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Auf Indiens Strassen (Uttar Pradesh)
27.Oktober 2000

Nach der erholsamen Fahrt durch das nepalesische Terai und der problemlosen Grenzüberquerung in Mahendranagar/Banbasa sind wir zurück auf den übervölkerten Strassen Indiens. Was sich da alles tummelt! Neben Lastwagen, Jeeps, Bussen und wenigen kleinen Privatautos, die allesamt der höchsten Kaste angehören – das heisst sie sind am schnellsten, am schwersten und am gefährlichsten – tuckern alle Arten von kleineren öffentlichen Verkehrsmitteln – meistens dreirädrige Gefährte, welche sehr an einen Papagei erinnern und dicke, schwarze Russwölkchen ausstossen – und landwirtschaftlichen Gefährten. Neben Traktoren mit meterhoch beladenen Anhängern zotteln auch mannigfaltige Tiergespanne über die Ebene: die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinenden Ochsenkarren, deren „Driver“ oft schläfrig auf dem Kutschbock liegt, während die eingespannten Ochsen stur auf jeweils ihre eigene Steite zu ziehen trachten, was dem Gefährt im ganzen eine gute Geradeausfahrt ermöglicht; dann die kleineren und wendigeren Esel- und Pferdewagen, welche oft unerwartet ausschwenken, um ein Schlagloch oder eine Pfütze zu umfahren; und dann natürlich die stolzen Kamelwagen, die dank der Grösse und Erhabenheit dieser Tiere den Anschein von gebändigten Streitwagen machen. Weiterhin wird die Strasse auch von streundenden Hunden, heiligen Kühen und natürlich vielen oft schwer beladenen Fussgängern benutzt. Da diese der untersten Verkehrskaste angehören, werden sie bei Platzmangel einfach von der Strasse gehupt. Durch all diese sich mehr oder weniger geradlinig fortbewegenden Verkehrsteilnehmer schlängeln sich nun noch eine ganze Menge von kleinen Motorrädern, Fahrrädern und in der Nähe von Ortschaften auch Motor- und Fahrradrikshaws.

Aber keine Bange! Irgendwie kommen alle aneinander vorbei. Die Inder scheinen einen sechsten Sinn für kleine Lücken und haarscharf bemessene Überholmanöver zu haben. Sogar wenn man wieder einmal die nur in Hindi ausgeschliderte Stadtumfahrung verpasst hat und sich deshalb mitten durch den dichtgedrängten Bazar drängeln muss, nehmen die Leute das gelassen, und langsam aber stetig findet man endlich wieder die Stadtausfahrt. Falls allerdings zufällig eine geschlossene Bahnschranke den Weg versperrt, wird die Sache äusserst chaotisch. Zum einen kümmern sich Fussgänger, Fahrräder und sogar Rikshaws nicht um die Schranke, solange sich die Gelegenheit bietet, noch irgendwo vor dem herannahenden Zug vorbei zu huschen. Zum andern nutzen viele Verkehrsteilnehmer die Wartezeit, um auf der Überholspur bis möglichst nah an die Schranke vorzurücken. Wenn diese sich dann endlich öffnet, stehen sich zwei auf beiden Seiten unnachgiebig vorpreschende Fronten gegenüber, so dass erst einmal gar nichts geht. Es kann schon eine von ohrenbetäubendem Hupen begleitete Viertelstunde dauern, bis sich der Knoten langsam entwirrt.

Zum absoluten Horror wird die Fahrt jedoch, wenn man sich von der hereinbrechenden Nacht überraschen lässt. Die Inder scheinen das Fehlen von Licht und Sicht gar nicht zu bemerken und rasen im gleichen Tempo weiter. Dabei haben oder benutzen die meisten überhaupt kein Fahrlicht oder dann nur aufgeblendetes Volllicht. Die Verlierer dieser Blindfahrten – oder deren Überreste – kann man dann anderntags in den Strassengräben finden...

Nun, wir haben die Durchquerung von Uttar Pradesh – Indiens bevölkerungsreichstem Staat – unbeschadet überstanden, und freuen uns nun auf die weiten, leeren Strassen des Wüstenstaates Rajastan!

 

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