PROJEKTINFO BERUFSSCHULE AILULUAI PNG |
Dorfhebamme* in Papua Neu GuineaIrgendeinmal wurde ich nach meinem Beruf gefragt...Am Anfang stand die Anfrage der Bevölkerung des Dorfes Ailuluai in der Milne Bay Province in Papua-Neuguinea,
ob die schweizer Entwicklungsorganisation Interteam beim Start einer Berufsschule mithelfen könne. |
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*Marlis Koch arbeitete mit ihrem Ehemann von 1992 bis 1995 für Interteam in
Papua Neu Guinea. Interteam ist eine ökumenische Organisation der
personellen Entwicklungszusammenarbeit.
Ziel ist die Ausbildung und Animation in den Berufsber- Nähkurs |
Der Anfang in
Ailuluai, im Dorf in dem wir die drei Jahre gelebt haben,
war eine Mischung von Neugier, Faszination und Ungewissheit. Vieles sollte getan werden, viele Vorurteile mussten abgebaut
werden. Die Fläche, auf welcher die Schule entstehen sollte musste zuerst gerodet werden. Langsam entstanden die Schulgebäude,
alles aus Buschmaterialen, von Hand erstellt. Vom Buschmesser zur Nähmaschine...Es war für mich schlicht unmöglich, gleich mit einer Hebammentätigkeit anzufangen,
ohne eine Basis in der Tradition der Frauen gefunden und ihre Bedürfnisse kennen gelernt zu haben. Im Laufe der Zeit meldeten
die Dorffrauen denn auch ihre Wünsche an: Sie waren interessiert an Näh- und Schnittmusterkursen. Und so organisierten wir
zunächst alle abkömmlichen Nähmaschinen, welch im Küstenstreifen aufzutreiben waren. Einige waren in einem sehr schlechten
Zustand, da das feuchte Klima alles bei unsachgemässer Pflege verrosten liess. So lebte ich mich erstmals als
Nähmaschinenmechaniker ein und reparierte einige der Handkurbelmaschinen. |
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Strand von Ailuluai |
...und vom Schnittmusterkurs zur SchwangerschaftskontrolleMeistens gebaren die Frauen mit ihren Helferinnen zu Hause und gingen nicht ins Spital.
Das nächste Spital war mit dem Speedboot eine Stunde entfernt, es gab keine Strassen, nur Fusswege, welche durch Flüsse führten.
Der Marsch dauerte sechs bis acht Stunden. Im Spital konnten die Frauen auch nicht Ihre traditionellen Geburtsmethoden durchführen,
sie mussten liegen, was ihnen sehr missfiel. Darum wollten sie, wenn es immer möglich war, im Dorf bleiben. Dies bildete die
Grundlage für meine Tätigkeit: Nach einem Jahr in Papua New Guinea konnte ich in Zusammenarbeit mit dem nächsten Spital
eine Schwangerschaftskontrollstelle im Dorf errichten, mit dem Ziel, Risikogruppen frühzeitig in das nächste Spital zubringen,
alle anderen im Dorf zu betreuen. Die Familienplanung war sehr gefragt, zum Erstaunen alle Spitäler und den Behörden.
Der grosse Vorteil den ich hatte, war, dass ich im Dorf wohnte, dass mich die Frauen immer besser kannten und ich mich
mit ihren Traditionen mehr und mehr vertraut machen konnte. Und so wuchs auch ihr Vertrauen. |
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Kindslage spüren |
HebammenarbeitAls Hebamme hatte ich das Glück, den Frauen und Ihre Familien sehr nahe zu sein,
da ich für die Geburten in ihre Häuser gerufen wurde. Eine weitere Tradition ist es, dass die Frauen nach der Geburt während
ca. zehn Tagen in Quarantäne verbrachten. Sie lebten mit ihrem Neugeborenen in einem Häuschen ausserhalb des Wohnhauses,
wo sie ihr Essen separat kochten. Drinnen brannte trotz tropischer Wärme ein rauchendes Feuer zur Reinigung des Hauses.
Früher war es in vielen Teilen von Papua-Neuguinea auch üblich, dass die Frauen während der Menstruation abgesondert wurden,
eine Vorstellung, die den meisten von uns wohl fremd ist. Doch wäre es wirklich so furchtbar?
Täte uns die Ruhe und Abgeschiedenheit nicht manchmal gut? |
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Geburtsstellung |
Wie Steine lebendig werden...
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Geburtssteine |
Traditionelle RitualeDie Betreuerinnen der Gebärenden sind sehr fürsorglich zur Gebärenden, es wird massiert und
mit Kräutern und Wasser der Bauch abgewaschen. | |
Abendidylle |
Mein Blick schweift zum Fenster hinaus, die Sonne geht rot unter, das Haus steht direkt
am Meer, es ist wirklich malerisch. Schmunzelnd muss ich an die Schweiz denken: Ist das nicht gerade die Stimmung,
die viele Geburtsmethoden propagieren, Meeresrauschen, Schummerlicht...? Doch passen wohl die freudig Fruchtwasser
schlabbernden Schweine auch dazu? |
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Von Marlis Koch, aus dem Bulletin Medicus Mundi Nr. 77, Juni / Juli 2000 |
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