Wir
fahren mit gemischten Gefühlen an die Grenze, werden dann aber wirklich
überrascht von der Freundlichkeit der iranischen Zöllner. Ich musste mich kurz
vorher "verkleiden" und an einem anderen Ort über die Grenze als
Markus mit dem Auto. Ich kam in eine grosse Halle mit vielen Frauen und Kindern,
wo Teppiche ausgepackt wurden. Ich wusste nicht, was ich eigentlich in diesem
Raum sollte. Aber als ich dann jemand fragte, zeigte er mir den richtigen
Ausgang und machte den Zöllner auf mich aufmerksam.
Alle Schauermärchen über die Situation an der Grenze können wir überhaupt
nicht bestätigen. Auch unser Büssli wurde nur oberflächlich kontrolliert.
Markus musste zwar zu einigen Amtsstellen rennen und es war nicht immer so
einfach diese zu finden. Aber wir haben es geschafft.
Iran begrüsste uns mit wunderschönem Wetter. Nicht viele Leute können
englisch, aber sie helfen uns trotzdem wo sie können. Als wir eine Bank suchen,
macht einer kurzerhand seinen Laden zu und hilft uns Geld umzutauschen.
Nun wird es aber immer schwieriger mit dem Einkaufen. Es gibt keine Supermärkte
mehr und lesen können wir auch nicht was auf den Packungen steht. Auch die
Früchte und das Gemüse sehen nicht sehr frisch aus. Aber wie schon
geschrieben, Hilfe bekommt man immer.
Die Strassen sind hier sehr gut ausgebaut, aber die Fahrweise der Iraner ist
etwa gleich schlimm wie in der Türkei. Man fährt einfach dort wo man gerade
Platz findet und wenn man anhalten will, macht man es dort wo man sich gerade
befindet.
Die Landschaft ist eher braun in braun, also ziemlich öde. Im Frühling wäre
es schöner zum Reisen, aber auch wesentlich wärmer und so geniessen wir nun
angenehme Temperaturen im Iran obwohl wir uns immer auf einer Höhe zwischen
1200m und 2000m über Meer befinden.
Campingplätze gibt es auch hier keine und so übernachten wir öfter in
Dörfer. Dort können wir selten einen gemütlichen Abend im Büssli verbringen.
Oefter werden wir von Einheimischen nach Hause zu einem Tee eingeladen. Markus
bekam sogar einmal ein iranisches Fussballleibchen geschenkt und ich musste mein
Kopftuch mit einer Iranerin tauschen. Ich hatte mir extra ein schönes Tuch
gekauft, welches ich später auch noch brauchen könnte, aber mit Verlust muss
man rechnen.
In Esfahan geraten wir per Zufall an einen Tourguide, der uns sofort einen
Parkplatz mitten in der Stadt organisiert und uns auch noch die
Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigt. Ali (Tourguide) zeigt uns
Teppichreparaturwerkstätten, Töpferwerkstätten, Kupferschmiede und auch eine
Werkstatt wo Tücher mit Stempel bedruckt werden. Alles Orte die man sonst nie
besichtigen könnte!
Auf dem Weg weiter Richtung Osten treffen wir einen Spanier mit dem Velo. Er ist
ganz alleine unterwegs. Wir beneiden ihn nicht gerade, denn mit den vielen
Lastwagen auf der Strasse finden wir es schon nicht gerade angenehm.
Bei
der nächten Stadt, Kerman, die wir besichtigen, haben wir wieder
Riesenglück. Auf der Suche nach der Touristinfo treffen wir auf einen Iraner
(Mehdi), der sehr gut englisch kann. Er läd uns gleich zu sich nach Hause ein
und organisiert uns auch noch einen Parkplatz bei einem Hotel. Das Hotel hat 5
Sterne, aber ist mit der Schweiz absolut nicht vergleichbar. Die Schalter sind
schief montiert, die Dusche und Waschbecken dreckig usw.
Bei Mehdi werden wir zu einem iranischen Morgenessen eingeladen und er führt
uns dann in der Stadt herum. Er erzählt uns auch, dass Iraner ihren Wein selber
produzieren zum Trinken. Im Iran dürfte man ja keinen Alkohol trinken oder
kaufen. Aber es ist alles halb so wild. Es gibt zwar viele Gesetzte, aber daran
halten tun sich, zu unserem Erstaunen, die wenigsten!
Auf der Weiterfahrt besichtigen wir noch einen Prinzessgarten, der eigentlich
sehr schön wäre. Leider werden die schönen Orte nicht so gepflegt und man
lässt alles verwildern.
