Achtung: Insekten

Interesse für Insekten zu wecken fällt selbst Zoologen schwer, geschweige denn bei Laien oder naturkundlich Interessierten. Dies liegt wohl darin begründet, dass es sich zwar um eine äusserst interessante Tiergruppe handelt, die aber wegen ihrer geringen Grösse und der oft versteckten Lebensweise nicht ohne weiteres der Beobachtung zugänglich ist. Zudem kommt oft eine anerzogene Abscheu hinzu, die häufig dazu führt, Insekten pauschal als Schädlinge anzusehen und sie demnach allenfalls zum Zwecke der Vernichtung zu beachten. Man sollte sich aber im klaren darüber sein, dass diese artenreichste Tiergruppe neben ihrer zoologischen auch eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hat, denkt man nur an ihre Rolle als Pflanzenbestäuber, als Lieferant von Seide, Honig und auch als Schädlingsvertilger.

Welches Insekt fliegt am besten?


So klein sie auch sind, Insekten - ebenfalls echte Flieger wie Vögel und Fledermäuse - sind dennoch unglaubliche Luftakrobaten. Mücken und Bienen können zum Beispiel hundertmal pro Sekunde mit ihren Flügeln schlagen. Libellen sind die schnellsten Insekten und die geschicktesten Manövrierer. Während nur wenige Insekten etwa 16 Km/h zurücklegen können, erreichen Libellen ein Tempo von 40 km/h und können kurzfristig sogar noch auf 55 km/h beschleunigen. Sie können auch schweben und schnelle Wendungen in alle Richtungen vollführen; mit ihrer Behendigkeit kann sich kein anderes Insekt messen.

Wie lange leben Insekten?


Die meisten Insekten leben etwa ein Jahr oder weniger. Die ausgewachsene Küchenschabe hat eine Lebenserwartung von etwa 40 Tagen, und eine Hausfliege kann etwa zwei bis drei Wochen alt werden. Stechmücken leben zehn Tage bis zwei Monate. Bei den Insekten werden Fleiss und Arbeitseifer nicht mit einem gesicherten Ruhestand belohnt: Eine Arbeiterin der Bienen kann, wenn sie überwintert, etwa sechs bis acht Monate alt werden, wenn sie jedoch im Frühjahr oder Sommer geboren wurde, lebt sie nur etwa vier bis sechs Wochen.

Bei manchen Insekten ist das Erwachsenenleben ganz kurz. Eintagsfliegen leben nicht einmal einen ganzen Tag lang. Die Siebzehnjahrzikade kann, wie ihr Name sagt, 17 Jahre leben, aber den grössten Teil davon verbringt sie als Larve in der Erde und saugt Saft aus Baumwurzeln: die ausgewachsene Zikade lebt nur wenige Wochen. Zu den langlebigsten Insekten zählen die Termitenkönigin - sie kann gut zehn Jahre alt werden -, die Königin der Roten Waldameise, die etwa 15 bis 20 Jahre lang leben kann, und die Bienenkönigin, die eine Lebenserwartung von etwa acht Jahren hat.

Warum saugen Stechmücken Blut?

Der schlechte Ruf, in dem Stechmücken stehen, kann nur für die Weibchen gelten, da allein sie Blut saugen; die Männchen leben von Pflanzensäften. Die Stechmücke hat keine beissenden Kiefer, sondern ist mit einem Stechsaugrüssel ausgerüstet. Diesen Stechsaugrüssel senkt sie wie eine Hohlnadel tief in die Haut des Opfers. Gleichzeitig lässt sie etwas Speichel einfliessen, der das Gerinnen des Blutes verhindert. Dieser Speichel ist für den Menschen giftig und erzeugt die Schwellung und den Juckreiz des Mückenstichs.

Wie die Stechmücken gehören zur Ordnung der Zweifüssler (Fliegen und Mücken) noch andere Arten, die Blut saugen: zum Beispiel die kleinen Kriebelmücken und die grösseren Bremsen. Aber auch hier saugen nur die erwachsenen Weibchen Blut; die Männchen leben von Nektar und Pollen.

