Sandy & Tom

auf grosser Reise


 

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Ushuaia/Argentinien - Bariloche/Argentinien

23. Dezember 2003 - 20. März 2004

Auf die Weihnachtsfeier in Ushuaia hatten wir uns schon lange gefreut. Schon bald begegneten wir auch den ersten bekannten Gesichtern. Lizi und Ruedi, Yvonne und Thomas, Bernd und Bärbel, waren bereits schon da als wir im Club Andino Camping eintrafen. Zu all den bekannten reihten sich jedoch noch viel mehr unbekannte Gesichter. Das was wir da sahen, übertraf glatt unsere Vorstellungen. 36 Europäische Fahrzeuge zählten wir. Vom Hymerwohnmobil über Zweistöckige Lastwagenaus­bauten und Expeditionsfahrzeuge war alles vertreten.

Dass bei so vielen Leuten kaum ein beschauliches Weihnachten gefeiert werden kann, war glaub ich klar. 4 Lämmer wurden am 24. Dezember auf dem Grill nach argentinischer Asadoart für 3,5h langsam geschmort. Um 22 Uhr startete bei ausgelassener Stimmung das grosse Essen. Später gabs Disco und wir tanzten bis 4 Uhr früh.

Folge: am Morgen des 25. Dez. herrschte eine richtige Katerstimmung auf dem ganzen Camping. Nach 3 Tagen Party hatten wir jedoch genug und wir verzogen uns auf den etwas ruhigeren Camping im Tierra del Fuego Nationalpark, wo weitere Fahrzeuge standen.

Das Neue Jahr verbrachten wir dann bereits nicht mehr in Ushuaia. Sonder grillten ganz für uns alleine in einem kleinen Wäldchen, das mit seinem satten grünen Gras, den knorrigen Bäumchen und den langen Flechten die von den Ästen hingen, an einen richtigen Märchenwald erinnerte. Unser nächstes Ziel war der Lago Blanco auf der chilenischen Seite von Tierra del Fuego. Obwohl es strickte verboten ist, schmuggelten wir etwas Gemüse und Früchte über die Grenze nach Chile, denn beim Lago Blanco gibt es im Umkreis von 200 km keine Möglichkeit etwas einzukaufen! Von Lizi und Ruedi haben wir den Tipp bekommen, dass es im Lago Blanco besonders gut zum Fischen sei. Bei unserer Ankunft am See empfang uns das Wetter mit Regen und Sturm. Doch schon am nächsten Tag waren die Verhältnisse gut und Tom versuchte sein Fischerglück. Er warf den Blinker aus, zog ein und rief:" Da hängt was dran!" Und tatsächlich eine wunderschöne, 53 cm lange Trucha Marron (Braune Forelle) zappelte an der Angel.  6 Tag blieben wir am Lago Blanco. Einige hübsche Forellen hat uns der See spendiert. Am Lagerfeuer in Alufolie gegart, ergaben sie jeweils superfeine Abendessen. Immer wieder kamen in dieser Zeit Reisende für ein paar Tage vorbei und so hatten wir einige sehr lustige Lagerfeuerrunden.

Zusammen mit Yvonne und Thomas zogen wir dann weiter zum Lago Deseado. Eine gute Schotterstrasse führte zum See und wie wir feststellten, auch noch weiter. Aber bereits nach 2km endete sie in einem Strassenbau-Militärcamp. Der Chef-Ingenieur erklärte uns, dass wir nicht weiter fahren können, da sie grosse Sprengungen vornahmen. Auf die Frage, ob sie eventuell einen Laden hätten, da unsere Lebensmittelvorräte beängstigend schrumpften, war die Antwort: „Nein, aber was wir den bräuchten?“ Vielleicht etwas Brot, fragten wir bescheiden. Ah, kein Problem. Er gab ein paar Anweisungen und lud uns in einen der Container zum Kaffe ein. Da erzählte er uns von dem ehrgeizigen Projekt der chilenischen Regierung. In 10 Jahren sollte diese Strasse fertig gebaut sein und bis runter an den Beagle Kanal führen. Von da soll eine Fähre die Verbindung zur Isla Navarino herstellen. Vielleicht wird dann in 20 Jahren die Südlichste Stadt der Welt nicht mehr Ushuaia heissen, sondern Puerto Williams! Auf einmal tauchte ein Soldat auf mit einer Plastiktüte. 17 Brötchen befanden sich darin, alle schon belegt mit Schinken! Der Chef übergab uns die Brötchen und sagte, wenn wir noch mehr bräuchten sollen wir nur wieder vorbei kommen. Und mit den zwei Forellen die Thomas an dem Abend noch herauszog und etwas Reis hatten wir doch wieder ein feines Nachtessen.

