Eine Armee Gretchen
Story:
In Deutschland werden junge Frauen zum Kriegsdienst aufgeboten. Viele scheinen sich kaum etwas schöneres vorstellen zu können... Nach einer kurzen ärztlichen Kontrolle – wo die Damen zum ersten Mal ihre nackten Körper präsentieren können/müssen – arbeiten sie schon bald einmal irgendwo an der Front. Den meisten Frauen gefällt es, dort «echte» Männer in Uniformen anzutreffen. Und für die Soldaten sind die Frauen natürlich eine willkommene Abwechslung zum Sturmgewehr...
Meine
Meinung:
Dass Erwin C. Dietrich im Jahre 1973 einen Naziexpoiter/Nazi Erotic realisiert hat, finde ich höchst erstaunlich. Nachdem Dietrich zu Beginn seiner (sehr langen) Filmkarriere von österreichischen Co-Produzenten «verarscht» wurde, ging er in der Branche kaum mehr Risiken ein. Bis auf wenige Ausnahmen drehte er hauptsächlich typische Erotikfilmchen. Den WIP-Film Gefangene Frauen drehte er beispielsweise erst dann, als er zuvor einige Genrebeiträge erfolgreich produziert hatte.
Eine
Armee Gretchen
gehört jedoch tatsächlich zu den allerersten Filmen dieses Subgenres überhaupt.
Love
Camp 7 muss Dietrich zu diesem Film «inspiriert»
haben. Die bekanntesten Genrebeiträge wie zum Beispiel Salon Kitty, SS
Experiment Love Camp, SS
Hell Camp oder Ilsa
- She Wolf of the SS folgten alle erst
später.
Wer
sich hauptsächlich für Gore-/Folterszenen interessiert, wird bei
Eine Armee Gretchen – wie bei allen anderen Filmen von Dietrich auch
– enttäuscht werden. Es kommt schon einmal vor, dass nach einer Erschiessung
kein einziger Tropfen Blut zu sehen ist...
Unglaublich
peinlich sind ebenfalls viele der Dialoge. Ein Beispiel: «Das ist der Krieg»,
sagt eine Soldatin zu ihrer Kameradin, als sie rasch einen Offizier und eine
Frau beim Geschlechtsakt beobachten. «Die Tiere machen es auch nicht anders»,
hört man wenig später. Einfach lächerlich!
Betreffend
«Story» mag ich gar nicht viel schreiben. Mit diversen Subplots hat Dietrich
versucht, wenigstens etwas Spannung zu erzeugen. Aber die einzelnen Charaktere
sind dem Zuschauer eh vollkommen egal. Öfters sieht/hört man von einer Person
auch plötzlich überhaupt nichts mehr...
Wie
bei Gefangene
Frauen – und praktisch allen anderen Dietrich-Filmen – geht es auch
in Eine Armee Gretchen hauptsächlich
um eines: Nackte Frauenhaut. Aber weshalb dann nicht gleich auf die vielen
Hakenkreuzfahnen verzichten?
Was
mich an Eine Armee Gretchen am meisten stört, ist folgendes: Dietrich
wusste natürlich ganz genau, dass der Markt in Deutschland auch für diesen
Film sehr wichtig sein würde. Aus diesem Grund werden – mit ganz wenigen
Ausnahmen – alle Nazis als freundliche (ältere) Herren dargestellt... Klar, längst
nicht alle Nazisoldaten waren Unmenschen! Aber mit dieser «Verharmlosung», die
man so in keinem anderen dieser Filme findet, habe ich echt Mühe...
Wenigstens
in technischer Hinsicht gehört Eine Armee Gretchen zu den
eher besseren Genrebeiträgen. Einige der Aufnahmen sind recht gut gelungen. Der
Score von Walter Baumgartner passt besser, als die Musik bei den meisten anderen
Naziexploitern. Klar, nur schon vom Budget her kann man den Film nicht mit
beispielsweise Salon Kitty oder (dem übrigens recht sehenswerten) The
Night Porter vergleichen.
Recht aufwändig wurden zudem einige Action-Szenen, zum Beispiel mit mehreren echten Panzern, inszeniert. Leider machen die dämlichen Dialoge sowie einige peinliche Aktionen der Soldaten – die sich teilweise eher wie Pfadfinder benehmen – viel von der Atmosphäre zunichte... Erwähnenswert finde ich, dass Bruno Mattei einige dieser Szenen für sein SS Girls «entliehen» hat!
Nun,
insgesamt ist Eine
Armee Gretchen für mich der genau gleiche Müll, wie die wenig später
veröffentlichten EUROCINÉ-Titel (Train
spécial pous SS, Elsa
Fräulein SS). Leider scheint sich Dietrich gar nicht für dieses
Machwerk zu schämen – er hat den Film schliesslich erst kürzlich auf DVD veröffentlicht...
O: Eine Armee Gretchen
Schweiz 1973
R:
Erwin C. Dietrich
D:
Elisabeth Felchner, Karin Heske, Renate Kasché, Carl Möhner
Fassungen: Die DVD von ABCDVD ist empfehlenswert. Das Bonusmaterial ist zwar enttäuschend, dafür ist die Bildqualität – wie bei ABCDVD üblich – sehr gut. Es gibt auch noch einige ungekürzte Videoausgaben.
Geschrieben von: ManCity