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Der älteste uns bis jetzt bekannte Vorfahre der
Griesser-Linie, Michael, hatte zwei Söhne: Johann Georg (1706-1752) und Mathias (1708-1778). Von letzterem
stammen wir ab. Mathias heiratete am 12. Februar 1736 in Bühl im Klettgau Maria Veronica Heinrich „von Egeri ex
Helvetia“. Ihre Eltern sind Johann Franz Xaver Heinrich und Maria Genoveva Letter, wahrscheinlich auch von
Aegeri. Dieser Ort, am See gleichen Namens gelegen, ist gut 70 km von Bühl entfernt. Beide Trauzeugen stammen
aus Bühl. Das erste Kind des Paares wurde bereits 5 Monate nach der Heirat geboren: Der Sohn Johann Baptist
(1736-1810), der nächste in der Reihe unserer Vorfahren. Verwandte der Braut waren nicht unter den Trauzeugen.
Vielleicht war Maria Veronica als Magd nach Bühl gekommen, und die Hochzeit fand deswegen nicht in ihrem
Heimatort statt. Vielleicht war ihren Verwandten auch die Reise in das Grossherzogtum Baden zu weit. Eine andere
Erklärung stammt von Bruno J. Nussbaumer aus St. Gallen: Seit 1720 war Joseph Anton Letter aus Aegeri in der
Schweiz Pfarrer in Bühl. Er war vermutlich ein Bruder von Maria Veronicas Mutter.
Im Generallandesarchiv in Karlsruhe fand ich die „Zuger Erbschaft“, wie ich sie bei
mir scherzhaft nenne, einen umfangreichen Schriftverkehr, der direkt unsere Vorfahren Heinrich betrifft. Ich
habe erst einen kleinen Teil der sehr schwer zu entziffernden Dokumente (Archivalien/Film 229/15466) transkribiert; dies hier als
Zusammenfassung: Am 23. April 1791, Mathias Griesser war schon
13 Jahre tot, seine Witwe Maria Veronica Heinrich war ca. 75 Jahre alt, wandte sich der zweitgeborene Sohn Franz
Xaver, 53 Jahre alt und von Beruf Schullehrer, im Namen seiner Mutter sowie der übrigen Angehörigen um Hilfe an
die Obrigkeit im Kanton Zug. In einem Schreiben an den „Herrn Amman u. Statthalter zu
Zug“ führte er aus, schon vor mehreren Jahren seien zu Unter- und Ober-Egeri in der Schweiz, Canton Zug, zwei
leibliche Schwestern seiner Mutter Veronika Heinrichin, von daher gebürtig, namens Paula und Collata, mit
Hinterlassung einigen Vermögens gestorben. Von dieser Erbschaft sei ihnen derjenige, der die Verlassenschaft
auszuzahlen hätte, namens Dominik Bessmer von Oberegeri, noch etliche und zwanzig Gulden schuldig geblieben. Im
vergangenen Hornungs-Monate (Februar) sei abermals eine Schwester ihrer Mutter, namens Dominika, gestorben und
habe ihnen zu ihrem Erbteil eine Hinterlassenschaft von 900 und fünfzig Gulden vermacht.
Daraufhin hätten sie sich nach Egeri verfügt, um das namens ihrer Mutter angefallene
Erbe zu erheben, teils auch um zusätzlich das noch ausstehende Guthaben vom Erbe der verstorbenen beiden
Schwestern Paula und Collata zu beziehen. Sie hätten zwar den Dominikus Joseph Müller vom Rat zu Unteregeri,
welcher die Verlassenschaft der jüngst verstorbenen Dominika herauszuzahlen hätte, zur Bezahlung des Betrages
ganz willig und bereit gefunden. Sie hätten aber erfahren müssen, dass Dominikus Bessmer von Oberegeri, bei
welchem sie das Erbe der längst verstorbenen Schwestern Paula und Collata erheben wollten, nicht nur den von
ihnen verlangten, eingangs erwähnten, ausstehenden Betrag hartnäckig verweigere, sondern sogar auch von dem
jüngst angefallenen Erbe der Dominika 350 Gulden beanspruche. Er habe sich unter Verwendung verschiedener ihnen
ganz unbegreiflicher und unbekannter Gegenrechnungen diesen Anteil abziehen und sich zueignen wollen, ja mache
sogar an sie noch darüber hinaus eine Forderung von 40 Gulden geltend.
Ungeachtet ihres zudringlichen Verlangens bei Dominik Bessmer selbst als auch dessen
Betreibung bei Gericht und sogar bei der Landammanstelle selbst hätten sie es nicht so weit bringen können, über
die an sie gerichteten Forderungen und Gegenrechnungen eine auch nur oberflächliche, noch weniger eine
deutliche, Berechnung sowie Beweise zu erhalten. Sie bäten also
durch dieses Schreiben die gnädigen und hochgebietenden Herren untertänig, sich ihrer in Gnaden anzunehmen und
durch ein an den Landamman Blattmann zu Oberegeri zu erlassendes Schreiben die Sache gnädig einzuleiten, dass
vorerwähnter Dominik Bessmer über seine verweigerte Erbauszahlung und gemachte Gegenrechnungen und
Rückforderungen eine deutliche und befriedigende Abrechnung abzulegen anzuhalten sei. Sie würden allenfalls
sogar zu Ostern eine Tagfahrt dorthin ins Auge fassen. Weiter
bin ich mit der Transkribierung des wirklich sehr schwer zu entziffernden Textes bis
jetzt noch nicht gekommen. Ich weiß also auch noch nicht, wie die Geschichte ausging, ob Xaver Griesser
(28.03.1738 – 17.10.1810) und seine Mutter das Geld schlussendlich bekommen haben, oder ob wir die Angelegenheit
erneut in Angriff nehmen sollten. Heute noch gibt es nämlich in CH 6314 Unterägeri und CH 6315 Oberägeri die
Namen Besmer, Blattmann, Heinrich, Müller. Ich weiss allerdings nicht, wie der Kurs des Guldens heute steht?
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