Wir verliessen Tierra del Fuego wieder über die Magellanstrasse und steuerten den Torres del Paine Nationalpark an. Hier wollten wir ein 8-tägiges Trekking rund um das Torre-Massiv unternehmen. In Punta Arenas hatten wir unsere Vorräte wieder aufgestockt und in Puerto Natales trafen wir unsere letzten Vorbereitungen für das Trekking. Irgendwo hatte ich jedoch einen Schnupfen eingefangen und lag erst mal 3 Tage flach. Dann aber, zwar immer noch ein wenig angeschlagen und mit laufender Nase, ging es voll gepackt mit Zelt und Essen los. Der Land Rover konnten wir bei einer Hosteria im Park zurücklassen. Angenehmerweise gleich am Start und Ziel des Trekkings. 18 kg wog mein Rucksack zu Beginn und Tom's 20 kg. Und mit je 7h wandern an den 2 ersten Tagen merkten wir, dass sich unsere Kondition durch das viele Herumfahren im Land Rover irgendwo verabschiedet hatte. Wir erlebten wunderschöne Tage. Von der Landschaft wie auch vom Wetter her. Nur ein Nachmittag war richtig verregnet. Und das Beste sparten wir bis zum Schluss. So standen wir am Morgen des 8. Tages an dem kleinen Seelein, das umrahmt wird von den mächtigen und berühmten Türmen des Torre Massivs. Auf dem Weg zum Ausgang des Parkes durchfuhren wir eine etwas windgeschützte Talebene, wo sich gut 200 Guanakos versammelt hatten um zu grasen. Die hellbraune, wilde Lamaart mit ihrem weissen Bauch und dem schwarz geschminkten Kopf ist uns in Patagonien schon viel begegnet, aber noch nie in so grosser Anzahl. Vorsichtig konnten wir uns bis auf wenige Meter an die Herde heranpirschen und es ergaben sich einige schöne Fotos.

Unser nächstes Ziel war der Porito Moreno Gletscher in El Calafate/Argentinien. Zuerst unternahmen wir jedoch in El Calafate eine ganztägige Bootstour. Zwar sehr touristisch, aber sie brachte uns in ein nur schwer zugänglichen Teil des patagonischen Südgletschers. Besonders die vom Upsala Gletscher her stammenden, riesigen Eisberge waren beeindruckend und ist wohl das nächst beste Ding zu einer Antarktis-Cruise. Aber auch die 120m hohe Eiswand des Spegazzini-Gletschers, der direkt in den See kalbt war eindrücklich.

Noch am selben Abend fuhren wir wohl zum bekanntesten Gletscher Südamerikas, dem Porito Moreno Gletscher. Mit einer Länge von 30 km, einer Breite von 4 km und einer Höhe von 60 m ist er sehr imposant. Er ist auch der einzige Gletscher der noch wächst. Angeblich mit 2 m pro Tag und hat es erstmals seit 1988 wieder geschafft die zwei Seen die links und rechts von ihm weggehen zu stauen. Bis auf 200m kann man sich an die Eismassen annähern. Hier trafen wir auch wieder auf Yvonne und Thomas. Thomas natürlich knipsbereit hinter seiner Kamera. Er war überzeugt, dass in nächster Zeit eine ganze Wand abbrechen sollte, und dieses Spektakel wollte er auf Film bringen. Auch wir liessen uns von seiner Euphorie anstecken, und sassen an nächsten Morgen mit unserer Kamera auf der Lauer. 2 Tage lang. Es war spannender als jeder Krimi. Man getraute sich kaum mehr aufs Klo oder am Abend ins Bett zu gehen in der Angst, DEN Abbruch zu verpassen. Zwar wurden wir für unsere Warterei nicht mit DEM Abbruch belohnt, aber einige imposante Kleinere waren schon dabei. Jedenfalls haben wir einen ganzen Kodak-Film dem Gletscher gewidmet.

