Wenn ein Fliegenfischer seine Fliege mit einem eleganten Schwung der Fliegen-Schnur in Richtung Fisch wirft , zieht er immer wieder die Blicke von Spaziergängern auf sich und kann sich einer gewissen Bewunderung fast sicher sein. Für den Fischer selbst zählen dabei rein praktische Überlegungen, da in den meisten Fällen ein zielgenauer, sauberer Wurf entscheidend zum Fangerfolg beiträgt. Dazu kommt noch die Befriedigung, das Zusammenspiel von Rute und
Fliegenschnur und der eigenen Geschicklichkeit zu beherrschen. Mit etwas Übung fällt der Wurfleicht ganz im Unterschied zu der weit verbreiteten Meinung,
das Fliegenwerfen sei eine schwierige Angelegenheit. In der Hauptsache unterteilt sich das Werfen in vier Techniken: Den Überkopfwurf als Standard, den davon abgewandelten Seitenwurf zum Unterwerfen von über das Wasser hängenden Zweigen, und Bäumen den bei hinter dem Fischer liegenden, hohen Hindernissen angewandten Rollwurf sowie den Doppelzug, der bei starkem Wind, bei grösseren Wurfdistanzen oder beim Fischen mit schweren Raubfischfliegen zum Einsatz kommen.
Standardwurf
Der Standardwurf eignet sich für sicherlich 90 % Prozent aller Situationen am Fischwasser. Wie die später erklärten Techniken solltest du auch ihn zunächst auf einer Wiese üben, bevor es ans Wasser geht. Sonst wird der erste Tag als Fliegenfischer garantiert keinen Spass machen. Als Vorfach dient ein ca.1,5 Meter langes Stück Nylonschnur mit 0,25 Millimeter Durchmesser, deren Spitze ein zwei Zentimeter langer, Orange - Farbenen oder roter Wollfaden als Fliegenersatz geknotet wird.
Von Hand und Handarbeit
Generell umfasst die Hand den Rutengriff nur sanft und darf sich keinesfalls um den Kork verkrampfen. Der Zeigefinger liegt oben auf dem Griff, während ihn der Daumen von links stützt und die übrigen Finger ihm von unten Halt geben. Als weitere Grundsatz gilt, das der Wurf nie aus dem Handgelenk, sondern aus der Schulter erfolgt. Wenn das Werfen in Arbeit ausartet, fuchtelt meistens jemand in viel zu weiten Schwüngen herum, anstatt die Rute in einem eng begrenzten Bereich arbeiten zu lassen. Auf dem Zifferblat einer Uhr dargestellt, bedeutet das einen Winkel zwischen 11.00Uhr uns 1.00Uhr. Nur beim Aufnehmen und Ablegen der Fliegenschnur geht die Rute bis in die Waagerechte herunter, spricht auf 3.00Uhr.
Die einzelnen Schritte
Zunächst vier grundsätzlichen Schritte
- Die linke Hand hält die Fliegenschnur stets etwa 40 Zentimeter seitlich von der Rolle und folgt jeder Bewegung, ohne an der Fliegenschnur zu ziehen oder nachzugeben.
- In keiner Phase des Wurfs sollte das Handgelenk die Höhe deiner Stirn überschreiten.
- Wurfweite ist nicht alles, vielmehr zählt in 98 Prozent aller Situationen am Wasser die Zielgenauigkeit auf Entfernungen zwischen 3 und 15 Metern. Deshalb sollten die Wurfübungen grundsätzlich mit kurzer Fliegenschnur erfolgen, bis sie sauber wie von selbst die Luft durchschneidet.
- Denke immer an den Wurf eines Schneeballs: Du nimmst ihn in die Hand, holst seitlich vom Körper in einem von unten nach oben führenden Bogen aus und wirfst ihn vom hintersten Punkt aus in geradem Weg am Kopf vorbei zum Ziel -genauso uns anatomisch richtig funktioniert der wirksame Wurf mit der Fliegenrute.
