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Religionen in Geschichte und Gegenwart
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Das Judentum

ab 600 v. Chr.

Judentum, Religion des Volkes Israel sowie Bezeichnung der religiösen und ethnischen Gruppen, die zu diesem Volk gehören. Das Judentum, aus dem Christentum und Islam hervorgingen, ist die älteste noch existierende monotheistische Religion.

Biblisches und archäologisches Quellenmaterial liefern die frühesten Informationen zur Geschichte des Judentums (siehe Bibel; Juden). Zunächst war Israel nicht mono-, sondern henotheistisch, d. h., die Israeliten beteten selbst zwar nur einen Gott an, schlossen jedoch die Existenz weiterer Götter bei anderen Völkern nicht aus.

In der Zeit vor dem Babylonischen Exil bestand Israel zunächst als Verbund von Stämmen und später als Königreich. Die Befreiung von der ägyptischen Sklaverei sowie die Eroberung und Besiedlung Kanaans (des Landes Israel) wurden als Gründungsereignis gefeiert. Die Gläubigen huldigten Gott(häbr.:Jahwe), dem Gott der Patriarchen, der die Israeliten aus der Knechtschaft ins Gelobte Land geführt hatte. Der Kult orientierte sich an den geographischen und klimatischen Gegebenheiten und an den jahreszeitlich bedingten Tätigkeiten der Agrargesellschaft. Die Menschen glaubten, dass Gott(häbr.:Jahwe) den Regen und eine reiche Ernte sende und verstanden Hungersnöte und Seuchen als Strafen für das Sünden des Volkes Israel. Der Lebensunterhalt hing demnach von Gott ab, dem die Israeliten opferten, um ihre Dankbarkeit zu bekunden und ihn versöhnlich zu stimmen. Der Kult konzentrierte sich auf das königliche Heiligtum in Jerusalem, zu dem später die nördlichen Tempel in Bethel und Dan hinzukamen. In dieser Zeit traten die Propheten auf, die soziale Ungerechtigkeit sowie synkretistische Praktiken sowohl an den nördlichen (israelitischen) als auch den südlichen (judäischen) Heiligtümer kritisierten. Sie lehnten nicht den Opferkult an sich ab, sondern griffen das selbstgefällige Vertrauen auf seine Wirkung an, das die Moral der Eigenverantwortung untergrabe. Als fremde Eroberer zuerst das nördliche und dann das südliche Königreich zerstörten, schienen sich ihre Warnungen zu bewahrheiten.

Das Babylonische Exil der Judäer, das 586 v. Chr. begann, markiert einen Wendpunkt in der Religion der Israeliten. Die gesamte vorangegangene Geschichte Israels erfuhr im Licht der Ereignisse von 586 eine Neuinterpretation, die die Basis für den traditionellen biblischen Pentateuch, die prophetischen und die geschichtlichen Bücher, schuf. Die Propheten Ezechiel und Deuterojesaja vertraten die Auffassung, dass Gott(häbr.:Jahwe) die Israeliten mit dem Babylonischen Exil für ihre Sünden strafen wollte und sie aus der Gefangenschaft befreien werde, falls sie Reue zeigten. Zu dieser Zeit entstand der Monotheismus, der den Gott Israels zum Herrscher über die gesamte Weltgeschichte und das Schicksal aller Völker erklärte. Als Kyros der Grosse 539 v. Chr. Babylon einnahm und die Heimkehr der unterjochten Stämme sowie den Wiederaufbau örtlicher Tempel gestattete, schien sich die messianische Hoffnung der im Exil lebenden Israeliten auf ein erneuertes judäisches Königreich unter der Führung eines Nachkommen aus dem Hause König Davids zu erfüllen. Die Perser liessen jedoch die Wiedereinrichtung der Monarchie nicht zu, sondern erlaubten lediglich einen Tempelstaat mit dem Hohenpriester als Oberhaupt.