Wieder eine Tagesreise durch die Pampa und wir erreichten ein weiteres Wahrzeichen Südamerikas. Den Fitz Roy und den Cerro Torre. Zwar sind die zwei Gipfel nur 3400m, resp. 3100m hoch, jedoch lassen die Zwei mit ihren markanten Formen jedes Bergsteigerherz höher schlagen. Dabei gilt besonders der Cerro Torre als ein extrem schwer zu besteigender Berg, denn die Witterungsverhältnisse sind normalerweise extrem. Nur in diesem Jahr erlebte Patagonien einen jahrhundert Sommer. Der berühmt berüchtigte patagonischen Wind blieb meist aus und die Sonne strahlte am stahlblauen Himmel. Nicht Faserpelz sondern Shorts und T-Shirts waren angesagt. Jeden Tag erwarteten wir, dass das Wetter hier wieder sein wahres Gesicht zeigte. Aber ein Tag war schöne als der andere.

Wir unternahmen auch hier ein 3-tägiges Trekking um uns den Cerro Torre und den Fitz Roy etwas aus der Nähe anzuschauen. Dabei trafen wir auf drei junge Deutsche, die an ihrer grossen ALDI-Tüte schon von weitem zu erkennen waren. Sie erzählten uns, dass zwei von ihnen soeben den Fitz Roy bestiegen hätten. Die Bedingungen waren so super, dass sie in 28h durchgeklettert seien und 1,5h im T-Shirt auf dem Gipfel sassen. Nun wollten sie den Cerro Torre auch noch gleich mitnehmen. Hut ab und viel Glück!

Und wieder führte uns die Strecke raus in die Pampa auf die Routa 40. Auf den 300 km bis zum Perito Moreno Nationalpark begegneten wir in dieser braunen Fläche einer verlassenscheinden YPF-Tankstelle, 3 noch verlassener scheinenden Häusern, 5 Autos und etwa gleich vielen Gürteltieren, die einem frech vor dem Auto über die Strasse wetzen. Im Nationalpark  begegneten wir Ute und Oli wieder. Die Zwei trafen wir das erste Mal am Lago Blanco und hatten seither schon manche Campingnächte zusammen verbracht. Ihre Reise mit ihrem weissen Toyota brachte sie quer durch Kanada nach Alaska. Und das nicht etwa im angenehmen Sommer, sondern im Herbst, wo die Temperaturen bereits -15°C und tiefer waren, und das Land unter einer Schneedecke lag. Von da folgten sie dann mehr oder weniger der Panamericana bis runter nach Ushuaia. Aber auch Wolf und Ilona, die zwei Weltenbummler, die schon seit 7 Jahren mit ihrem LKW auf dem Kontinent Amerika herumtingeln, lernten wir hier besser kennen. Und wie wir feststellten, haben wir sogar gemeinsame Reisebekannte, von der Zeit als wir noch in den USA waren.

Zusammen mit Ute und Oli unternahmen wir eine schöne Wanderung. Schon am Tage vorher als wir den Aussichtsberg Cerro Leon bestiegen sahen wir die vielen Seen, jeder mit einem anderen Türkis-Blau. Der See, den die von uns erwanderte Halbinsel umgibt, hat sogar zwei verschiedene blau! Schon fast wieder zurück bei den Autos entdeckten wir im feinen Sand ganz deutliche Pfotenabdrücke eines Pumas! Sie sehen aus wie die von einem Büsi, halt nur etwa 10x grösser!

Auf dem Weg nach Chile über den Passo Roballos zeigte uns der patagonische Wind für einmal sein wahres Gesicht. Es stürmte so heftig, dass man kaum draussen stehen konnte. Nicht einmal das Zollhaus des Argentinischen Grenzüberganges bot genug Windschatten. Es half alles nichts, wir mussten eine Nacht auf unserer Notliege im Fahrzeug verbringen. Die besorgten Zöllner boten uns an ihre Küche zu benützen, was das Spaghettikochen doch immens erleichterte.

