Sandy & Tom auf grosser Reise
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Alte Reiseberichte:
Pakistan: Grenze Taftan - Islamabad Samstag 28. Juli - 10. September 2001
Pakistan 28. Juli – 10. September 2001 Nach 4 tagen zog es uns dann weiter nordwärts. Hinter Gilgit fuhren wir über eine Brücke und kamen somit in das bekannte Hunzatal. Hier war einiges anders. Erst mal stellten wir fest, dass es doch noch Frauen in Pakistan gibt, zweitens nahmen die Vollbärte sofort ab und winkende Kinder bevölkerten den Strassenrand. Die Atmosphäre hier gefiel uns. In einem kleinen Dörfchen campierten wir bei einem Hotel. Wieder waren wir erst ganz kurz da, als ein violletes VW-Büschen hielt und Helen und Karl (die Zwei vom Iran) ausstiegen. Was für eine kleine Welt! Natürlich hatten wir uns viel zu erzählen und bald beschlossen wir, dass wir zusammen bis zur Chinesischen Grenze hoch fahren wollten. Erst stand jedoch diese Hängebrückenwanderung auf dem Programm. Da führt eben so eine Brücke über einen Gletscherwasserfluss. Brücke kann man dem nicht gerade sagen. Es ist mehr eine Verbindung mit der anderen Uferseite. Da hängen ein paar Drahtseile und dazwischen sind in guten Abständen Holzlättchen eingeklemmt zum draufstehen. Der Adrenalinspiegel steigt da schon ein bisschen an, wenn man da rüber balangsiert. Tom hatte den Dreh schnell raus und stand den Einheimischen in der Geschwindigkeit beim Überqueren in nichts nach. Ich für meinen Teil wollte da schon auf der sicheren Seite sein. So vergewisserte ich mich bei jedem Schritt, dass ich mich auch gleichzeitig gut mit den Händen am Seil festhielt. Daraus resultierte, dass ich 5 Blattern an den Händen und ein paar Witze von Tom davontrug. Am nächsten Tag fuhren wir dann zum 4733m hohen Kunjarab Pass. Es soll die höchste Asphaltierte Strasse der Welt sein. Hier endete auch unsere Fahrt auf dem Karakoram Highway. Ohne sehr teures Visum für das Fahrzeug kommt man nicht über die Chinesische Grenze. Aber das war auch gar nicht unser Plan. Ein paar Photos vom Landi auf diesem hohen Pass und ein über die Grenze spienzeln reichte uns schon vollkommen. In Karimabad, das wohl touristischste Dörfchen im Hunzatal wartete dann viel Arbeit auf Tom und Karl. Schon auf dem Weg zum Pass hoch merkte Karl, dass sie sehr viel Öl aus dem Motorraum verlieren. Die Diagnose wurde von Tom schnell gestellt. Eine Dichtung der Kurbelwelle zum Schwungrad war defekt. Auf einem Parkplatz von einem Hotel campierten wir. Mit Blick auf ein paar 7000er Schneegipfel gings dann an die Arbeit. Tom und Karl nahmen den Motor auf dem Parkplatz aus dem VW, wechselten die Dichtung und mechanikten ihn zurück in den Motorraum. Das Ganze erfolgte unter vielen interessierten Augen pakistanischer Männern. Nach einem Tag Arbeit und viel improvisieren lief das Motörchen am Abend wieder wie geschmiert. Von hier aus starteten wir auch zu unserem 5-tägigem Trekking. Zusammen mit Helen, Karl und einem weiteren englischen Pärchen, die das Ganze eigentlich organisiert hatten. Da der Trek 4 Gletscherüberquerungen erforderte, fanden wir es ganz gut, wenn da auch ein Führer mitkommt und drei Träger die einem die schwersten Sachen wie Zelt und Schlafsack trugen. Wir fanden jedoch sehr schnell heraus, unter Schweizerleitung stand das Ganze definitiv nicht. Der Führer taugte gleich gar nichts. Bei der Überquerung der Gletscher musste er sich immer mit den einheimischen Trägern absprechen, da sie es waren die wussten wo’s lang geht. Aber lassen wir das. Der Trek selber war landschaftlich wunderschön. Zum Glück waren wir schon gut anklimatisiert. Denn unser zweites Camp war an einem See auf 4700 m. Am nächsten Tag stiegen wir zum 5000 m hohen Rush Peak hoch. Die Luft war schon sehr dünn. Und wir schnauften wie Hunde in der Sommerhitze. Auf dem Gipfel wurden wir dann mit einer tollen Aussicht belohnt. Das Wetter war an diesem Tag so gut, dass wir sogar den 300 km entfernten K2 sehen konnten. Zwar nur Fingerhutgross, aber immerhin. Auch hatten wir Blick auf etwa 20 7000er Berge. Zwei Tage später wollten wir kurz von Minapin aus zum 3500 m hohen Rakaposhi Basecamp hochwandern. Der Rakaposhi ist ein sehr schöner 7788 m hoher Berg, an diesem Tag hüllte er sich jedoch hartnäckig im Nebel. Die Wanderung wäre eigentlich 2 Tage gegangen. Ein Tag hoch, einer runter. Aber da das Wetter nicht so mitspielen wollte, machten wir einer daraus. 