Und nun der Ablauf im einzelnen:
- Etwa fünf Meter Fliegenschnur gestreckt auf den Boden legen. Du stehst im Winkel von 45 Grad zur Fliegenschnur, der linke Fuss ist vorn. Die Rute zeigt gerade vom Körper weg leicht in Richtung Boden.
- Die Fliegenrute und damit die Fliegenschnur bei gestrecktem Handgelenk anheben und gleichzeitig mit einem gleichmässigen aber nachdrücklichen Zug nach hinten führen, wobei sie wie beim schon genannten Schneeballwurf einen nach oben offenen Bogen beschreibt. Die Fliegenrute weist dabei zwangsläufig etwas schräg vom Körper weg. Beim richtigen ausgeführten Rückwurf läuft die Schnur unterhalb der Rutenspitze.
- Dieser Bewegungsablauf endet etwa bei 11.00Uhr ; dann gibt das bis dahin gerade gehaltene Handgelenk der Fliegenrute noch eine kurze, zusätzliche Beschleunigung ohne jedoch extrem abzuknicken. Jetzt stoppt die Fliegenrute bei 11Uhr, und das Gelenk streckt sich wieder gerade.
- Die Fliegenschnur und das Vorfach haben sich hinter ebenfalls gestreckt, und zwar schräg nach oben gerichtet, was nebenbei das Überwerfen von Büschen oder Felsen im Hintergrund ermöglicht. Bevor die Fliegenschnur fallen kann, beginnt der Vorschwung. Er verläuft im Unterschied zum bogenförmigen Rückwurf in gerader Linie von der hintesten und damit obersten Position etwas schräg nach unten. Die Hand passiert den Körper dabei etwa auf Hals / Wangenhöhe. Denke immer an den Schneeball! Die Fliegenrute stoppt bei etwa bei 12,30 Uhr, dann folgt wieder ein Schwung mit dem Handgelenk, das sich dann wieder streckt. Ihre Endposition erreicht die Fliegenrute somit bei 1,30 Uhr.
- Die Fliegenschnur streckt sich wieder und der Rückschwung setzt ein, bevor die Fliegenschnur fällt oder die Fliege den Boden berührt.
Damit ist ein Wurfzyklus abgeschlossen. Trainiere jetzt ruhig eine ganze Zeitlang geduldig Vor und Rückschwünge, die ohne das Ablegen der Fliegenschnur als Leerwürfe bezeichnet werden. Verfolge ähnlich wie ein Tenniszuschauer ständig die Fliegenschnur, die sich vorn und hinten immer sauber strecken muss. Die Schlaufe, die während jedem Schwung entsteht, sollte möglichst eng ausfallen. Dadurch wird eine hohe Schnurgeschwindigkeit und damit eine geringere Windempfindlichkeit gewährleistet. Wenn die Technik stimmt, läuft die Fliegenschnur beim Rückschwung unter der Rutenspitze und beim Vorschwung oberhalb der Spitzrings.
Ablegen
Soll die Fliege auf dem Wasser landen, wird der Vorschwung leicht abgewandelt. Die Fliegenrute stoppt zwar wieder bei 1,30 folgt dann jedoch der fast gestreckte Fliegenschnur bis etwa 3,00Uhr in die Waagerechte und bleibt dort stehen. Zum Schluss streckt sich der Rest der Fliegenschnur samt Vorfach, und die Fliege legt sich sanft auf die Wasseroberfläche beziehungsweise der Wollfaden auf die Wiese. Erst wenn alles bis zur Fliege wirklich gerade vor dir liegt stimmt die Wurftechnik.
Verlängern der Fliegenschnur
Nachdem du die Wurftechnik mit den fünf Metern Fliegenschnur ganz ordentlich im Griff hast, geht es an das Verlängern der Fliegenschnur während des Wurfs. Jetzt erhält die linke Hand die Aufgabe, zusätzliche Fliegenschnur von der Rolle zu ziehen und sie zu der bereits ausgeworfenen Fliegenschnur zu geben.