Der Begriff Judentum kam nach dem Babylonischen Exil als jüdische Selbstbezeichnung auf, nachdem sich bis zu diesem Zeitpunkt das Volk Israel selbst Israeliten genannt hatte. Im Althebräischen existierten die Begriffe „Judentum“ und „Religion“ nicht. Die Juden sprachen von der Thora, dem von Gott offenbarten Gesetz Israels. Dieses enthält sowohl Weisungen, die sich auf den jüdischen Glauben beziehen, als auch solche, die den Lebenswandel (Halacha) betreffen und Verhaltensregeln in bezug auf jüdische Gesetze, Moral und praktisches Verhalten bieten. In seiner ursprünglichen historischen Form (und in den orthodoxen Ausprägungen der heutigen Zeit) stellte das Judentum ein einheitliches Kultursystem dar, das die gesamte individuelle und kollektive Existenz umfasste. Alle wesentlichen Bestandteile unterlagen dabei der Heiligung. Da die meisten Juden seit dem 7. Jahrhundert inmitten christlicher oder islamischer Kulturen lebten, flossen im Lauf der Geschichte Elemente dieser beiden Religionen ins Judentum ein.

Bedeutendster Grundzug des Judentums ist sein unbedingter Monotheismus. Zu allen Zeiten gingen die Juden davon aus, dass ein einziger transzendenter Gott die Welt erschaffen hat und ihre Geschicke lenkt. Mit dem Monotheismus verbindet sich die theologische Vorstellung, dass die eine göttliche Intelligenz die Welt verstehbar und auf ein Ziel hin geschaffen hat. Jeder menschlichen Erfahrung und jedem Ereignis wohnt eine Bedeutung inne. Traditionsbewusste Juden erkennen Gottes Geist sowohl in der natürlichen Ordnung, wie sie in der Schöpfung zum Ausdruck kommt, als auch im geschichtlichen Prozess, in dem Gott sich selbst offenbart. So zeigte sich derselbe Gott, der die Welt geschaffen hatte, den Israeliten am Berge Sinai. Äusserungen seines Willens, den er seinem Volk Israel kundtut, finden sich in der Thora, der „Weisung“, die Gebote (Mizvot) enthält, welche den Umgang der Menschen untereinander und ihr Verhältnis zu Gott regeln.

Die Juden gehen davon aus, dass zwischen Gott und dem Volk Israel ein Bund (Berit), eine Art vertragliche Übereinkunft, bestehe. Der Tradition zufolge trat Gott auf dem Berge Sinai in eine besondere Beziehung zu den Israeliten. Diese betrachten Gott als ihren alleinigen, obersten König und Gesetzgeber, dessen Regeln sie gehorchen, während Gott seinerseits Israel als sein auserwähltes Volk ansieht. Sowohl die Autoren der Bibel als auch spätere jüdische Traditionen stellten diesen Bund in einen universellen Zusammenhang. Danach repräsentierte das in Israel institutionalisierte Priesterkönigtum die mit den göttlichen Gesetzen übereinstimmende ideale soziale Ordnung, die als Modell für die gesamte Menschheit dienen könnte. Damit käme Israel im Verhältnis zwischen Gott und den Menschen eine Mittlerfunktion zu.

Der Gedanke des Bundes bestimmt zugleich die traditionelle Perspektive des Judentums in bezug auf Natur und Geschichte. Da Israels Wohlergehen von der Einhaltung der Gebote abhängt, resultieren sowohl Naturereignisse als auch historische Begebenheiten, die Israel unmittelbar betreffen, aus seinem eigenen Verhalten. Handeln und Schicksal stehen also in einem direkten kausalen Zusammenhang. Damit verschärft sich das Theodizeeproblem, die Frage nach dem Sinn des Leides, die untrennbar mit der Geschichte des jüdischen Volkes verbunden ist. So befasst sich u. a. das Buch Hiob mit der Frage, wie man angesichts von Ungerechtigkeit von einem gerechten und gütigen Gott sprechen kann. Zu Zeiten versuchten die Theologen eine Lösung herbeizuführen, indem sie auf das göttliche Gericht verwiesen, das nach dem Tod Wohlverhalten belohnt, Sünden bestraft und auf diese Weise die im Leben erlittene Ungerechtigkeit ausgleicht. Auch das Joch der Fremdherrschaft und des Exils fern vom Gelobten Land würden am Ende der Zeiten gesühnt. Sichtbares Zeichen hierfür wäre die Ankunft des Messias (mashiah: der Gesalbte), ein Sohn aus dem Hause König Davids, der von Gott ausgesandt wurde, um das Volk Israel zu erretten und ihm sein Land zurückzugeben. Der Messianismus, die Erwartung der Ankunft eines Heilbringers, die jeweils in Phasen äusserer Bedrängnis neue Nahrung erhielt, gehört seit frühester Zeit unmittelbar zur jüdischen Vorstellungswelt. Sie wurde in Krisenzeiten von einigen Gruppen, wie Pharisäern und Schriftgelehrten, mit der Überzeugung verbunden, der einzelne Jude könnte das Nahen des Erlösers beschleunigen, indem er die Schrift genau studiere und die göttlichen Gebote strikt einhalte.