Im Gegensatz dazu sind bei den afrikanischen Tsetsefliegen ausnahmsweise Männchen und Weibchen Blutsauger, doch gefährlicher als der Stich selbst ist, dass sie die Schlafkrankheit sowie eine tödliche Rinderseuche (Nagana) übertragen können.

Warum gibt es so viele Insekten?

Insekten stellen mit etwa einer Million Formen drei Viertel aller bekannten Tierarten überhaupt. Diese Vielzahl hat mehrere Ursachen: Zum einen ist der Lebenskreislauf der meisten Insekten kurz, und die Generationen folgen schnell aufeinander, so dass Veränderungen in der Umwelt auch schnell Rechnung getragen werden kann, so zum Beispiel dem Vorhandensein eines neuen Insektenvertilgungsmittels. Der wichtigere Faktor ist aber sicherlich die ungeheuer hohe Fortpflanzungsrate. Man hat ausgerechnet, dass ein einziges Stubenfliegenpaar innerhalb von vier Monaten 191’000’000’000’000’000’000 Nachkommen haben könnte, wenn alle überleben und sich auch wieder vermehren würden. In Wirklichkeit bleibt nur ein winziger Teil von ihnen am Leben.

Wie sähe die Welt ohne Insekten aus?

Ohne Insekten sähe die Welt völlig anders aus. Es gäbe keine Stechmücken, Ernteschädlinge und Krankheitsübertrager aus diesem Bereich, aber auch zahllose Pflanzen würden nicht mehr befruchtet. Bienenhonig und Bienenwachs gäbe es ebensowenig wir die romantischen Glühwürmchen in warmen Sommernächten.

Aber abgesehen von den katastrophalen Folgen, die das Verschwinden der Bestäuber für zahllose Blütenpflanzen wie etwa Obstbäume hätte - es würden vor allem weite Teile des natürlichen Nahrungskreislaufes unterbrochen. Insektenfressende Vögel würden ebenso zugrunde gehen wie Reptilien, Amphibien und viele Fische und Kleintiere.

Wie gefährlich sind Bienen?

In der Natur setzen Tiere ihr Gift im Kampf gegen andere Tiere ein. Nicht alle Gifte sind für den Menschen schädlich oder gefährlich; darum sollen hier nur diejenigen Gifte betrachtet werden, die auch bei Menschen eine erkennbar schädliche Wirkung haben.

Bienen- und Wespenstiche verursachen normalerweise nur eine Schwellung der Stichstelle und einen klopfenden Schmerz; beides ist spätestens nach ein paar Tagen wieder abgeklungen. Manche Menschen sind jedoch allergisch gegen Insektenstiche und reagieren ungewöhnlich heftig auf das Gift. In den USA sterben jährlich mehr Menschen durch Insektenstiche als durch den Biss einer Giftschlange.

Bienen und Wespen sind nicht die einzigen giftigen Insekten. Auch die Brennhaare einiger Raupenarten, so zu Beispiel die des Prozessionsspinners oder des Jo-Pfauenspinners, rufen Entzündungen hervor. Mit ihren stilettartigen Stechborsten überfällt die grosse Bettwanze ihr Opfer und spritzt ihm Gift ein. Ebenso sind die Bisse einiger Ameisen giftig, doch wird dieses Gift wegen seiner antirheumatischen Wirkung auch als Arzneimittel geschätzt.

Bienen, Wespen und Ameisen sind verwandte Insekten; und bei allen dreien können nur die Weibchen stechen (der Stachel ist eine umgewandelte Röhre zum Eierlegen). Nicht alle Arten dieser Insekten haben einen Stachel, aber diejenigen, die einen haben, können viele Male hintereinander stechen, mit Ausnahme der Honigbiene: Sie kann einen Menschen oder ein Säugetier nur einmal stechen.

Der Stachel ist mit einem festen Widerhaken versehen und kann aus der elastischen Haut des Menschen und Säugetiere nicht wieder herausgezogen werden. Der Stachel reisst mit einigen Hinterleibsorganen ab, die Biene muss sterben. Richtet die Biene ihren Stachel jedoch gegen ein anderes Insekt, kann sie ihn ohne weiteres wieder herausziehen, und sie erleidet keinen Schaden.
 


  Wenn Insekten stechen....

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