Das Abziehen erfolgt während des Rückschwungs, wobei die linke Hand synchron mit der Wurfbewegung der rechten durch einen Zug zur linken Körperseite etwa einen Meter von der Spule holt. Der nun folgende Vorschwung zieht deutlich spürbar an der Fliegenschnur. Man darf sie etwa ab der Mitte des Weges aus der linken Hand nehmen. Auf die gleiche Weise verlängerst du die Schnur immer weiter, bis die nötige Entfernung erreicht ist 20 Meter sind gut zu schaffen. Einfacher geh es allerdings mit dem Schiessenlassen der Fliegenschnur. Dabei liegt die zu Erreichen der gewünschten Distanz benötigte Schnurlänge vor dem Werfen auf dem Boden. Geübte Fliegenfischer halten sie jedoch in langen Klängen in der linken Hand. Dadurch verschmutzt sie nicht und sie kann sich nicht in Gräsern oder an Steinen verfangen. Ausserdem bleibt sie von den Stiefeln des Fliegenfischers verschont Nach dem letzten Vorschwung öffnet sich die Schnurhand und gibt einfach die Fliegenschnur frei, die jetzt vom Schwung der bereits fliegenden Schnur mitgezogen wird. Die Hand bleibt währenddessen unter der Schnur und fängt sie, bevor die Fliege vielleicht über das Ziel hinausgetragen wird. Das Schieselassen macht überlange Leerwürfe überflüssig.
Seitenwurf
Häufig stehen die Schönsten Fische an scheinbar unerreichbaren Plätzen. Dazu zählen besonders überhängende Äste, die zum einen Schutz von oben gegen die Sonne bieten und von denen herab zum anderen immer wieder Insekten ins Wasser fallen Falls zwischen den Zweigen und der Wasseroberfläche ein Freiraum von wenigstens 40 Zentimetern besteht, kannst du die Fliege mit etwas Geschick im Seitenwurf dorthin werfen.
Rollwurf
Wenn beispielsweise ein dichter Wald oder eine hohe Mauer direkt am Gewässer liegen stossen Überkopf und Seitenwurf an ihre Grenzen. Jetzt benötigst du den Rollwurf, der ohne Rückschwung aus kommt. Allerdings erreicht er nur Entfernungen bis ca. 12 Meter und nicht alle Trockenfliegen schwimmen ohne einen Leerwurf zum Trocknen nach den Rollwurf wieder auf der Oberfläche. Ausserdem lassen sich grosse und schwere Streamer kaum mit dem Rollwurf aus dem Wasser heben.
Ablauf
- Es liegten etwa sieben Meter lose Schnur vor dem Fliegenfischer, zwei weitere Meter zwischen Rolle und Leitring auf dem Boden. Die Fliegenrute zeigt schräg auf die Wasseroberfläche.
- Die Fliegenrute zügig anheben, bis sie in der 1 Uhr Position steht. Die Fliegenschnur bildet jetzt hinter dem Fliegenfischer einen Bogen.
- Während die linke Hand nun ruckartig an der Schnur zieht, schlägt die rechte Hand die Fliegenrute nach vorne, so das die Fliegenschnur vom Fischer wegrollt.
- Die linke Hand lässt die Fliegenschnur kontrolliert durch die Finger schiessen, die jetzt die lose am Boden liegende Fliegenschnur mit mitzieht und so die Wurfweite vergrössert.
Doppelzug
Wenn, wie eingangs schon gesagt, starker Wind bläst und Wurfweiten jenseits der 20 Meter erreicht werden sollen oder eine schwere Raubfischfliege am Vorfach hängt, bietet sich der Doppelzug als eine ideale Hilfe an. Die Wurftechnik funktionier wie beim Überkopfwurf, nur erhält die linke Hand mit der Beschleunigung der Fliegenschnur eine zusätzliche Aufgabe.

Ablauf
- Die linke Hand reist die Fliegenschnur während des Rückschwungs ruckartig nach unten. Sobald sich die Fliegenschnur hinten gestreckt, führt sie die Fliegenschnur wieder in Richtung Rutengriff zurück.
- Genauso funktioniert der Vorschwung: Nach dem Strecken der Schnur reist die linke Hand an der Schnur und führt diese nach Ende des Vorschwungs entweder wieder zurück oder lässt die lose Schnur siessen.
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