Sandy & Tom

auf grosser Reise


 

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Alte Reisebericht:

12. 4.-2. 5. 01 Gstaad/CH - Graz/A ] 2 .5.-5. 5. 01 Graz/A - Istanbul/TR ] 6. 5.-18. 5. 01 Istanbul/TR-Syrische Grenze ] 18. 5.-20. 5. 01 Syrische Grenze-Damascus/SYR ] 21. 5.-4. 6. 01 Damascus/SYR-Niemandsland ] 5. 6.-16. 6. 01 Niemandsland - Mersin/TR ] 16. 6.-27. 6. 01 Mersin/TR-Dogubayazit/TR ] 27. 6.-28. 7. 01 Dogubayazit/TR- Bam/IR ] 28. 7.-10. 9. 01 Grenze Pakistan - Islamabad/PK ] 10. 9.-10. 10. 01 Islamabad/PK- Kathmandu/NP ] 10. 10.-10. 11. 01 Nepal ] 10. 11.-10. 12. 01 Nepal - Agra/IND ] 10. 12.-10. 01. 02 Agra/IND- Goa/IND ] 10. 01.-15. 02. 02 Sued Indien ] 15. 02.-15. 03.02 Chennai/IND- Perth/AUS ] 15. 03.-20. 04. 02 Perth und SW Australien ] 20. 04.-25. 05. 02 SW Australien - Hutt River Prov. ] 25. 05.-15. 07. 02 Denham/AUS - Darwin/AUS ] 15. 07.-10. 09. 02 Drawin/AUS - Auckland/NZ ] 15. 09.-22. 11.02 Neuseeland Teil 1 ] 22. 11.-13. 01. 03 Neuseeland Teil 2 ] 13. 01. -15. 03. 03 Melbourne und Tasmanien ] 15. 03.-14. 07. 03 Melbourne und Cape York ] 14. 07.-14. 08. 03 Australien - Chile ] 14. 08.-15. 09. 03 San Pedro de Atacama/CHL - La Paz/BOL ] [ 15. 09.-15. 10. 03 La Paz/BOL - Salta/ARG ] 15. 10.-20. 11.03 Salta/ARG- Itajai/BRS ] 21. 11.-22. 12. 03 Itajai/BRS - Ushuaia/ARG ] 23.12.03 -20.03.04 Ushuaia/ARG - Bariloche/ARG ]

 

 

La Paz/Bolivien - Salta/Argentinien

15. September  - 15. Oktober 2003

Nach fast 10 Tagen in La Paz wurde es für uns langsam Zeit weiter zu ziehen. Aber oha, die Demonstrationen die vor ein paar Tagen als harmlose Umzüge der Indios in der Innenstadt begonnen hatten spitzten sich immer mehr zu. Auf einmal kam die Meldung, dass die einzige Zufahrtsstrasse in die Stadt von wütenden Demonstranten blockiert wurde. Wir warteten einen Tag und konnten uns am nächsten blockadefreien Morgen aus der Stadt verziehen. Gerade noch rechtzeitig, wie wir später feststellten. Manche Touristen waren bis zu 2 Wochen in La Paz gefangen und mussten sogar mit dem Helikopter raus geflogen werden.