Alle Traditionen des Judentums wurzeln in der Bibel. Diese trägt auch den Namen Tanchach, ein Akronym (Kunstwort, das aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildet wird) für ihre drei Bestandteile: Thora (die fünf Bücher Mose), Nebiim (die prophetischen Schriften) und Ketubim (weitere Texte). Es wäre jedoch verfehlt, das Judentum ausschliesslich als eine „Religion des Alten Testaments“ zu betrachten. In seiner heutigen Form geht es letztlich auf die rabbinische Bewegung im Palästina und Babylon der ersten Jahrhunderte christlicher Zeitrechnung zurück, weshalb man es auch als rabbinisches Judentum bezeichnet. Das Wort rabbi kommt aus der aramäischen und hebräischen Sprache und bedeutet „mein Lehrer“. So wurden die jüdischen Schriftgelehrten bezeichnet, die sich auch mit der Tradition auskannten. Sie behaupteten, Gott habe Moses auf dem Berg Sinai nicht nur die beschriebenen Gesetzestafeln, sondern überdies eine mündliche Thora gegeben, die in Form einer ununterbrochenen Kette von Meister zu Schüler überliefert worden sei und nun von den Rabbis bewahrt werde. Eine Zusammenfassung der mündlichen Tora bietet nach ihrer Meinung die Mischna („durch Wiederholung lehren und lernen“), das früheste rabbinische Dokument, das Ende des 3. Jahrhunderts in Palästina entstand. Der im 6. Jahrhundert verfasste Talmud („Lernen, Lehre“), auf den sich das rabbinische Judentum gründet, umfasst die Mischna sowie die ergänzenden Auslegungen der Gemara (aramäisches Wort gleicher Bedeutung), auf die sich zwei Schulen in Babylonien und Palästina konzentrierten.

Die frühen rabbinischen Schriften schliessen auch exegetische und homiletische Kommentare zur Bibel (Midrasch) sowie einige aramäische Übersetzungen des Pentateuch und weitere Bücher zur Schrift (Targum) ein. Mittelalterliche rabbinische Werke beeinhalten Kodifizierungen des Talmud. Höchste Autorität geniesst in diesem Zusammenhang das im 16. Jahrhundert veröffentlichte Kompendium Sulhan Aruk (Gedeckter Tisch) von Joseph ben Ephraim Karo. Das Studium der Thora umfasst nicht nur den Pentateuch, sondern die gesamte rabbinische Literatur.

Gläubige Juden verstehen das gesamte Leben als Dienst an Gott. Der Spruch „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen“ (Altes Testament, Psalm 16, 8), der auf der Vorderwand zahlreicher Synagogen steht, kennzeichnet die traditionelle jüdische Frömmigkeit.

Orthodoxe Juden beten dreimal am Tag: am Morgen (schaharit), am Nachmittag (minha) und am Abend (maarib). Zu diesen Zeiten brachte man früher Opfergaben im Tempel von Jerusalem dar, so dass das Gebet in gewissem Sinne den Tempeldienst nach der Zerstörung des Gotteshauses fortsetzt.

