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Der nach der Balsamierung stattfindende feierliche Begräbniszug,
bei dem der mumifizierte Leichnam mit den Grabbeigaben unter Wehgeschrei
der Klageweiber in das vorbereitete Grab westlich vom Nil gebracht wurde,
ist sowohl in Gräbern als auch auf Totenbuchpapyri dargestellt. In seinen
Särgen wurde der Verstorbene zur Nekropole gebracht, gefolgt vom
Kanopenschrein, Kultgeräten, Grabausstattung und Grabbeigaben. |
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Angehörige, Priester und
Klageweiber folgten dem Zug bis zum Grab, wo die Mumie dem Mundöffnungsritual
unterzogen wurde. Dabei wurde der Mumie durch einen Priester eine Art Wiederbelebung zuteil. |
Reinigungsriten,
das Verbrennen von Weihrauch und das Auftragen von Salböl auf das Gesicht
und verschiedene Teile das Körpers in bis zu 75 einzelnen Handlungen
zeigen deutlich, wie sehr man davon überzeugt war, dass der Verstorbene
dadurch alle seine körperlichen und geistigen Funktionen wiedererlangen würde.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bestattungsriten dem einzelnen
Verstorbenen zu einem möglichst sicheren neuen Leben im Jenseits
verhelfen sollten. Die Vorstellung, dass erst nach dem Tode das
eigentliche Leben beginnt und dass es alle Anstrengung wert ist, es zu
erlangen, gab dem Totenkult der Ägypter einen so hohen Stellenwert im
irdischen Leben wie bei keinem anderen Volk der antiken Hochkulturen. Für
die Lebenden bedeutete dieser Glaube eine Reihe teuerster
Vorsorgemassnahmen und Pflichtausübungen.
[5, S. 479]
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