2 Jahre hat sich Macy Gray Zeit gelassen, um ihr zweites Album unter
die Leute zu bringen. Dass es so lange dauerte, nimmt ihr wohl aber
niemand über, denn nach dem riesen Erfolg ihres Debütalbums "on
how life is" erwarteten alle einen weiteren Geniestreich. Und
dessen Entwicklung durfte ruhig etwas Zeit beanspruchen. Was auf die
Umstände des Wartens auch mildernd wirkte, waren die vielen Songs,
bei denen Macy mitwirkte. Als Beispiel kann man hier etwa "demons"
von Fatboy Slim oder auch "request line" von den Black Eyed
Peas nennen.
Platziert man nun "the id" im heimischen
Kompaktplattendreher, fällt Macy sogleich mit der Tür ins Haus:
Frech, energiegeladen und mit einem witzigen Text markiert "relating
to a psychopath" einen gelungenen Start des Albums. Generell
überzeugt Macy Gray mit ihren Lyrics, die alle etwa 10mal so
umfangreich und prägnant sind wie die von normalen Chart-Songs. Und
immer wieder Macys Vorliebe für skurrilen Humor: "it's amazing
what a gun to the head can do - my baby loves me now as hard as he can"
trällert sie im Lied "gimme all your lovin' or i will kill you".
Das neue Album hat im Vergleich zum alten an Umfang zugenommen und
bei vier Songs wirken auch andere Künstler mit: So geben sich Slick
Rick und Erykah Badu ebenso die Ehre wie Sunshine Anderson, Angie
Stone und Mos Def. Alle diese Tracks haben aber etwas gemeinsam: Macy
Gray bleibt eindeutig im Vordergrund. Würde man auf dem Cover nichts
von den anderen lesen, könnte man sie glatt überhören!
Ohne "on how life is" degradieren zu wollen klingt "the id"
reifer und abwechslungsreicher. Die Balladen sind sanfter, die
Funk-Tracks klinger dreckiger, kantiger und haben mehr Groove und die
Experimente (oder als was sollte man das Musical-mässige "oblivion"
sonst bezeichen?) sind konsequenter durchgezogen. Dass im Bonustrack
"shed" eine Tuba (!) den Bass-Part übernimmt, unterstreicht
nur ein weiteres Mal Macy Grays Gespür für aussergewöhnliche Musik.
"The id" ist definitiv ein Muss. Ein Album, das mit
Gefühlen, erstklassiger Musik und einer herausragenden Künstlerin
überzeugt. Go for it!
text: tobi zehnder
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