Als einzig festes Element enthalten alle jüdischen Gottesdienste eine Reihe von Benediktionen, im Stehen verrichtete, hymnische Gebete. Dazu gehören die Tepilla (Gebet) oder Amida (stehend), auch Schemone Esre (Achtzehngebet) genannt. An Wochentagen besteht dieses heute aus 19 Benediktionen, die 13 Bitten um Wohlergehen und messianische Erfüllung umfassen. Am Sabbat und an Festtagen werden die Bitten durch dem Anlass entsprechende Gebete ersetzt, die täglichen Bitten. Zu den Morgen- und Abendgebeten gehört überdies die Shema. Jeder Gottesdienst schliesst mit zwei messianischen Gebeten, dem Alenu sowie der Kaddisch, einer aramäischen Doxologie. Als Zeichen seiner Ergebenheit trägt der erwachsene männliche Vorbeter während des Morgengebets einen Gebetsmantel (tallit) mit Quasten (sisit) sowie das Tefillin, an einem Ledergehäuse befestigte Gebetsriemen. Beide leiten sich aus Passagen der Schrift ab. Am Türpfosten eines Hauses erinnern die amulettartigen Mezuza an Gottes Allgegenwart. Als Zeichen des Respekts vor Gott bedecken die Juden ihren Kopf während des Gebets mit einem Hut oder einem Gebetskäppchen (kippa; jiddisch: yarmulke). Fromme Juden halten ihren Kopf sogar ständig bedeckt, um auf Gottes stetige Präsenz zu verweisen.

Das Studium der Thora, in der sich nach jüdischer Auffassung der Wille Gottes offenbart, zählt im rabbinischen Judentum ebenfalls zum Dienst an Gott. Während des täglichen Morgengebets rezitieren die Gläubigen Stellen aus der Heiligen Schrift und dem Talmud. Am Montag- und Donnerstagmorgen erfolgt das Entnehmen der Thora (der fünf Bücher Mose) aus dem Schrein am Kopf der Synagoge im Rahmen einer feierlichen Prozession vor dem Gottesdienst. Die wichtigsten liturgischen Lesungen der Thora finden am Sabbat und an Festtagen statt. Im Verlauf eines Jahres wird der gesamte Pentateuch am Sabbat rezitiert. Der Zyklus beginnt im Herbst am Ende des Laubhüttenfestes. Die einzelnen Lesungen beinhalten die für den jeweiligen Tag vorgesehenen Themen und Gebete, die am Sabbat und an Feiertagen durch Rezitationen aus den Prophetenbüchern ergänzt werden. Das öffentliche Rezitieren der Schrift macht einen Grossteil des Gottesdienstes aus und stellte ursprünglich wohl auch die eigentliche Aufgabe der Synagoge dar.

Über die üblichen Gebete hinaus rezitieren gläubige Juden im Verlauf des Tages eine Vielzahl von Benediktionen. Nach jüdischer Auffassung gehört die Erde Gott, und die Menschen verwalten sie nur als Bauern oder Gärtner. Ehe sie ihre Früchte ernten, danken sie Gott, den sie als ihren eigentlichen Besitzer ansehen.

Die jüdischen Speisegebote gehen auf den Tempelkult zurück. Der häusliche Esstisch wird analog zum Altar des Herrn aufgebaut. Bestimmte Tiere gelten als unrein und dürfen daher nicht gegessen werden (Altes Testament, Deuteronomium 14, 3-21). Hierzu zählen Schweine und Fische ohne Flossen oder Schuppen. Erlaubt (koscher) ist das Fleisch von Tieren mit gespaltenen Hufen, die ihr Futter wiederkäuen, jedoch nur, wenn der Schlachter strenge Regeln beachtet und das gesamte Blut vor dem Verzehr vollständig entfernt hat. Fleisch und Milchprodukte dürfen nicht zusammen verzehrt werden.

Der liturgische Kalender der Juden richtet seine Zeiteinteilung nach den Vorschriften der Thora und den Traditionen des Tempelkultes. Am siebten Tag, dem Sabbat, soll die Arbeit ruhen. An diesem Tag erweisen die Juden ihrem Schöpfer die Ehre. Sie verbringen den Sabbat mit Gebeten, Bibelstudien, Erholung und beim gemeinsamen Mahl im Familienkreis. Wie an Festtagen gibt es auch am Sabbat einen zusätzlichen (musaf) Gottesdienst in der Synagoge, der mit einer Opferhandlung in Verbindung steht, die früher im Tempel ausgeführt wurde.