Als wir La Paz über die Zufahrtsstadt El Alto verliessen, lag eine ruhige, aber explosive Stimmung in der Luft. Viele Steine säumten den Strassenrand und in Lastwagenkonvois wurden Soldaten herbeigefahren. In den kommenden Wochen sollte das der Schauplatz erbitterter Strassenschlachten, Blockaden, verletzter und sogar toter Menschen werden. Aber um was ging es eigentlich? Natürlich wieder mal um Geld. Das arme Bolivien verfügt über viele Bodenschätze. Unter anderem über ein riesiges Gasvorkommen. Die Amis sind nun stark daran interessiert und wollten es zu einem Dumpingpreis erwerben. Aber wie bringt man Gas nach Amerika ohne Meerzugang? Die bolivianische Regierung verhandelte kurzerhand mit den Chilenen, die wohlgemerkt den Bolivianern im Pazifikkrieg von 1879 ihren einzigen Meerzugang "gestohlen" haben. Man einigt sich auf eine Pipeline durch Chile bis ans Meer, woran sich Chile eine goldige Nase verdient hätte. Aber um das ganze kurz zu halten, Bolivien hätte schlussendlich zwischen 14 - 18% des Gasgewinnes für sich gehabt. Und wie viel davon ins Wohl der Bevölkerung fliest, kann man sich ja etwa vorstellen. Und da die Bevölkerung über solche Geschäfte nicht abstimmen kann, bleiben ihnen nur Demonstrationen und Blockaden um ihren Unwillen auszudrücken.

Etwas ausserhalb von Cotchabamba besuchten wir dann den Saanenländer Stefan Gurtner und seine Familie. Er lebt bereits seit 17 Jahren in Bolivien und führt da ein Kinderheim. Bei ihnen verbrachten wir ein Wochenende. Gisela kochte uns eine feine Spezialität aus La Paz und Stefan erzählte uns viel über die bewegte Geschichte Boliviens. Aber auch ein Besuch des Kinderheimes fehlte nicht, was sehr interessant war.

Durch die drohenden Ausweitungen der Demonstrationen überlegten wir uns hin und her, ob wir unser Bolivienprogramm fortsetzen sollten oder ob es sicherer wäre das Land zu verlassen. Wir beschlossen abzuwarten und vorsichtig zu sein. So besuchten wir die Inkallajtaruinen (eine Inkasiedlung mit der grössten bedeckten Markthalle des damaligen Reiches), in einem abgelegenen Tal. Und weiter auch die Ruinen unbekannter Herkunft bei Samaipata auf einem Felshügel (UNESCO Denkmalschutz), bevor wir unsere ursprüngliche Route nach Sucre wieder aufnahmen. Die Gebäude des Zentrums von Sucre (UNESCO Denkmalschutz) sind alle weiss getüncht und geben einen schönen Anblick.

Am Samstagabend fuhren wir in das 60 km entfernte Tarabuco, einem Dorf das bekannt ist für seinen bunten Sonntagsmarkt. Wir übernachteten in der Nähe des Hauptplatzes und kaum wurde es hell am nächsten Morgen erwachte das Dorf zum Leben. Schnell mussten wir den Land Rover umparkieren, denn unser Parkplatz wurde zum Mais verkaufen gebraucht. Wir setzten uns in ein Strassenbeizchen, schlürften Cocatee und schauten dem Treiben auf der Strasse zu. Immer mehr Indios strömten aus allen Himmelsrichtungen herbei um Sachen zu kaufen oder verkaufen. Viele trugen ihre traditionelle Bekleidung. Die Männer in bunten Ponchos, weisse Hosen und manche mit schwarzem Lederhelm, den sie mal bei den spanischen Eroberern abgeguckt hatten. Die Frauen natürlich mit ihren schrillfarbigen Tragtüchern in denen Einkäufe wie auch Kinder transportiert werden. Auch wir mischten uns unter das bunte Treiben und tätigten unsere Einkäufe. Als dann stunden später Busladungen voller "Gringos" hergekarrt wurden und sich unser Status als die einzigen Touristen trübte, sagten wir Lebewohl und fuhren der nächsten "Attraktion" entgegen.