In
der Oasenstadt Bam befindet sich eine recht gut erhaltene Ruine der
mittelalterlichen Stadt. Sie wird auch Geisterstadt genannt und ist wirklich
eindrücklich, aber auch ziemlich gefährlich. Grosse Löcher und
einsturzgefährliche Gewölbe sind überhaupt nicht gesichert .
Wir fahren bis kurz vor die Grenze zu Pakistan und wollen eigentlich die Nacht
noch in der letzte Stadt an der Grenze verbringen. Da dies aber eine
Schmugglerstadt ist und vor kuriosen Gestalten nur so wimmelt, entschliessen wir
uns die Grenze sofort zu überqueren.
Uns hat es im Iran so gut gefallen, dass wir unser 14-Tage Visum fast vollkommen
ausgenützt haben. Eigentlich wollten wir ja in einer Woche einfach durch das
Land durchrasen.
Wir sind die letzten, die an diesem Abend abgefertigt werden. Nach uns wir
der Grenzübergang geschlossen. Alles ging wieder problemlos. Wir sind wirklich
überrascht.
Die erste Nacht verbringen wir gleich beim Zoll und werden da vom Zöllner zum
Tee und am nächsten Morgen zum Morgenessen eingeladen.
Die Strassen sind hier viel schlechter als im Iran und man kommt viel langsamer
vorwärts. Wenn man irgendwo anhält, hat man sofort eine Traube Menschen um
sich herum und man ist immer die grösste Attraktion.
In den Dörfer hier in der Wüste ist es eher schwierig eine
Uebernachtungsmöglichkeit zu finden, aber wir haben wiedereinmal Glück. Wir
treffen einen Englischschulbesitzer und bei seiner Schule können wir im Hof
übernachten. Er lädt uns auch zum Abendessen und Morgenessen ein. Er kommt aus
sehr reichem Hause, im Gegensatz zu denen die sonst in diesem Dorf wohnen.
In Pakistan dürfen die Frauen auch nicht ohne Schleier vor die Haustüre, denn
andere Männer dürfen die Frauen nicht sehen. Darum werde ich natürlich immer
von oben bis unten genaustens unter die Lupe genommen. Aber auch hier sind die
Leute sehr freundlich und hilfsbereit. Da Englisch ihre Amtssprache ist, haben
wir es hier wieder viel leichter uns zu verständigen und in den Läden gibt es
wieder viel erkennbares zu kaufen.
In
Quetta, der Hauptstadt der Provinz Belutschistan verbringen wir einige Tage zur
Erholung und füllen unsere stapazierten Vorräte wieder auf. Wir besuchen den
Hanna Lake, ein Ausflugsort. Die Landschaft ist leider im Winter nicht so
interessant. Wir fahren "über" den Bolanpass weiter Richtung Süden.
Der Pass führt von 1900 m durch Schluchten und Täler abwärts bis
auf 200 m! Unser südlichster Punkt unsere Pakistanreise ist Sukkur, wo es
endlich sommerlich warm ist. Leider können wir es nicht so geniessen, da die
Gegend nicht so sicher sein soll. Wir hatten aber keine Probleme und sind auch
hier wieder auf nette und hilfsbereite Leute gestossen. Die Reise führt uns
weiter nordwärts in die Provinz Punjab und wir entspannen uns dort in einem
Nationalpark für 2 Tage. Leider ist es sehr neblig und relativ kalt. Bevor wir
weiter Richtung Norden fahren, brechen uns die zwei Hornochsen vom Campingplatz
beim Wassernachfüllen den Wasserschlauch am Frischwassertank ab. Wir ärgern
uns ziemlich darüber, da wir natürlich kein Ersatzteil haben. In Lahore
angekommen, finden wir eine Campmöglichkeit bei einem Young Woman Christian
Association-Hostel, mitten in der Stadt.
Hier
lassen wir auch endlich eine Kopie unserer Autonummernschilder anfertigen. Sieht
die Kopie nicht perfekt aus? Und das für lumpige 200 Rupies ( Fr. 6.-- ). Die
Originalschilder schicken wir nach Hause, damit wir die Versicherung, die nur in
Europa gültig ist, nicht mehr weiterbezahlen müssen.
