leute im Iran eher zurückhaltend. Es wird zwar auch hier freundlich gegrüsst, doch im allgemeinen mehr Abstand bewahrt. In den Städten und an den Tankstellen sieht es ein bisschen anders aus. Dort sind es vor allem diejenigen Iraner, die ein bisschen Englisch können – und das sind nicht viele! – die mit uns Kontakt aufnehmen und uns manchmal kaum mehr loslassen. Wie durch Zufall tauchen sie immer wieder genau dort auf, wo wir sind, auch wenn wir uns durch Seitengässchen aus dem Basar wegschleichen. Ah,hello, nice to meet you again, oh, you want to eat – I can help you usw. Und dann sind da noch die Polizisten, die immer gerne zu einem Schwätzchen bereit sind. Nur wenn wir uns weigern, unsere Pässe herauszugeben, da in unseren Reiseführern vor als Polizisten getarnten Passjägern gewarnt wird, verschlägt es ihnen die Sprache. Aber wie sollen wir denn wissen, dass es sich bei dem Mann in Zivilkleidung, der mit seinem kleinen Jungen auf dem Mofa durch die Gegend knattert, um einen hohen Polizeibeamten handelt. An dieser Stelle soll auch noch der Mechaniker erwähnt werden, der sich an Frieder vorbei Zugang zum Landi verschaffen wollte mit den Worten: „You driver – I car wash“ - was in allgemeines Gelächter ausartete.

Noch ein paar Worte zum Verkehr. Bereits für die Türkei wurden wir vorgewarnt, waren aber positiv überrascht und wollten all die Ratschläge und Warnungen schon für die ganze Reise als übertrieben verwerfen. Doch es kam anders. Mit der Grenze in den Iran überschritten wir auch die Grenze in andere Verkehrsgesetze. Vortritt hat, wer die Nase vorne hat, grösser ist, die lautere Hupe besitzt oder einfach todesmutig aufs Gaspedal drückt. Nicht nach links und rechts schauen, sondern nur geradeaus. Und auf keinen Fall stehen bleiben, denn wer stehen bleibt, der hat verloren...

zurück | neuerer | älterer | Top