Potosí, die Silberstadt. Auf 4000m gelegen, gilt sie als die höchstgelegenste Stadt der Welt. Entstanden ist sie am Fuss des reichsten Berges (Cerro Rico). Seit genau 458 Jahren wird Silber aus den Tiefen des Berges geholt. Zuerst von den Spaniern, besser gesagt von den versklavten Indios für die Spanier, und nun von den Bolivianer, die meist in Kooperativen arbeiten. Mit einem früheren Minenarbeiter unternahmen wir eine Exkursion in das Innere des Berges. Als erstes wurden wir mit Überkleidung, Helm und Lampe ausgestattet. Danach gings zu einem Laden um ein paar Mitbringsel für die Arbeiter zu kaufen. Von Dynamit über Werkzeug und Cocablätter aus riesigen Säcken gab es alles zu kaufen was so ein Minerherz begehrt. Wir entschieden uns für die beliebten Cocablätter und Getränke. Auf gings in den Stollen. Am Eingang erinnerte eingetrocknetes Lamablut an die kürzliche Opfergabe an Pachamama, die Mutter Erde. Der Besitzer des Silbers ist jedoch El Tio, (der Onkel) eine hässliche, rote Teufelsstatue. Er grinst einem aus einem Seitenstollen entgegen. Ihm opfern die Arbeiter Zigaretten, Alkohol und Cocablätter, um ihn wohlzustimmen. Gute 2 Stunden glitschten, kletterten und rutschten wir in dem Gängelabyrinth umher. Ereichten neue Schächte und begegneten immer wieder mal einem Arbeiter. Manche nur ausgerüstet mit Meisel und Hammer andere wiederum moderner mit Drucklufthammer. Und immer wieder die Frage, wie ist die Luft? Wir ereichten einen Stollen wo ein Miner gerade damit beschäftigt war, die letzten Dynamitstangen in Bohrlöcher zu versenken. Keine 10min später und 50m von uns weg, ging das Dynamit hoch. Alles bebte und die Druckwellen konnte man gut spüren. Unheimlich! Denn manche Gänge datieren noch von den Spaniern her, und dass Schächte zusammenfallen ist nicht gerade eine Seltenheit. Aber wir erreichten wohlbehalten wieder den Ausgang und blinzelten etwas erleichtert in das grelle Sonnenlicht. Aber auch Potosí (UNESCO Denkmalschutz) selber galt zur Zeit der Spanier als eine der reichsten Städte. Unzählige pompöse Kirchen und Gebäude zeugen von dieser Zeit. Heute sind sie jedoch wegen Geldmangels dem Zerfall überlassen.

Weiter ging es zum Salar de Uyuni auf 3600m (trockener Salzsee). Riesengross und schneeweiss erstreckte sich die Salar vor uns. Ganz im Kontrast zu dem Blau des Himmels und der gleissend hellen Sonne. Nach fast 70 km Fahren auf diesem hartgepackten Salz, tauchte die  "Insel" Incahuasi am Horizont auf. Ein mit bis zu 3m grossen Kakteen bespickter Hügel, der 50m mitten aus dem Salzsee ragte. Zwei wunderschöne Sonnenuntergänge erlebten wir auf dem Salar bevor es weiter südlich in die höheren Andenregionen ging. Am Abend ereichten wir eine hübsche kleine Lagune mit Flamingos auf 4700m. Starker Wind und die merklich kühleren Temperaturen machten uns etwas zu schaffen. Es folgte wieder mal eine bitter kalte Nacht bei -10°C, was sich auch für die 5 folgenden Nächte nicht änderte. Am nächsten Morgen war alles Stein und Bein gefroren. Tom wollte den Land Rover vorsichtig starten und wurde vor schreck ganz bleich. Die Kupplung! Wir haben keine Kupplung mehr! So eine Bescherung. Und das nächste grössere Dorf ist 450km entfernt. Irgendwie ist eine Dichtung kaputt gegangen und die Bremsflüssigkeit ist ausgelaufen. Wir hatten ein wenig Reserveflüssigkeit mit, jedoch nicht genug um die kaputte Dichtung zu wechseln. So fing für Tom eine etwas schwierige Zeit an. Geländefahren ohne Kupplung! Obwohl Tom das Schalten recht gut im Griff hatte, ächzte und kroste das Getriebe ab und zu. Die Gegend die wir durchfuhren war jedoch unglaublich schön. Absolut karg und unwirklich auf ca. 4500m gelegen, lies Mutter Natur ihre ganze Farbpalette von beige über rot, weiss, gelb und violett walten um die kahlen Berge anzumalen. Wir ereichten die Laguna Colorado die durch Bakterien blutrot gefärbt wird. Ein etwas schauerlicher Anblick. Die tausenden von Flamingos liessen sich jedoch von der ungewöhnlichen Farbe nicht irritieren und schnatterten zufrieden vor sich hin beim durchkämmen des Wassers nach Nahrung.