In Chile trafen wir auf die bekannte Carretera Austral. Damals plante Diktator Pinochet eine Strasse, die der fast unbewohnte südliche Teil des Landes mit dem Norden verbinden sollte. Ein ehrgeiziges Unternehmen an dem auch heute noch fleissig gebaut wird. Die anfänglich sehr rohe Piste wurde in den letzten 20 Jahren immer mehr verfeinert. Mittlerweilen ist es eine gute Schotterstrasse, die in ein paar Jahren zum grössten Teil geteert sein wird. So wurde Tortel erst vor ein paar Monaten mit der Strasse erschlossen. Vorher konnte man das unter UNESCO- Schutz stehende Fischerdörfchen nur per Boot erreichen. Das Dörfchen liegt idyllisch in einer Fjordbucht. Jedes Haus, ob es jetzt auf Stelzen im Wasser steht oder am steilen Hang klebt, ist mit einem Holzsteg verbunden. Also keine Strassen, nur Holzstege, was dem Ganzen ein besonderes Flair gibt. Hier trafen wir wieder auf Ute und Oli. Diesmal jedoch trennten sich unsere Wege nicht wie schon so oft nach 1-2 Tagen. Nein, diesmal beschlossen wir gemeinsam runter an den Anfang der Carratera zu fahren. Einen Tag später holten uns auch Fränzi und Erich ein, das Schweizer Pärchen mit dem leuchtend gelben Toyota. Die Zwei sahen wir das erste Mal in Ushuaia, und lernten sie im Torres del Paine Nationalpark etwas näher kennen. So fuhren wir zu dritt runter bis nach Villa O'Higgins.

Wir trafen an einem Sonntag in dem verschlafenen Nest ein und wie wir erfuhren fand soeben ein Rodeo statt. Das ganze Dorf war im und um den Media Luna (halb­kreisförmiger Korral) versammelt. 10 verwegene Huasos (chilenische Cowboys) zeigten ihr Können auf den Pferden. Immer zwei Reiter bilden ein Team und versuchen in der Arena ein Stier auf einen gepolsterten Abschnitt der Wandbegrenzung zuzujagen. Dort angekommen, muss das Tier in direktem Körperkontakt von Pferd und Stier angehalten werden. Punkte gibt es nur, wenn der Stier bei der Polsterung zum Stehen kommt. Die Vorführung stellt alle Spielarten der Reitkunst zur Schau. Die Pferde verfolgen den Stier in vollem Galopp in der Arena. Das ganze wird von den Zuschauern angefeuert, dokumentiert und es herrschte eine ausgelassene Stimmung.

Wieder zurück in Cochrane fanden wir im winzigen Supermercado des Dorfes guten Käse und wir beschlossen ein Fondue zu versuchen. Trockenen chilenischen Weisswein fanden wir auch, nur mit dem Kirsch haperte es. Wir fuhren zum tief­blauen Lago Cochrane und starteten mit unserem Fondue. Und siehe da, schon bald blubberte der Käse in der Pfanne. Wir sassen alle rund um den Gaskocher in unseren Campingstühlen, rührten das Brot im Topf und im nu war alles weg. Hmmmm, lecker war’s.

Zwei Tage später hiess es Abschied nehmen von Ute und Oli. Sie hatten ihre Schiffsheimreise mit der Grimaldi einen Monat vor uns gebucht und kamen doch langsam in Zeitnot um Buenos Aires rechtzeitig zu erreichen. Schön war’s mit ihnen. Wir werden sie vermissen.

Wir Zurückgebliebenen fuhren auf der Carretera Austral langsam nördlich und versuchten immer mal wieder unser Fischerglück an den vielen fischreichen Flüssen oder Seen. Leider blieb der Erfolg meist aus und Fränzi und ich mussten immer wieder auf Menu B (fischlose Küche) umsteigen. Einmal fuhren wir dann über eine Brücke die sich über ein kleines Flüsschen spannte. Tom schaute runter und meinte, hier wolle er kurz den Angel auswerfen. Ich war etwas skeptisch und strich schon mal 2 Sandwichs im Land Rover. Keine 10min später stand ein fassungsloser Tom vor der Türe. Ich schob die Türe einen Spalt weit auf und starrte auf eine riesige Forelle. 84 cm und 6 kg brachte das Ding auf die Waage. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Natürlich schossen wir unzählige Trophäenfotos und Tom kam kaum aus dem Strahlen heraus. Ein Fisch an Land zu ziehen ist das eine, das andere ist dann den Fisch zu präparieren. Nach dem Ausnehmen schnitt Tom Filets und ich zog die Haut davon ab. Weiter schnipselte ich alle Fleischreste vom Skelett, man will ja nicht verschwenderisch sein. Ein drittel der Filets räuchte Tom im Brottopf nach australischer Technik. Was super lecker war. Zum Glück waren wir vier hungrige Mäuler. Denn der Fisch ergab 3 volle Mahlzeiten.