Wir fahren auf der Autobahn nach Islamabad und staunen wirklich, denn die Autobahn ist wie bei uns zu Hause. Wir geniessen es wiedermal 120 km/h fahren zu können! Je nördlicher wir fahren desto hügeliger wird die Landschaft und auch das Wetter zeigt sich wieder von der besten Seite. Auf dem Campingplatz in Islamabad treffen wir zwei Belgier, die aber am nächsten Morgen abreisen. Sie reisen auch nach Indien. Wir wollen aber ersten den Norden von Pakistan sehen! Seit dem 21.12.98 hat in Pakistan der Ramadan (islamischer Fastenmonat) begonnen und die meisten Restaurants und Fastfoodstände sind tagsüber geschlossen. Zum Glück sind die anderen Läden aber alle offen, sodass wir nie Probleme haben Lebensmittel zu kaufen. Essen sollten wir aber nur im Bus, damit die Pakistanis uns nicht beim Essen zuschauen müssen. Auch mit leerem Magen sind aber die Pakistanis immer noch sehr freundlich und hilfsbereit. Islamabad ist ganz anders als all die anderen Städte in Pakistan. Sehr sauber und zivilisiert. Es gefällt uns sehr gut, es hat auch zwischen den Strassen immer Grünanlagen. Die Stadt wurde erst gezeichnet und dann nachgebaut. Auf der Fahrt Richtung Norden wird es nun immer kälter und wir sind sehr froh über unsere Heizung.
Bald kommen wir dann auf den berühmten Karakorumhighway,
der recht gut ausgebaut ist. Eine Wohltat für unseren Bus! Der
Highway schlängelt sich zwischen Felsen und Schluchten dem Fluss Indus entlang,
. Manchmal ist es fast unheimlich.
Einige
Stellen der Strasse sind ganz weg, da der Bach sich einen Weg darüber gemacht
hat oder auch von den Felsen einiges runterbröckelt! Am 25. Dezember 98 sind
wir dann in Gilgit angelangt. Heute gelingt es uns auch das erste Mal Radio
Schweiz International zu empfangen, somit wissen wir nun auch was zu Hause so
läuft. Es kommt uns gar nicht vor wie Weihnachten, aber wir haben trotzdem
Kerzen im Bus angezündet und uns ein feines Weihnachtsmenu (Nudeln mit
Pilzsauce und Broccoli) gekocht. Wir leben zur Zeit vegetarisch, da das Fleisch
kaufen hier keinen Spass macht! Von Gilgit aus gelangt man zum Hunzatal, welches
landschaftlich auch wunderschön ist.
Leider ist dies nicht ganz die richtige Zeit um dieses Tal zu besuchen, im
Frühling wenn die Wiesen grün sind und die Bäume blühen, wäre es um so
schöner. Es hat einige 7000er und 8000er Berge, die schön verschneit sind. Der
Karakorumhighway führt uns dann weiter zum Khunjerabpass, welcher Pakistan mit
China verbindet. Da es dieses Jahr nicht geschneit hat, konnten wir sogar bis
auf die Passhöhe von 4730 m fahren. Das betrachten wir als unser
Weihnachtsgeschenk.
Laut Aussagen von Pakistaner war der Pass wegen Schnee im Dezember immer
geschlossen! Es gab nur eine eisige Passage, die wir aber dank unseren
europäischen Winterpneus gut meisterten, ausser einer kleinen Beule im
Bodenblech. Nach uns blieb dann ein Pakistaner mit seinem 4x4 Rangerover in
dieser Passage stecken!
Auf der Passhöhe ist es wahnsinnig kalt und wir haben recht Mühe zum Atmen,
aber es ist echt eindrücklich auf dieser Höhe. Wir schnuppern noch ein wenig
chinesische Luft und fahren wieder zurück. Mit dem eigenen Auto kann man leider
nicht in China einreisen, sonst hätten wir vielleicht noch einen Abstecher nach
China gewagt! Im Dorf Sost, in dem wir übernachteten bevor wir auf die
Passhöhe fuhren, wurde es in der Nacht -15°. Das war dann auch unserer Heizung
zu kalt und sie liess uns tatsächlich im Stich. Zum Glück haben wir noch die
Autoheizung!
Wir fahren am 27.12.98 wieder Richtung Süden zurück und gelangen über den
Shanglapass ins Swattal. Dies soll die Schweiz des Ostens sein. Es hat wirklich
eine gewisse Aehnlichkeit. Leider war es relativ dunstig und wir konnten keine
Fotos schiessen.
Am 31.12.98 streift uns ein Pakistaner mit seinem Pickup beim Ueberholen an der
rechten Vorderseite. Er fährt einfach weiter und nun haben wir unsere 1.
Schramme am Bus!
Den Jahreswechsel feiern wir in unserem Bus, da dies in Pakistan nicht gefeiert wird. Pakistaner dürfen wegen ihrer Religion (Muslim) keinen Alkohol trinken und es darf an Muslime auch kein Alkohol verkauft werden. Damit man als Tourist Alkohol kaufen kann, muss man erst bei einem Büro eine Bewilligung holen und kann dann in einem Hotel Whisky oder pakistanisches Bier kaufen. Das war uns dann doch zu blöd und wir haben Silvester mit Sprite gefeiert. Wir werden das beim nächsten Jahreswechsel dann nachholen!!!