Ein weiterer Höhepunkt war die Laguna Verde , die wie der Name schon sagt grün war. Schlammblubberbäder, Gysiere und ohrenbetäubende Dampflöcher . Aber trotz der Schönheit der Natur, den riesigen Lamaherten und den kleinen einfachen Dörfchen denen wir begegneten, waren wir froh, als wir Tupiza ereichten. Tom konnte endlich Bremsflüssigkeit kaufen und die leckende Dichtung auf dem Hotelparkplatz wechseln. Auch herrschten in dem "nur" noch 2800m gelegenen Dorf richtig sommerliche Temperaturen. Als wir 2 Tage später zur Bolivianisch/Argentinischen Grenze aufbrachen, kauften wir uns noch 4 Tamales bei einer Frau am Strassenrand. Die aus Maisgries geformten Knödel haben eine Füllung aus getrocknetem Lamafleisch, sind in Maisblätter eingepackt und in Wasser gekocht. Viel Arbeit! Bezahlt haben wir für die 4 Tamales 2 Bolis und sie haben super geschmeckt. Deshalb sah ich nicht ein, wieso wir dem Polizisten am Ausgang des Dorfes 5 Bolis hätten zahlen sollen um die Barriere zu heben, was eh sein Job ist. Tom gab ihm schlussendlich den Rest unserer Münzen und fuhr auf die andere Seite. Mittlerweilen war ich jedoch ausgerüstet mit Notizblock ins Polizeihäuschen gestürmt und verlangte ganz bestimmt nach seinem Namen. Den bekam ich jedoch auch nach dem 3x Fragen nicht, dafür drückte mir der Polizist entnervt das Geld wieder in die Hand. Innerlich triumphierend kehrte ich zum Land Rover zurück. Das Geld schenkte ich später einer alten Bettlerin am Wegesrand! Der Grenzübertritt erfolgte ohne Probleme. Von nun an ging es nur noch abwärts, die Strasse wohlgemerkt. Die Temperaturen wurden angenehmer, die Berge immer wie Höher. Wald! kehrte zurück und schon bald ereichten wir den Camping von Salta.

Bolivien hat uns sehr gut gefallen, mit seinen wunderschönen Landschaften und liebenswerten, zurückhaltenden Menschen. Wir haben Lamafleisch probiert (1/2kg Filet für 1.30 Fr.) und natürlich die Cocablätter, die an fast jeder Strassenecke verkauft werden. Die Pflanze wird schon seit hunderten von Jahren von Indios in wärmeren Regionen angepflanzt. Dass durch chemische Behandlungen das berüchtigte Kokain extrahiert werden kann, wurde erst von einem Deutschen Chemiker 1862 entdeckt. Die Blätter selber werden in Bolivien entweder gekaut oder als Tee getrunken. Sie enthalten viele Mineralien und Vitamine und wirken anregend, hungerstillend und gegen die Höhenkrankheit. Als Tee getrunken oder auch gekaut, erinnert nichts an eine etwelche Droge, sondern mehr an ein ganz normales Kräuterpflänzchen, das jeder von uns schon mal getrunken hat. Laut Reiseführer wird nämlich in Amerika das Kokain aus den Blättern für medizinische Zwecke extrahiert und der Rest ist Bestandteil von Coca Cola!