Religionen in Geschichte und Gegenwart
Ein Informationssystem zu den heutigen Religionen
und ihren Ursprung
Semitische Religion
12000-2000 v. Chr.
Der Ursprung dieser Glaubensform reicht so weit in die Ursprünge der Menschheit zurück, dass man heute ihre Herkunft nicht kennt. Gemäss archäologischen Funden nimmt man an, dass sie im ganzen mesopotamischen Raum einschliesslich Nordafrika, Kleinasien, heutiges Arabien praktiziert wurde und sich über den Indischen Kontinent bis zur Mongolei erstreckte. Dieser wahrscheinlich monotheistische (später henotheistisch) Kult wurde vorwiegend in Herrscherlosen Gegenden, also unter den überall verstreuten Nomadenstämmen praktiziert. Hinter Mauern der später entstandenen Hochkulturen wie Sumer, Akkad und Babylonien bildeten sich neuere Formen dieser semitischen Religion (siehe Sumerische Religion). Das bedeutendste Merkmal dieser semitischen Glaubensform war der Ahnenkult.
Ahnenkult, Verehrung verstorbener Angehöriger, die dem Glauben nach spirituelle Wesen geworden sind. Er beruhte auf dem Glauben, dass die Ahnen tätige Mitglieder der Gesellschaft sind, die noch immer an den Angelegenheiten ihrer lebenden Verwandten interessiert sind.
Die Ahnen werden als Mittler zwischen dem höchsten Gott (später auch den Göttern) und den Menschen betrachtet, die mit den Lebenden durch Träume oder Inbesitznahme ihrer Körper in Kontakt treten können. Die Haltung gegenüber den Ahnen schwankt zwischen Furcht und Verehrung. Werden die Vorfahren vernachlässigt, können sie Krankheiten und anderes Unglück verursachen. Die Lebenden können mit ihren Ahnen durch Sühne, Demutsbezeugungen, Bittgebete und Opfer Verbindung aufnehmen.
Der Ahnenkult ist eine noch heute weitverbreitete, jedoch keine universelle Erscheinung. Spuren findet man fast in allen Religionen der Welt (z.B. wenn Verstorbene als Mittler in Form von Engeln zwischen Gott und dem Menschen kommunizieren). Der Ahnenkult ist heute noch gut belegt für westafrikanische Gesellschaften (Bantu und Shona), für Polynesien und Melanesien (Dobu und Manu), mehrere indoeuropäische Völker (die alten Skandinavier und Germanen) und besonders für China und Japan. Im allgemeinen herrscht dort der Glaube, dass die Vorfahren starke Autorität besitzen, der ihnen eine besondere Macht verleiht und ihnen ermöglicht, den Lauf der Dinge zu beeinflussen oder über das Wohlergehen ihrer lebenden Verwandten zu wachen. Der Schutz der Familie ist eines ihrer wichtigsten Anliegen.
Der Ahnenkult ist ein Indikator für den Stellenwert, den die häusliche Gemeinschaft einnimmt, und zeugt von den starken Banden zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Glaubensüberzeugungen und Praktiken im Umkreis dieses Kultes tragen zur inneren Verflechtung der Familie bei, rechtfertigen die herkömmliche politische Ordnung und fördern die Achtung gegenüber den noch lebenden Alten. Manche Wissenschaftler deuten ihn auch als Quelle für persönliches Wohlergehen sowie für gesellschaftliche Harmonie und Stabilität.
Das Ziel der ältesten Religion war nicht die Erlösungstheorie, viel mehr ging es darum, das Leben nach ihren Pflichten zu Gott zu gestalten. Durch gute Taten, so glaubten sie, würde ihnen das Tor zum Garten Gottes geöffnet. Diese Tempellose Religion war der Ursprung aller Religionen, vor allem aber der drei monotheistischen Religionen: das Christentum, der Islam und das Judentum. Es gab keine bekannten Dogmen der Semitischen Religion. Erwähnt wurde diese Glaubensform später auf sumerischen Tontafeln, welche das Volk beschrieben, die nicht in den Hochkulturen selbst lebten, sondern von den Schreibern "die, die von Ort zu Ort ziehen" genannt wurden.
Quelle: www.wort-gottes.ch