Prädynastische
Zeit (bis 3100 v. Chr.)
Die
Ursprünge der Mumifizierung liegen in den klimatischen und
landschaftlichen Gegebenheiten von Ägypten. In der vor-geschichtlichen
Zeit bestattete man die Toten, in Tierhäute oder Matten eingelegt, im Wüstensand.
Solange der Körper nicht mit dem Grundwasser in Berührung kam, trocknete
er im heissen Wüstensand vollkommen aus und wurde durch den natürlichen
Salzgehalt konserviert und vor Verwesung geschützt. So entstanden
Naturmumien.
Frühzeit
(3100 - 2700 v. Chr.)
Als
man jedoch zu Beginn der geschichtlichen Zeit anfing, für die Toten Gräber
zu bauen und sie in Särge zu legen, waren diese natürlichen
konservierenden Bedingungen nicht mehr gegeben, der Leichnam verweste.
Nach den altägyptischen religiösen Vorstellungen war aber für das erwünschte
Weiterleben im Jenseits auch die Erhaltung des irdischen Körpers
notwendig (siehe „Jenseitsvorstellungen und Totenkult“), und so begann
man zu experimentieren, auf welche Weise man ihn nach dem Tode vor dem natürlichen
Verfall bewahren konnte.
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Altes
Reich (~ 2700 - 2150 v. Chr.)
Erste
Versuche in dieser Richtung bestanden in einem festen Umwickeln des Körpers mit
in Salböl getränkten Leinenbinden. Man erkannte, dass ohne eine Entnahme der
Organe aus dem Brust- und Bauchraum die Verwesung nicht zu stoppen war. Diese
Tatsache war leicht an den zu Nahrungszwecken gefangenen Tieren wie Vögeln und
Fischen zu beobachten, die auch nur in ausgenommenen Zustand haltbar waren. So
begannen die Balsamierer im Alten Reich die Bauchhöhlen von Verstorbenen zu öffnen
und ihre Eingeweide zu entnehmen. Möglicherweise übertrug man auch die
Verwendung entwässernder Salze bei der Konservierung von Fleisch und
Fisch auf
die menschliche Mumifizierung, bei der Natronsalz benutzt wurde.In
der Zeit des Alten Reiches gelang es jedoch trotz Organentnahme noch
nicht, Körpergewebe so zu konservieren, dass es bis in unsere Tage
erhalten blieb. Unter der Leinenwicklung befinden sich heute nur noch
Knochen und Gewebereste, die bei Berührung leicht zerfallen. Die Leinenhülle
ist vielfach noch in sehr gutem Zustand, und an ihr wird das Bestreben der
Ägypter deutlich, den Körper nach dem Tode möglichst lebensgetreu und
weiterhin funktionsfähig zu erhalten.
Mittleres
Reich (2060 - 1781 v. Chr.)
Erst
im Mittleren Reich erfolgte dann der nächste Schritt in der Entwicklung der
Mumifizierungstechnik, die Entfernung des Gehirns aus dem Schädel. Dieses
Verfahren wurde zunächst nur vereinzelt und nach den Funden zu urteilen,
ausschliesslich in den höchsten sozialen Schichten um die königliche Familie
angewandt.
Neues
Reich (1570 - 1070 v. Chr.) Vom Neuen Reich an war es dann üblich,
sowohl Gehirn als auch Eingeweide bei der Balsamierung aus dem Körper zu
entfernen. Es wurden erstmals Ersatzaugen verwendet. Nun gelang es
endlich, auch das Körpergewebe so zu konservieren, dass es über
dreieinhalb Jahrtausende bis heute erhalten blieb.
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Die
Blütezeit der Mumifizierung erstreckt sich über einen Zeitraum von 600
Jahren, von der 18. bis zur 21. Dynastie. (1570-945 v. Chr.) Die Leichen
wurden teilweise so perfekt einbalsamiert, dass aus diesen Mumien heute
sogar die Erbsubstanz DNS gewonnen werden kann.
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3. Zwischenzeit (1070 -
656 v. Chr.)
Man
begann, den ausgetrockneten Körpern Materialien unter die Haut zu
schieben und sie so auszustopfen, dass sie ein lebensechteres Aussehen
erhielten. Diese Mumifizierungsart war nicht immer von Vorteil für die
Erhaltung des Körpers, da die Haut in den darauf folgenden Jahrhunderten
an vielen Stellen platzen konnte.
Je weiter die Balsamierungstradition fortschritt, umso mehr Harze und
Bienenwachs wurden für das Salböl verwendet. Vermutlich hat sich dieser
Trend entwickelt, nachdem die Balsamierer entdeckt hatten, dass die Mumien
durch derartige Stoffe vor bakterieller Zersetzung geschützt waren.
Ab der 22. Dynastie (ab
945 v. Chr.) lässt sich ein stetiger Verfall der Mumifizierungstechnik
beobachten.
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Spätzeit (525 – 343 v.
Chr.)
Die
Mumien wurden nicht mehr ausgestopft und das Einsetzen von künstlichen Augen
nicht mehr angewendet. Die Eingeweide wurden gelegentlich im Körper gelassen.
Ptolemäerzeit
(332 – 30 v.Chr.)
Die gute körperliche Erhaltung war nicht mehr so wichtig, häufig
wurden die Leichen während dem Einbalsamieren stark beschädigt und mit
Stöcken und Brettern stabilisiert; die Leinenwicklung und Mumienmaske
wurde wichtiger und Salböl wurde nun reichlich verwendet. Die Vergoldung
bestimmter Hautstellen trat ab dieser Zeit auf.
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Römische
- Koptische Zeit
(30 v. Chr. – 614 n. Chr.)
Nach
dem Niedergang des Pharaonenreiches balsamierte man in Ägypten weiterhin
die Körper von Verstorbenen, jedoch meist nicht mehr sehr sorgfältig und
mit Kochsalz statt Natron. Selbst koptische Mönche liessen noch ihre Körper
auf diese Weise bestatten, wenn auch die christliche Kirche darauf drängte,
diese heidnischen Bräuche zu beenden. So ist im 7. Jahrhundert n. Chr.
das Erlöschen der Balsamierung zu beobachten.
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[5, S. 459]
[10, S. 6]
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