Das jüdische Jahr umfasst fünf grosse und zwei kleine Feste. Drei der Hauptfeiern wurzeln in der bäuerlichen Kultur und folgen dem Rhythmus der Jahreszeiten. Passah, das Frühlingsfest, markiert den Beginn der Gerstenernte, die 50 Tage später mit dem Wochenfest (Fest der Schnitternte) endete. Durch das Lesefest wird die Herbsternte gefeiert, der eine zehntägige Phase der allgemeinen Reinigung vorausgeht. Passah erinnert an den Exodus aus Ägypten, Shawuot an die Übergabe der Gesetzestafeln auf dem Berge Sinai, weshalb zu diesem Anlass die feierliche Verlesung der Zehn Gebote in der Synagoge gehört. Die zehn Tage währende Busszeit vor dem Herbstfest beginnt mit Rosh Haschana, der Neujahrsfeier, und endet mit Jom Kippur, dem Versöhnungstag. Nach alter Tradition wird die Welt an jedem Neujahrstag gerichtet und der Bund am Versöhnungstag von neuem besiegelt. Am Neujahrstag ruft ein Widderhorn (schofar) das Volk zur Busse auf. Der Versöhnungstag, der heiligste Tag des jüdischen Kalenders, dient dem Fasten, dem Gebet und der Beichte. Seine Liturgie beginnt mit dem Klagegesang des Kol Nidre und schliesst eine Erinnerung an den Ritus dieses Tages (avoda) im Tempel ein.

Die beiden kleineren Feste, Chanukka und Purim, entstanden später als die fünf vom Pentateuch vorgeschriebenen Feiern. Chanukka, das Tempelweihfest, feiert den Aufstand der Makkabäer gegen den syrischen König Antiochus IV. 165 v. Chr. und die anschliessende Weihe des zweiten Tempels. An Purim (Losfest) wird die Befreiung der persischen Juden durch Esther und Mordekai gefeiert. Auf dem Höhepunkt dieses Festes, das einen Monat vor Passah stattfindet, wird die betreffende Schriftrolle (megilla) in der Synagoge verlesen. Vier Fastentage, die Ereignisse im Rahmen der Belagerung und Zerstörung der beiden Tempel in den Jahren 586 v. Chr. und 70 n. Chr. wachrufen, vervollständigen das liturgische Jahr. Der wichtigste trägt den Namen Tishah b’Ab und erinnert an die zweimalige Zerstörung des Tempels.

Im Judentum ist die Beschneidung der männlichen Kleinkinder als Teil des Bundes von Abraham mit Gott vorgeschrieben. Nach dem Gesetz der Leviten muss jeder männliche Jude unter Androhung der Ächtung durch die Gemeinschaft von Israel am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten werden. Die Juden bedienen sich eines Mohel, eines Mannes, der über die verlangten chirurgischen Fähigkeiten verfügt sowie den religiösen Hintergrund der Beschneidung kennt. Nach einem rituellen Gebet beschneidet der Mohel das Kind, gibt ihm seinen Namen und segnet es.

Mit 13 Jahren erreichen sie die Volljährigkeit und übernehmen von da an selbst die Verantwortung für die Beachtung aller Gebote (Bar-Mizwa). Auch dürfen sie dann zum ersten Mal in der Synagoge aus der Thora vorlesen. Mädchen sind mit zwölf volljährig und feiern dies in modernen, liberalen Synagogen mit dem gleichen Ritus wie die Jungen. Im 19. Jahrhundert führte die Reformbewegung die Konfirmation für junge Männer und Frauen ein. Sie findet während des Wochenfestes statt und beinhaltet ein Bekenntnis zu dem am Berge Sinai geoffenbarten Glauben. Den nächsten Wendepunkt im Leben eines gläubigen Juden stellt die Hochzeit (kidduschin: Heiligung) dar. Die sieben Vermählungsbenediktionen schliessen Bittgebete für den Wiederaufbau von Jerusalem und die Rückkehr des jüdischen Volkes nach Zion ein. Desgleichen bettet der jüdische Bestattungsritus die Hoffnung auf die Auferstehung des Toten in ein Gebet für die Erlösung des gesamten Volkes ein. Fromme Juden lassen sich in ihrem tallit (Gebetsmantel) begraben.

Quelle: www.wort-gottes.ch

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