Mittlerweilen hatten wir einen der nässesten Abschnitte der Carretera erreicht. Und das Wetter zeigte sich etwas regnerisch wechselhaft. Trotzdem unternahmen wir im Nationalpark Queulat eine schöne Wanderung durch satten Regenwald, zum Ventisquero Colgante (hängenden Gletscher). Zwei Tage später schien die Sonne bereits wieder und wir machten uns auf zum Pumalin Nationalpark am Ende der Carretera Austral. Der Amerikaner Doug Thompkin, der Gründer der Kleidermarken "The North Face" und "Esprit" kaufte sich 1991 eine 9'000ha grosse verlassene Farm. Später kamen weitere Ländereien dazu und im 2002 erreichte sein Besitz 320'000ha. Damit gründete er seinen eigenen Nationalpark Pumalin. Die Wälder sind hier fast gänzlich vor den Holzfällern verschont geblieben und bilden somit eine unglaubliche Fülle an Fauna und Flora. Sogar die seltene Alerce, ein Nadelbaum der nur 1mm pro Jahr wächst und bis 3'500 Jahre alt werden kann und deren Hartholz besonders beliebt ist, wächst hier ganz nahe der Strasse. Ein kurzer Wanderweg führt durch die schönsten Bestände dieser Baumriesen.

Eine andere etwas anstrengendere Wanderung führt zu der Laguna Tronador hoch. Ganz verschwitzt erreichten wir die tiefblaue Lagune, die lieblich in ein Kessel eingebettet und von üppigem grün des Regenwaldes umgeben ist. Natürlich konnten wir diesem kühlen Nass nicht widerstehen und nahmen gleich im Adam und Eva Kostüm ein erfrischendes Bad.

Ganz anders war es dann ein paar Tage später im Los Alerces Nationalpark auf der Argentinischen Seite. Obwohl der Name Los Alerces ist, bekamen wir da alles andere als Alercen zu sehen. Um den kleinen Restbestand im Park zu sehen, müsste man eine teure Bootstour quer über den See machen, und auch da soll die älteste "nur" 2000 Jahre alt sein. Dafür kann sich der Park einer riesigen Auswahl an Wanderwegen rühmen. Eine besonders schöne Wanderung machten wir auf den Aussichtsberg Cerro Alto el Petiso. Der erste Teil des Aufstieges führte durch dichten Bambus. Dann folgte ein Stück im Bachbett und einen Grat, wo wir im Staub wieder Pumaspuren sahen. Aber nicht nur Spuren, sondern auch Pumaverdauungsabfall. Nur das Büsi selber wollte sich uns nicht zeigen. Fränzi und Richi kehrten an dieser Stelle dann um (nicht wegen dem Puma, sondern weil sie müde waren). Tom und ich kletterten das letzte Stück noch hoch bis zum Gipfel. Mit einer grandiosen Aussicht wurden wir dafür belohnt. Als wir später müde bei den Autos eintrafen waren Fränzi und Richi bereits geputzt und gestriegelt. So schnell wie möglich suchten wir uns ein schönes Campingplätzli am See. Und als Tom und ich auch wieder zu den gut duftenden gehörten, hatte Fränzi bereits ein feines Gemüsecurry für uns alle gekocht.

In El Bolson trafen wir just auf den Samstagsmarkt ein. Viele Europäer und Leute die einen alternativen Lebensstiel suchten hatten sich in dieser Gegend angesiedelt. So konnte man auf dem Markt viele Kunst- und Handwerksachen kaufen. Aber auch Vollkornbrot, Gebäcke, Honig, Most, Biogemüse und Früchte und feiner Käse von einem Österreicher. Ich geriet wahrlich in einen Kaufrausch bei all den schönen Sachen und tiefen Preisen (1kg Bioerdbeeren für 2 Fr. / ein Körbchen Himbeeren für 75 Rp. usw.) Tom musste mich richtig Bremsen.

Zwei Tage später trafen wir in Bariloche ein, dem Gstaad von Argentinien. Aber davon will ich euch im nächsten und wohl auch letzten Reisebericht erzählen.

 

 Hier noch die Route (leider ohne Karte): Ushuai - Punta Arenas - Puerto Natales - Torres del Paine Nationalpark - El Calafate - El Chcalten - Ruta 40 bis Passo Roballo - Cochrane - Tortel - Villa o' Higgins - Coyhaique - Chaiten - Futalefue - Esquel - Los Alerces Nationalpark - El Bolson - Bariloche