3 ½ h hoch, 3h runter. Begleitet wurden wir von Romi, einer 48 jährigen Schweizerin, die alleine in der Gegend Trekkings unternimmt. Und Hut ab, sie hielt bei unserem flotten Tempo gut mit. Trotz eingeschränkter Sicht, war es eine super schöne Wanderung. Ein paar Tage später in Gilgit trennten sich Helen, Karl’s und unser Weg wieder mal. (Aber treffen werden wir sie ganz sicher wieder irgendwo in Nepal oder Indien!) Wir wollten die Strasse über den Shandur Pass nach Chitral nehmen und die ist definitiv nicht geeignet für PW’s. Wir fuhren mal los, gespannt was auf uns zukam. Die ersten 23 km waren noch einigermassen geteert. Danach fing dann das Gerumpel an. So für die nächsten 250km konnten wir nur noch im 2 oder 3 Geländegang fahren. In einer Stunde kamen wir ziemlich genau10km. Bei diesem Tempo hatten wir jedenfalls genug Zeit die sehr schöne Berglandschaft zu betrachten. Die kleinen Bergdörfer durch die wir fuhren waren noch sehr einfach. Kein elektrischer Strom, kein Telefon und kein fliesendes Wasser in den simplen Steinhäuschen. Die EU hat in manchen Dörfchen mini Wasserkraftwerke gebaut die zwischen 30-50 kw Strom liefern. Gleich mal genug für ein paar Glühbirnen. Als wir jeweils durch diese Dörfchen fuhren kamen alle Kinder angerannt. Viele verlangten lauthals ein "pen" (Kugelschreiber) andere winkten nur oder verfolgten den Land Rover ein Stücken. Aber auch die Erwachsenen hielten inne, schauten und winkten. Ja gewunken wurde viel. Aus jedem Ecken und Winkel. Als wir dann den Shandur Pass, eigentlich mehr ein Hochplateau, auf 3700 m erreichten, wollten wir gemütlich an einem der zwei grossen Seen campieren. Die Gegend ist zwar sehr braun und trocken. Jedoch genau an diesem Abend musste ein heftiger Wind blasen der immer wieder riesige Staubwolken aufwirbelte. Und zum guten Schluss kam's sogar noch mit ein paar Tropfen Regen. So gab's halt ein Kartenspiel- Abend im Land Rover und nichts mit Aussicht geniessen auf See und Berge. Nach 3 Tagen erreichten wir endlich wieder eine Teerstrasse, die in solch gutem Zustand war, dass sie eine Fahrt von um die 50km/h zulies, was schon fast in einem Geschwindigkeitsrausch resultierte. In Chitral herrschten die Barttragende Männerwelt wieder vor. Dazu trugen sicher auch die sehr vielen Afghanis bei. Viele die geflüchtet sind und viele die regen Handel von und zu Afghanistan betreiben. Die Grenze ist sehr nahe! Wir kauften nur kurz ein und machten uns auf den Weg in eines der Kalash Täler. Hier lebt, zwischen den Moslems, der Überreste eines Volkes mit einem total anderen Glauben an Götter und Geister. Die Frauen tragen ganz bunte Kostüme und sind nicht wie ihre moslemischen Landsfrauen an Haus und Hof gebunden. In diesem Tal trafen wir auch wieder Gabrielle und Franziska. Die zwei Schweizerinnen die wir schon im Iran zweimal getroffen haben. Natürlich wussten wir alle viel zu berichten. Die Abende wurden da oft spät mit plaudern, Karten spielen und einmal auch Fondue essen. Ja, Tom und ich gingen hinter unsere eisernen Fonduereserven. Wir hatten einen richtig gemütlichen Schweizerabend. Wobei wir nach dem Fondue sicher für eine weitere Stunde alle möglichen Schweizer Spezialitäten wie Käse, Würste, Brot, Schoggi u.s.w. aufzählten nur um einander gluschtig zu machen. Einfach all das was wir vermissen. Über Peshawar, einer weiteren Stadt in der Nähe der Grenze zu Afghanistan, fuhren wir wieder nach Islamabad auf den Camping zurück. Hier glich es mehr wie auf einem Camping irgendwo in Europa. Zur Zeit als ich diese Zeilen getippt habe befanden sich folgende Leute hier: 4x ein Pärchen aus Deutschland mit eigenem Fahrzeug, 1 Spanier mit Auto, 3 Dänen und 1 Australier mit Fahrrad. Auch Christina und Pascal waren wieder hier (das Fondue hatten wir bereits zusammen!). Ach ja, dann hab ich noch fast den Franzosen mit dem Saurer-Lastwagen und abgelaufenem Schweizer Zollnummer vergessen. Aber ihm haben die 8 Jahre unterwegs gar nicht gut getan. Alles sieht heruntergekommen, chaotisch aus und das komischste ist seine Reisebegleitung. Ein Kamel, das auf der Ladefläche mitfährt. Aber mit den anderen haben wir’s echt gut und es werden viele Tipps und Geschichten ausgetauscht. So wissen wir wenigstens schon ein wenig was uns in ein paar Tagen in Indien erwarten wird. |